Zeitungsmarkt in Hessen neu aufgeteilt

Zeitungen

Foto: pixabay

Die beiden in Hessen dominierenden Zeitungsgruppen wollen sich den Markt der Tageszeitungen und Anzeigenblätter neu aufteilen. Der Medienkonzern VRM (Mainz) plant den „Usinger Anzeiger“ sowie weitere Blätter in der Region Wetterau/Vogelsberg an die Ippen-Gruppe zu verkaufen. Im Gegenzug will die VRM nach vorliegenden Informationen von der Ippen-Gruppe das „Rüsselsheimer Echo“ sowie die „Nassauische Neue Presse“ in Limburg übernehmen. Für ver.di ein beispielloses „Tauschgeschäft zur Aufteilung des Zeitungsmarktes in Hessen“.

„Hier sollen Traditionsblätter und ihre Belegschaften hin- und hergeschoben werden, um die Marktmacht der beiden großen Medienhäuser weiter auszubauen“, sagte Ellen Sandrock-Becker vom ver.di-Fachbereich Medien in Hessen. Darüber könne auch nicht die in bester Managersprache gelieferte Begründung für den Deal hinwegtäuschen. Die VRM hatte gestern mitgeteilt, bei den in den Regionen Gießen, Usingen, Wetterau und Vogelsberg erscheinenden Zeitungen und Anzeigenblättern sehe man aus Konzernsicht „nicht mehr die erforderlichen Synergie- und Transformationspotentiale“.

Aus Sicht von ver.di ist nicht auszuschließen, dass aus der Marktaufteilung eine „Marktbereinigung“ werden könnte. In Gießen gibt die Ippen-Gruppe über ihre hessische Zeitungsholding bereits die „Gießener Allgemeine“ heraus. Werden die Pläne umgesetzt, gehört bald auch das bisherige Konkurrenzprodukt „Gießener Anzeiger“ zum Einflussbereich der Verlagsgruppe. Der „Gießener Anzeiger“ soll von der Mittelhessischen Druck- und Verlagsgesellschaft mbH gekauft werden. Sie ist laut einer Veröffentlichung der „Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich“ Gesellschafterin der ZHH und soll dort über 20 Prozent der Anteile verfügen, die Ippen-Gruppe über verschachtelte Beteiligungen 80 Prozent.*

Zur Ippen-Gruppe gehören in Hessen bereits die „Frankfurter Neue Presse“, die „Frankfurter Rundschau“, die „Offenbach-Post“, der „Hanauer Anzeiger“, die „Gießener Allgemeine“, die „Hessische/Niedersächsische Allgemeine“, die „Hersfelder Zeitung“, die „Werra-Rundschau“, die „Waldeckische Landeszeitung“ sowie zahlreiche Anzeigenblätter und mehrere Druckereien.

Die VRM beherrscht den Zeitungsmarkt in Südhessen („Darmstädter Echo“), in Wiesbaden („Wiesbadener Kurier“) und in Wetzlar („Wetzlarer Neue Zeitung“). Neben den weiteren jetzt zum Tausch stehenden mittelhessischen Zeitungen gibt die VRM noch zahlreiche Tageszeitungen und Anzeigenblätter in Rheinland-Pfalz heraus.

*Korrektur und Ergänzung am 25.08.2021

 

Weitere aktuelle Beiträge

AfD-Einstufung zwingt Rundfunkgremien zum Handeln

Das zunächst unter Verschluss gehaltene Gutachten des Verfassungsschutzes, welches zur Einstufung der Partei Alternative für Deutschland (AfD) als „gesichert rechtsextremistische Partei“ führte, wurde nunmehr durch Medien veröffentlicht. Innenminister Dobrindt ließ zunächst offen, inwiefern juristische Schritte gegen die Veröffentlichung geplant seien. Christoph Schmitz-Dethlefsen, für Medien zuständiges Mitglied im Bundesvorstand von ver.di, begrüßt, dass nun öffentlich über das Zustandekommen der Einstufung diskutiert werden kann.
mehr »

„Gewerkschaften müssen Schutz bieten“

Marina Weisband hat zuletzt zusammen mit Doris Mendlewitsch das Buch "Die neue Schule der Demokratie. Wilder denken, wirksam handeln." herausgegeben. Die 37-Jährige diskutiert im Gespräch mit M die Rolle von Medien und Gewerkschaften in autoritärer werdenden Staaten und wie das Geschäft mit der Aufmerksamkeit eine ungleiche Machtverteilung befördert.
mehr »

Soziale Medien: Nachbarschaft fördern

Die Ergebnisse eines Forschungsprojekts zeigen, dass und wie Soziale Medien den Zusammenhalt in Nachbarschaften fördern können. Zwar sei eine niedrigschwellige Zugänglichkeit und eine auf realen Begegnungen basierende Vertrauensebene unerlässlich, aber die Online-Kommunikation schaffe unter Umständen eine neue Qualität sozialer Nähe, so die Forschenden.
mehr »

RBB: Nach- und Neubesetzungen

Beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) wird es voraussichtlich im Herbst eine neue Leitung der Programmdirektion geben. Es gehe darum, dann die Neubesetzung mit dem eingeleiteten Konsolidierungs- und Reorganisationsprozess aufeinander abzustimmen, erklärte der RBB auf Anfrage. Damit wird es keine schnelle Nachbesetzung der Programmdirektorenstelle geben.
mehr »