Völlig unerwartet verstarb im Februar der Berliner Journalist Jens Brüning. Sein Tod ist für die Freien im rbb ein großer Verlust. Jens Brüning war nie derjenige, der zu Brandreden neigte und Missstände lautstark geißelte. Sein Ton blieb immer bedächtig, ironisch, manche sagen auch lakonisch dazu.
Jens Brüning war Zeit seines Lebens freier Autor und damit auch den diversen Unbilden der verschied enen ARD-Anstalten ausgesetzt. Manchmal verzweifelte er, wenn er mal wieder feststellte, dass jemand, der so arbeitete wie er, große Schwierigkeiten hat, wenigstens einen Teil der ihm zustehenden tariflichen Leistungen zu bekommen. Auch wenn der rbb ihn nun als „großen“ Journalisten würdigt, hatte Jens Brüning wie viele Freie mit der prekären Beschäftigungslage zu kämpfen. Trotzdem passte er seine Themen nie dem Mainstream an. Er versuchte vor allem, die Autorinnen und Autoren, die während der Nazizeit emigrieren mussten, dem Vergessen zu entreißen. Für die Freien Kolleginnen und Kollegen setzte er sich bereits zu *RFFU-Zeiten ein – einige Jahre offiziell als Freienvertreter. Er machte als Gewerkschaftsmitglied die Fusion zur IG-Medien und später zu ver.di klaglos mit. Er besuchte regelmäßig – auch dieses klaglos – die selten „vergnügungssteuerpflichtigen“ Versammlungen des Senderverbandes. Er war einfach immer da. Er war – kurz vor seinem Tod – auch da, um dem Nachwuchs für eine Examensarbeit Rede und Antwort über die Veränderungen in SFB, ORB und rbb zu stehen. Wer – wenn nicht er – hatte einen Überblick über die sich ständig erweiternden Anforderungen im Hörfunk.
Dieser stille, verlässliche Kollege wird uns fehlen.
ver.di Senderverband im rbb
*RFFU: Rundfunk-Fernseh-Film-Union bestand von 1968 – 1989, ging im April ‘89 mit den anderen Verbänden der DGB Gewerkschaft Kunst über in die IG Medien