Die Welt im 3D Fieber! – Eine Übertreibung? Durchaus nicht! Die Technik scheint derzeit die Menschen zu überrollen. Vieles hält jedoch noch nicht immer, was es verspricht. Inhalte bleiben ohnehin weit hinter den dreidimensional-hochauflösenden Darstellungen zurück. Beim beabsichtigten Kauf eines neuen Fernsehers hatte ich im Technikmarkt unversehens die neue Fernseh-Brille auf. Zu sehen war ein Trickfilm, der besonders gut die Effekte in 3D wirken lasse, erklärten mir zwei Verkäufer. Und der zusätzlich benötigte DVD-Player (deutsche 3D-TV-Sender sind nämlich noch gar nicht in Sicht!) müsse natürlich Blu-ray sein – neuester Standard. Noch sehr teuer, also nichts für den kleinen Geldbeutel. Frustrierend auch die Aussicht, dass drei Nachbarn mit brandneuen 3D-TV-Geräten verschiedener Hersteller gar keinen gemeinsamen dreidimensionalen Fernsehabend machen können – die Systeme und Brillen sind nicht kompatibel!
Angesicht solcher Realitäten lohnt ein kritischer Blick auf die Euphorie der 50. IFA. Ob Privatsender in verschlüsseltem HD mit Aufzeichungsbeschränkungen oder die verschiedenen Hybrid-TV-Systeme – alles auf den ersten Blick faszinierend, auf den zweiten nicht immer verbraucherfreundlich. Wer sich schon die Jubiläumsshow unter Berliner Funkturm antut, sollte sich in den Messehallen gründlich informieren, um beim nächsten Markt-Kauf nicht von Verkäuferenthusiasmus geblendet zu werden.
Immerhin urteilt das Computermagazin c´t, die neuen TV-Geräte könnten mit der räumlichen Darstellung im Kino ohne weiteres mithalten. Doch wohin steuert das sich digitalisierende Kino mit dem Hoffnungsträger 3D? Die Abkehr von der Filmrolle läuft auch in Deutschland auf Hochtouren. Besonders den kleineren Kinos machen die hohen Kosten zu schaffen – Fördermodelle greifen nur teilweise. Das „Phänomen 3D“ wird von Hollywood auf Biegen und Brechen forciert, schließlich geht es letztendlich um ein Geschäft. Aber wie weit ist die neue Technik schon erfolgreich oder setzt sie sich überhaupt in dem Maße durch, wie erhofft?
Als Disney dieser Tage seine „Toy Story 3“ in die amerikanischen Kinos brachte, soll die zweidimensionale Ausgabe mehr Geld eingespielt haben als die dreidimensionale Fassung. Daraufhin wurde sogar geunkt, dass der neue 3D-Trend schon wieder abebbt. Auf den Punkt hat es die Süddeutsche Zeitung gebracht: Man müsse „dem Publikum schon einen dauerhaft höheren Mehrwert bieten …, um ihm dauerhaft höhere Ticketpreise aufs Auge zu drücken – der Neuigkeitseffekt nutzt sich rapide ab“. Der Eindruck des Neuen ist ohnehin relativ, betrachtet man die Geschichte der stereoskopischen Projektion im Raum. Wo liegen die Wurzeln dieser Form der Tiefenwahrnehmung scheinbarer Realität? Medienwissenschaftlerin Daniela Kloock beschreibt das entgrenzte Bild und seine Wirkung auf den Betrachter.
Augenmaß ist gefragt, wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk künftig mit weniger Gebühren auskommen muss. Denn hier geht es in erster Linie um die Inhalte und deren Qualität. Möglichst keine Abstriche und schon gar keine Kahlschläge soll es geben, wird versprochen.