Ein Gender-Analyse-Tool der Technischen Universität München zeigt, wie Frauen medial ausgeklammert werden. Das Ziel vom Gender Equality Tech Tool – GETT ist es, die Sichtbarkeit von Frauen in der Berichterstattung bewusst zu fördern. Mit GETT kann über eine Kombination aus klassischen Algorithmen und Open-Source-KI-Modellen nachgeprüft werden, wie oft Frauen im Vergleich zu Männern in den Medien genannt und wie sie dargestellt werden.
Zur Datenanalyse nutzt GETT Texte aus der öffentlichen Berichterstattung von Universitäten, Forschungseinrichtungen sowie aus klassischen und digitalen Medien (z. B. Nachrichtenartikel, Bekanntmachungen, Interviews, Leserkommentare und -diskussionen). Diese werden regelmäßig und automatisiert erhoben oder direkt durch Kooperationspartner geliefert.
In der aktuellen Auswertung werden die Daten von drei großen Medienhäusern verwendet. Insgesamt stehen rund 230.000 Artikel von derzeit drei deutschen Medienhäusern zur Analyse bereit. Eins davon ist der Bayerische Rundfunk, die anderen wollten ihre Teilnahme nicht öffentlich machen. In der Entwicklung haben die an GETT beteiligten Forscherinnen von Januar 2022 bis September 2024 etwa 6.000 bis 8.000 Print- und Onlineartikel pro Monat gesammelt und aufbereitet.
Frauenanteil immer deutlich unter 50 Prozent
Aufgebaut ist GETT ähnlich wie eine klassische Suchmaschine. Wer sich zum Beispiel dafür interessiert, wie hoch der Frauenanteil bei Veröffentlichungen in einem bestimmten Medium tatsächlich ist, und dazu noch wissen will, in welchen Ressorts oder in welchen wissenschaftlichen Themenfeldern, bekommt die Übersicht in anschaulichen Grafiken geliefert. Gibt man bei der Suche ein, wie oft Frauen in bestimmten Bereichen erwähnt werden, ergibt sich ganz schnell ein bekanntes Bild: der Anteil rangiert ungefähr bei 20 bis 25 Prozent. In der Berichterstattung über Frauen in Spitzenpositionen, wie zum Beispiel in der Politik oder im Sport, fällt der Anteil noch einmal deutlich geringer aus.
Für die Berechnung wurden alle namentlichen Nennungen weiblicher und männlicher Personen berücksichtigt. Der relative Anteil ergibt sich, indem die absolute Anzahl der Nennungen von Frauen beziehungsweise Männern jeweils durch die Gesamtzahl aller Nennungen geteilt wird.
Untersucht wurde aber nicht nur der quantitative Anteil, sondern auch die Qualität der Darstellung über die Verwendung von bestimmten Adjektiven. Sehr oft geht es nicht ausschließlich um die erbrachte Leistung, sondern immer auch um die Bewertung von Aussehen, Kleidung oder andere Klischees. Auch bei der Darstellung von Kompetenzen werden Männer im Gegensatz zur tatsächlichen Verteilung vorteilhafter dargestellt.
Das GETT steht Redaktionen und Forschungseinrichtungen kostenfrei zur Verfügung. Über die Webseite des Projekts, das am Lehrstuhl für Strategie und Organisation der TU München angesiedelt ist, kann Kontakt hergestellt werden.