Schon entdeckt? Bliq

Info

Engagierte Medien abseits des Mainstreams gibt es zunehmend mehr. Sie sind hochinteressant, aber oft wenig bekannt. Deshalb stellt M in jeder gedruckten Ausgabe und auf M Online einige davon vor.

Was auf den ersten Blick fremd erscheint, ist oft gar nicht so fremd“, sagt Julia Ley, eine der Gründerinnen des Medienblogs BLIQ. Deshalb habe man auch den programmatischen Titel mit dem „Q“ im Namen verfremdet und wolle anregen, den eigenen Blick kritisch zu hinterfragen – beim Schreiben und beim Lesen von Berichten über Muslim*innen, Rom*nja, Jüd*innen, People of Color und anderen, die in deutschen Medien einseitig und diskriminierend dargestellt werden. „Wir sind eine Schnittstelle zwischen medienkritischen Angeboten wie auf übermedien.de und Diversity-Journalismus, der aus einer anderen Perspektive informiert“, so Ley, die BLIQ 2019 zusammen mit ihrer Kollegin Nabila Abdel Aziz gründete. Die Berichterstattung über Muslim*innen habe die beiden Münchner Journalistinnen „jahrelang geärgert“. Finanziert durch das Programm “Demokratie Leben” des Bundesfamilien­ministeriums bauten sie dann ihren Medienblog mit Fokus Islam auf, der im September 2019 an den Start ging.

Damals erschienen beispielsweise zwei kontroverse Debattenbeiträge zur Islamkritik, die für Radikalisierungsexperte Ahmad Mansour Ausdruck von Meinungsfreiheit ist, für die Publizistin Lamya Kaddor aber verkappter Rassismus. „Wer Rechtspopulismus bremsen will, muss Islamfeindlichkeit bekämpfen“, kommentierte Medienforscher Kai Hafez. In einem Video sprachen Kabarettistin Idil Baydar, Publizistin Kübra Gümüşay und andere über „Islam und die Medien“. Als die Förderung Anfang 2020 auslief, arbeitete das siebenköpfige BLIQ-Team ehrenamtlich weiter, erzählt Ley. Man treffe sich immer dienstags zur Redaktionskonferenz, um über Themen und Finanzierung zu sprechen. Je nachdem, ob sie Autor*innen finden, die auch ohne Honorar schreiben, veröffentlichen sie einmal pro Woche einen neuen Beitrag auf der Website. BLIQ ist aber auch auf Instagram, Facebook und Twitter präsent. Für eine weitere Professionalisierung ihrer Arbeit sammeln sie Spenden.

Seit Mai ist BLIQ ein Projekt der Neuen Deutschen Medienmacher*innen, die das Team organisatorisch und technisch unterstützen. Der Themenfokus hat sich mit dem Wechsel erweitert. So gibt es etwa ein Interview mit einem Neonazi-Aussteiger, der erzählt, wie er und seine „Kameraden“ Medien instrumentalisiert haben oder mit Ciani-Sophia Hoeder, die mit „RosaMag“ ein Magazin für Schwarze Frauen gründete. Weitere Artikel thematisieren Antiziganismus in den Medien oder wie zwei Social-Media-Redakteurinnen mit Minderheitenhetze im Netz umgehen. Demnächst wolle ihr Team „kritisches Weißsein“ thematisieren. Danach hat Rassismus weniger mit der Hautfarbe zu tun, als vielmehr mit gesellschaftlichen Machtverhältnissen. „Weiße“ sehen sich als Norm und denken nicht über ihre damit verbundenen Privilegien nach.

 

 

 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Fakten for Future

Menschen jeden Alters machen sich Sorgen um die Zukunft unseres Planeten. Carla Reemtsma ist Klimaschutzaktivistin und Mitorganisatorin des Schulstreiks Fridays for Future („Klimastreik“) in Deutschland. Als Sprecherin vertritt sie die Bewegung auch in der medialen Öffentlichkeit. Wir sprachen mit ihr über Kommunikationsstrategien, Aktivismus und guten Journalismus.
mehr »

Games: Welcome to Planet B

Die Bürgermeisterin muss sich entscheiden: Soll zuerst ein Frühwarnsystem vor Springfluten eingerichtet oder neue Möglichkeiten zum Schutz vor Hitze geplant werden? Und sollen diese neuen Schutzmaßnahmen besonders günstig oder lieber besonders nachhaltig sein? Was wie Realpolitik klingt ist ein Computerspiel. Denn immer mehr Games setzten sich auch mit Umweltthemen auseinander.
mehr »

Neue Perspektiven für Klimajournalismus

Besondere Zeiten brauchen einen besonderen Journalismus – ein Motto, dass das im Juli gelaunchte deutschsprachige Medienprojekt „Neue Zukunft“ nicht aus werbestrategischen Gründen ausgegeben hat. Die Klimakrise und die Klimagerechtigkeitsbewegung erhalten in vielen Medien der Schweiz, Österreichs und Deutschlands ihrer Meinung nach nicht genügend Aufmerksamkeit. Gerade Gerechtigkeitsfragen erhöhen den Handlungsdruck im Zusammenhang mit den Folgen menschlichen Raubbaus an Ressourcen und Umwelt.
mehr »

Klimaleugnung in den Medien

Rechtspopulistische Bewegungen machen weltweit mobil gegen den Klimaschutz. Sie zeigen sich „skeptisch“ gegenüber dem Klimawandel und lehnen klima- und energiepolitische Maßnahmen ab. Ein Widerspruch: Obgleich „Klimaskepsis“ und die Leugnung des menschengemachten Klimawandels vielfach zentrale Positionen der politischen Rechten markieren, existieren auch gegenläufige Tendenzen in Bezug auf Umwelt- und Naturschutz. Denn auch Rechte waren stets in Umweltbewegungen zugegen. Das hat Tradition.
mehr »