Es geht um Arbeitsplätze in der Rotation des Bonner „General-Anzeiger“: Mitte Februar hat der Geschäftsführer der Bonner Zeitungsdruckerei und Verlagsanstalt H. Neusser GmbH die Schließung des Traditionsbetriebes verkündet. Vierzig Stammbeschäftigten und ebenso vielen Leiharbeitern droht die Kündigung. Dagegen protestieren Beschäftigte und ver.di. Der Betriebsrat hatte im vergangen Herbst die Übernahme des Betriebes durch die Mitarbeiter vorgeschlagen. ver.di will weiter über Beschäftigungssicherung verhandeln. Mit einer Petition soll die Geschäftsführung an den Verhandlungstisch zurückgerufen werden.
Betriebsrat und Beschäftigte beim „General-Anzeiger“ waren seit längerem alarmiert. Durch Auflagenverlust sank die Auslastung der verlagseigenen Druckerei in Bonn-Dransdorf. Doch verteidigte die gemeinsame Interessenvertretung die Vorteile der „positiven Struktur“ mit Redaktion, Druckerei und Verlag an einem Standort. Sie erarbeitete 2015 ein Konzept für die Überführung der Rotation in eine mitarbeitergeführte Gesellschaft. Betriebsratssprecher Hinrik von Normann erläuterte das als Initiative von unten gegen übliches Outsourcing und Unternehmenszersplitterung (siehe Beitrag in Druck+Papier).
ver.di war bereit, eine Machbarkeitsstudie für das alternative Modell zu finanzieren. Doch hat Geschäftsführer Thomas Regge alle entsprechenden Vorschläge jetzt verworfen und die Schließung der Druckerei angekündigt. Der „General-Anzeiger“ soll künftig von Dienstleistern hergestellt werden. Von der Fremdvergabe erhofft man sich mehrere hunderttausend Euro Einsparungen pro Jahr. Für die Beschäftigten in Druckerei und Weiterverarbeitung sei das eine Katastrophe. Viele aus der Stammbelegschaft sind zwischen 50 und 58 Jahre alt und seit vielen Jahren im Betrieb. Ihnen drohe Altersarmut, das müsse verhindert werden, so Betriebsratsvorsitzende Imke Habegger. Die Redakteurin verweist auch auf Konsequenzen für die redaktionellen Abläufe. So müsse der Redaktionsschluss des in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis regional verwurzelten Blattes vorverlegt werden, wenn der Druckstandort weiter entfernt liege.
ver.di fordert die Geschäftsführung zu Tarifverhandlungen über Beschäftigungssicherung auf. Teil des Angebots ist eine Absenkung der wöchentlichen Arbeitszeit ohne Lohnausgleich, weitere kostensenkende Maßnahmen seien denkbar. Zumindest soll über einen Sozialtarifvertrag verhandelt werden, um für die Betroffenen die schlimmsten Härten des Arbeitsplatzverlustes abzumindern.
Die Petition kann hier unterschrieben werden.