Editorial: Maiengedenken

Der Mai ist alljährlich ein Monat des Gedenkens. Anlass, Rückschau zu halten, um den Blick auf Gegenwart und Zukunft zu schärfen. In diesem Jahr gilt das besonders! 60 Jahre nach der Befreiung vom Faschismus – nach Endes des Krieges am 8. Mai – gibt «M» eine kurze Analyse der Presseentwicklung in Deutschland: ein exemplarischer Medienausschnitt (Titel S. 8 -11). Und es wird noch eine zweite Zäsur gemacht: Was ist geblieben vom Zeitungsfrühling im Osten Deutschlands rund 15 Jahre nach dem Mauerfall (S. l2 / 13)?

Nachdem der ostdeutsche Kuchen weitgehend aufgeteilt ist, haben sich auch deutsche Medienkonzerne im erweiterten Europa den Nachbarländern im Osten zugewandt. Dem „demokratischen Zufall“ soll dabei offenbar wenig überlassen bleiben. Ein Strategiepapier der Bertelsmann-Stiftung in Vorbereitung der Präsidentschaftswahlen in Weißrussland belegt sehr anschaulich, wie ein Konzern Politik macht (S.14 /15).

Gradmesser für die Demokratie in einem Land ist die Presse- und Meinungsfreiheit. Die Bilanz am 3. Mai, Tag der Pressefreiheit, fällt jedoch ernüchternd aus: Staatliche Medienkontrolle, Erscheinungsverbote, Gefängnis und Mordaufträge prägen vielerorts noch Journalistenalltag und gesellschaftliches Leben (S. 16 /17).

Nur selten ein Thema für die Medien sind Menschen mit Behinderungen, in Europa sind das 40 Millionen. Zu ihnen gehört Skateboarder Og de Souza. Nicht zuletzt deshalb wird am 5. Mai europaweit mit vielfältigen Aktionen auf die Barrieren aufmerksam gemacht, die Behinderte im Alltag davon abhalten, gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben (S. 18 /19).

Rundfunkfreiheit ist ein Ergebnis der demokratischen Entwicklung in Deutschland der letzten 60 Jahre, gestärkt durch die laufende Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts. Dennoch steht der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit seiner verbrieften Programmautonomie mehr den je unter Druck der Europäischen Union. Vize-ver.di-Vorsitzender Frank Werneke beschreibt die Haltung von ver.di in diesem Konflikt (S. 20 / 21).

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Fakten, Fame und Follower

Im Netz dominiert mittlerweile der Content, den kommerzielle BigTech-Plattformen pushen. Er ist nicht mehr gebunden an eine „öffentliche Aufgabe“ von Journalismus, nämlich durch Information und Fakten zur Selbstverständigung der Gesellschaft beizutragen.
mehr »

Faktenbasiert, aufklärend, machtkritisch

Der Journalist Georg Restle ist seit 2012 Leiter und Moderator des Politmagazins Monitor in der ARD. Der studierte Jurist tritt für einen „werteorientierten Journalismus“ ein. Mit M sprach er über Fakenews, Fehlerkultur und journalistische Resilienz.
mehr »

Medienkompetenz live und vor Ort

Daß Medienkompetenz nicht nur digital, sondern auch im real life vermittelt werden kann  zeigt ein Projekt aus Berlin. Durch aktive Medienarbeit möchte das Meko Neukölln Kinder und Jugendliche darin stärken, ihre Stimme zu erheben, sich einzubringen und an der Gesellschaft teilzuhaben. Die Angebote sollen die Teilnehmenden befähigen, sich selbst auszudrücken und ihre Sichtweisen und Erfahrungen zu teilen.
mehr »

Erziehung zur digitalen Mündigkeit

Wie kann man Kinder und Jugendliche bei der Social-Media-Nutzung vor Gefahren wie Cybergrooming oder -mobbing schützen, ohne ihnen Teilhabe- und Befähigungschancen in der digitalen Welt zu verbauen? Die aktuelle Debatte wird hitzig geführt. Antworten reichen von einem Verbot für Tiktok, Instagram und Co für unter 16-Jährige bis hin zur Stärkung von „digitaler Mündigkeit“ der User und rechtlicher Regulierung der Anbieter.
mehr »