„Europe goes Radio“ in M 8 – 9 / 2004
Schön, dass in M auch mal gute Aktionen des Privatfunks lobend erwähnt werden – wie die Initiative von Eurocast zu einem Austauschprogramm im Zuge der EU-Osterweiterung. Allerdings erwarte ich auch von einer medienpolitischen ver.di-Zeitschrift, dass Ross und Reiter genauer benannt, Motive kritisch hinterfragt werden.
Im konkreten Fall hätte der Artikel an Profil gewonnen und wäre der Wahrheit näher gekommen, wenn erwähnt worden wäre, dass Eurocast im wesentlichen eine von Springer-Radios (PSR, RSH, r.s.2) dominierte Firma ist. Diese expandiert seit Jahren nicht nur in Westeuropa, sondern tätigt auch lukrative Investments in den privatisierten Ost-Hörfunkmärkten. Natürlich im harten Wettstreit mit bzw. als Gegenreaktion auf die Europa-Expansion privater Konkurrenten wie der RTL Radio Group und des französischen NRJ-Konzerns (Energy-Radios). Regiocast als deutsches Pendant zu Eurocast ist erst letztes Jahr unter Springer-Führung entstanden – Ausdruck der stillen Konzentrationsprozesse am deutschen Hörfunkmarkt.
Dirk van Lohs Motive zum europaweiten Mitarbeiter-Erfahrungs-Austausch sind persönlich sicher ehrenwert, aber er handelt auch als Eurocast / Regiocast-Manager. Und das heißt, der Know-how-Transfer zwischen den verschiedenen Radiostationen dient letztlich der Profitmaximierung. Zweistellige Kapitalrenditen sind noch steigerbar – ohne dass die zwischen Warschau, Berlin und London gecoachten Mitarbeiter wesentliche Gehaltssteigerungen erfahren. Von tarifvertraglicher Absicherung ganz zu schweigen!