Einschränkungen der Presse in Lützerath

Am 11. Januar begann die Polizei, das Braunkohlen-Dorf Lützerath zu räumen. Eine Gruppe von Klimaaktivisten versuchte, einen Bagger zu erreichen. Foto: picture alliance/ANP/Robin van Lonkhuijsen

Während der Räumung des Ortes Lützerath für den Kohleabbau hatte die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union(dju) in ver.di NRW einen Beobachter und Unterstützer vor Ort.  Journalist*innen konnten daher bei Konflikten mit der Polizei und RWE unterstützt werden. Dennoch kam es zu zahlreichen Grundrechtseingriffen. Berichte über Einschränkungen gegenüber Medienvertreter*innen häufen sich. Die Gewerkschaft bietet nun rechtliche Unterstützung für betroffene Medienschaffende an.

Die Bilanz für die Pressefreiheit in Lützerath fällt nicht gut aus: Die Grundrechtseingriffe durch den zeitweisen Zwang zur polizeilichen Akkreditierung, der auch zu intransparenten Datenbankabfragen genutzt wurde, die Körperverletzungen durch RWE Security sowie die Polizei und das teils schikanöse Verhalten der Einsatzkräfte seien, laut dju in ver.di, als wesentliche Einschränkungen der Pressefreiheit zu werten.

Zeitweise habe es für Pressevertreter*innen während laufender polizeilicher Maßnahmen keinen Zugang zu den Hallen und einer Scheune im Dorf gegeben, erklärte die dju. Genau dort soll es „nach den vorliegenden Informationen im Rahmen der Räumung mutmaßlich zu Körperverletzungen im Amt und gefährlichem Verhalten durch die Polizei gegenüber Protestierenden“ gekommen sein.

Unterstützung für Betroffene

„Für unsere Mitglieder bieten wir daher nun rechtliche Unterstützung an, was die mutmaßlich rechtswidrigen Datenbankabfragen und die Fälle von Körperverletzung angeht“, kündigt dju-Sprecher Jörg Reichel an.

Die Gewerkschaft listet mindestens sechs körperliche Angriffe auf Journalist*innen durch die Polizei beziehungsweise durch die von RWE beauftragte Security auf. Mindestens zwei Journalist*innen sei nachträglich und unbefristet die Akkreditierung durch die Polizei entzogen worden. „Wir sammeln nun weiter die Vorfälle und dokumentieren sie“, sagt Reichel dem Medienmagazin M. Auch die sogenannte Sicherheitspartnerschaft zwischen RWE und der Polizei will Reichel weiter im Auge behalten.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit rutschte Deutschland im vergangenen Jahr von Platz 11 auf Platz 16 ab. Dabei spielte auch Gewalt durch die Polizei gegen Medienschaffende eine Rolle. Besonders bei Demonstrationen behinderte die Polizei Pressearbeit, bestätigt auch das Europäische Zentrum für Presse- und Medienfreiheit, das ECPMF in Leipzig.


Jörg Reichelt von dju in ver.di war vor Ort: Link zum Video

Weitere aktuelle Beiträge

Berichten über LSBTIQ-Themen

Wenn queere Menschen (Lesben, Schwule, Bisexuelle sowie trans und inter Menschen) Beiträge über sich in Zeitungen lesen oder im Fernsehen gucken, kommen sie manchmal aus dem Staunen nicht heraus. Egal ob Boulevard, Qualitätspresse oder Nachrichtenagenturen: Regelmäßig gibt es Schlagzeilen über das „Homosexuellen-Milieu“ und ungelenke Formulierungen wie „Homosexuelle und Lesben“ oder „bekennende Bisexuelle“ und „Menschen im falschen Körper“. Ein kollegialer Leitfaden zeigt, wie es besser geht.
mehr »

Wie ähnlich ist presseähnlich?

Der Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), Ralf Ludwig, erwartet, dass es für die öffentlich-rechtlichen Sender künftig schwerer werde, insbesondere jüngere Zielgruppen online zu erreichen. Grund dafür sei die „Schärfung des sogenannten Verbots der Presseähnlichkeit“, sagte Ludwig Ende Mai im Medienausschuss des sächsischen Landtags.
mehr »

ARD-Nachrichtentag: Mehr Transparenz

Nachrichten sind das Herz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Sie sollen gut recherchiert und aufbereitet sein, sollen verständlich Ereignisse vermitteln und einordnen. Beim ARD-Nachrichtentag am 5. Juni gab es einen offenen Einblick, wie das eigentlich geschieht. Teilnehmende bekommen Einblicke in den journalistischen Alltag und erfahren den Wert unabhängiger Nachrichten in Hörfunk, Fernsehen und Social Media.
mehr »

Altersversorgung für Filmschaffende

Zusammen mit der Schauspielgewerkschaft BFFS und dem Tarifpartner Produktionsallianz hat ver.di einen Tarifvertrag für eine branchenweite betriebliche Altersversorgung für Filmschaffende in Film- und Serienproduktionen abgeschlossen. Für die etwa 25.000 auf Projektdauer beschäftigten Film- und Fernsehschaffenden vor und hinter der Kamera wird die neue tarifliche Altersvorsorge ab Juli 2025 starten.
mehr »