Equal Pay auch in den Medien durchsetzen

Equal-Pay-Day, hierzulande immer noch im März, gab es bereits bei schönerem Wetter.
Foto: Christian von Polentz

Der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen betrifft auch den Journalismus: „Journalistinnen liegen im Einkommensvergleich deutlich unter ihren männlichen Kollegen. Außerdem haben sie nach wie vor zu wenig Chancen, in den Chefetagen der Medienhäuser Karriere zu machen“, kritisiert Tina Groll, die Bundesvorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di, anlässlich des heutigen Equal-Pay-Days.

„Gerade unter den Freien führt der Versuch, sich mit niedrigeren Honoraren abspeisen zu lassen und dafür Beruf und Familie unter einen Hut zu kriegen, in eine Abwärtsspirale, die in Altersarmut mündet. Aus dieser Spirale heraus helfen Transparenz und Tarifverträge“, so Groll. In Arbeitszeit umgerechnet führe die Einkommensdifferenz von 21 Prozent zwischen Männern und Frauen im bundesweiten Durchschnitt dazu, dass Frauen bis zum 18. März arbeiten müssten, ohne dafür entlohnt zu werden. Deutschland liegt mit dieser Differenz im internationalen Vergleich auf den hinteren Plätzen.

Wer eerfahren wolle, ob er oder sie im Vergleich zu wenig verdient und ob Geschlechterdiskriminierung vorliege, müsse zunächst einmal wissen, wie viel andere verdienen. Das sei zum Beispiel in Tarifverträgen klar geregelt. Über selbststaendigen.info, das Beratungsnetz für Solo-Selbstständige, biete ver.di Freien die Möglichkeit, Honorare zu vergleichen. „Dabei setzen wir darauf, dass sich möglichst viele an der entsprechenden Umfrage beteiligen.“ Das Entgelttransparenzgesetz hingegen helfe den Kolleginnen nicht wirklich weiter, weil es in zu vielen Fällen nicht angewendet werden kann. „Um tatsächlich konsequent juristisch gegen Entgeltungleichheit vorgehen zu können, bedarf es grundlegender politischer Korrekturen“, forderte Groll.

Die dju-Vorsitzende verwies auf eine Studie der Deutschen Journalisten Schule (DJS), die deutliche Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen im Journalismus belege: „Medien haben eine Vorbildfunktion in der Vermittlung von Rollenbildern“, so Groll. Deshalb müssen auch die Redaktionen endlich weiterkommen und die Lücken in ihren Reihen schließen, „damit überkommene Vorstellungen endlich ad acta gelegt werden können“. machte Groll deutlich.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Mediatheken löschen ihre Inhalte

In Zeiten von Video-on-demand, Streaming und Mediatheken haben sich Sehgewohnheiten verändert. Zuschauer*innen  gucken wie selbstverständlich Filme, Serien, Dokus oder Nachrichten online. Private und öffentlich-rechtliche Fernsehsender pflegen daher inzwischen umfangreiche Mediatheken. Sendung verpasst? In den Online-Videotheken der TV-Anstalten gibt es nahezu alle Medieninhalte, um sie zu einem passenden Zeitpunkt anzuschauen, anzuhören oder nachzulesen. Irgendwann werden sie dann aber gelöscht.
mehr »

Fehlender Schutz für Journalistinnen

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen fordert die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di von der Politik und Arbeitgebern endlich mehr Schutz für Frauen in den Medien. Die Zahlen von Gewalttaten an Frauen sind sowohl online als auch offline gestiegen. Der Lagebericht 2023 der Bundesregierung zu geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichteten Straftaten zeigt: Besonders hoch ist der Anstieg bei frauenfeindlichen Straftaten im Zusammenhang mit politisch motivierter Kriminalität - 322 Straftaten - 56,3 Prozent mehr als noch in 2022.
mehr »

Neues vom Deutschlandfunk

Auch beim Deutschlandfunk wird an einer Programmreform gearbeitet. Es gehe etwa darum, „vertiefte Information und Hintergrund“ weiter auszubauen sowie „Radio und digitale Produkte zusammen zu denken“, erklärte ein Sprecher des Deutschlandradios auf Nachfrage. Damit wolle man auch „auf veränderte Hörgewohnheiten“ reagieren.
mehr »

Nicaraguas bedrohte Medien

Die Diktatur des nicaraguanischen Präsidentenpaars Daniel Ortega und Rocio Murillo hat in den letzten Jahren immer mehr Journalist*innen ins Exil getrieben. Unter erschwerten Bedingungen berichten Menschen wie Lucía Pineda vom Nachrichtenkanal "100% Noticias" oder Wendy Quintero nun aus dem Ausland. Für diese Arbeit nehmen sie stellvertretend für viele andere am 26. November 2024 den Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung entgegen.
mehr »