Tarifsteigerungen beim HR, BR und RBB

Deutsche Welle lehnt Sockelbetrag für alle ab

Im Hessischen Rundfunk (HR) wurde am 11. Oktober ein Tarifabschluss erzielt. Danach steigen die Gehälter ab 1. Januar nächsten Jahres um 2% sowie um weitere 2,3% ab 1. Januar 2013. Der Familienzuschlag erhöht sich auf 117 Euro. Die ebenfalls ausgehandelte Einmalzahlung (350 Euro) wird gesplittet: 150 Euro gibt es mit dem Dezembergehalt, die restlichen 200 Euro werden aufgeteilt auf ein noch abzuschließendes Zeitwertkonto für alle, die unter den Versorgungstarifvertrag (VTV) fallen. Den Freien wurde ein wertgleiches Volumen zugesagt. Die 24-monatige Gesamtlaufzeit des Vertrages endet am 30. September 2013.

Aufreger am Rande: HR-Intendant Helmut Reitze hatte seine Zustimmung zum ausgehandelten Tarifvertrag zunächst verweigert und eine Arbeitszeitverlängerung auf 40 bis 42 Stunden gefordert. Noch während ver.di im HR die Weichen auf Streik stellte, lenkte der Intendant schließlich ein.
Auch im Bayerischen Rundfunk (BR) einigten sich die Tarifparteien. Vorbehaltlich eines Abschlusses auch für die Gagenempfänger erhalten die Festangestellten eine lineare Erhöhung rückwirkend zum 1. April 2011 in Höhe von 1,9%. Der 1. Februar 2012 bringt eine Sockelerhöhung von 30 € und weitere 1,6%.
Sollte es nicht zum Abschluss eines Gagentarifvertrages bis Ende 2012 kommen, werden die Gehälter zusätzlich rückwirkend zum 1. Februar 2012 um weitere 0,2% erhöht. Die Gagen wird der BR einseitig entsprechend der Erhöhung der Gehälter anheben.
Bei den Freien wurde eine bloße Einmalzahlung zugestanden – allerdings nur, weil der BR sich bereit erklärt hat, in Tarifverhandlungen über ein Honorarraster einzutreten. Die Höhe der Einmalzahlung ist allerdings noch umstritten – die Verhandlung darüber vertagt auf den 16. November.
Auch der RBB hat am 3. November einen neuen Gehalts- und Honorartarifvertrag abgeschlossen. Vereinbart wurde für die Festangestellten eine rückwirkende Erhöhung der Gehälter zum 1. Oktober 2011 um 2,2%, am 1. Oktober 2012 steigen sie um weitere 2,1%. Der Familienzuschlag und die Vergütung der Auszubildenden steigen entsprechend. Dazu kommt eine soziale Komponente in den Vergütungsgruppen E bis L und für die Auszubildenden in Form einer Einmalzahlung von jeweils 130 Euro zum 1. Oktober 2011 und zum 1. Oktober 2012 – unabhängig von der vereinbarten Arbeitszeit. Bei den Freien werden die typischerweise gezahlten Honorare rückwirkend zum 1. Oktober 2011 um 2,2% und zum 1. Oktober 2012 um 2,1% erhöht. Die Kappungsgrenze und die Grenzen für die soziale Schutzbedürftigkeit werden entsprechend angepasst. Durch eine Protokollnotiz soll sichergestellt werden, dass die Honorarerhöhung keine Auftragskürzungen für die Freien nach sich zieht.
Bei der Deutschen Welle (DW) fand der erste Verhandlungstag um Gehalt und Honorar ein unbefriedigendes Ende: Das Angebot der Geschäftsleitung liegt noch weit unter den bisherigen Abschlüssen der anderen Rundfunkanstalten. Außerdem lehnt die DW eine soziale Komponente etwa in Form eines Sockelbetrages ab.
Radio Bremen will nicht über ein realistisches Gehaltsangebot auf ARD-Niveau sprechen. In einer „aktiven Mittagspause“ forderten die Beschäftigten die Geschäftsleitung nun zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf.

wen

Weitere aktuelle Beiträge

Vernetzte Frauen im Journalismus

Sich als Frau in einer Branche behaupten müssen, in der Durchsetzungskraft und Selbstbewusstsein entscheidende Faktoren sind: Für Generationen von Journalistinnen eine zusätzliche Belastung im ohnehin schon von Konkurrenz und Wettbewerb geprägten Beruf. Angesichts dieser Herausforderung sind Netzwerke und solidarische Bündnisse von großer Bedeutung. Der Journalistinnenbund (JB) hatte hierbei seit seiner Gründung im Jahr 1987 eine Vorreiterrolle inne. Sein Anliegen: Geschlechtergleichstellung in den Medien erreichen.
mehr »

In den eigenen Räumen etwas bewegen

Stine Eckert forscht zu Geschlechterkonstruktionen in den Medien am Institut für Kommunikationswissenschaft an der Wayne State University in Detroit. Ihr Buch „We can do better“ versammelt  „feministische Manifeste für Medien und Kommunikation“. Mit Ulrike Wagener sprach sie für M über die Verbindung zwischen Universitäten und Aktivismus und die Frage, wo Medien und Medienschaffende etwas verändern können.
mehr »

Hartes Brot: Freie im Journalismus

Freie Journalist*innen oder Redakteur*innen haben es häufig nicht leicht: Sie werden oft schlecht bezahlt, nicht auf Augenhöhe behandelt, Mails und Anrufe werden zuweilen ignoriert, sie warten auf Rückmeldungen zu Themenangeboten, Redaktionen sind in manchen Fällen für sie nicht zu erreichen. So geht es vielen Freien, egal, welches Medium.
mehr »

Smart-Genossenschaft für Selbstständige

Smart klingt nicht nur schlau, sondern ist es auch. Die solidarökonomische Genossenschaft mit Sitz in Berlin hat seit ihrer Gründung im Jahr 2015 vielen selbstständig Tätigen eine bessere und stärkere soziale Absicherung verschafft – genau der Bereich, der bei aller Flexibilität und Selbstbestimmtheit, die das selbstständige Arbeiten mit sich bringt, viel zu oft hinten runterfällt.
mehr »