Autoren fordern faire Verlagsverträge

Die drei Autorenverbände Verband Deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS), Autorinnen und Autoren der Schweiz (AdS) und IG Autorinnen und Autoren – Interessengemeinschaft österreichischer Autorinnen und Autoren haben heute auf der Frankfurter Buchmesse eine „Charta der gerechten Vertragsbedingungen für Autorinnen und Literarische Übersetzer“ vorgestellt.

Digitales Publizieren eröffne immer mehr Möglichkeiten, der Zugang zu literarischen Werken werde kontinuierlich einfacher. Gleichzeitig sinken die Erlöse aus E‐Book‐Lizenzen, ob durch Flatrates oder gezielte Niedrigpreispolitik. Dem gegenüber stehe die Forderung von Autor_innen und Literarischen Übersetzer_innen, für ihre Arbeit angemessen vergütet zu werden und ihre Urheberrechte im digitalen Zeitalter gewahrt zu sehen.

“Die digitale Welt bietet Chancen und Risiken. Neben den Möglichkeiten des Self‐Publishings, von Book‐on‐Demand oder Blogdiensten stehen enorme Rechtsunsicherheiten und Gefahren von Monopolisierung und Dumpingpreispolitik. Eine angemessene Vergütung für Kreative und Urheber gehört zu den zentralen Aufgaben, die im digitalen Zeitalter sichergestellt werden müssen“, so Eva Leipprand, Bundesvorsitzende des VS. Neue Anbieter der Publikationsbranche erzielten hohe Gewinne aus der Wertschöpfungskette – auch zu Lasten der herkömmlichen Verlage, erklärte Jacqueline Aerne, die Präsidentin des AdS. „Oft werden bisherige Grundregeln dabei komplett übergangen. Dies hat unmittelbar Auswirkungen auf Autorinnen und Übersetzer. Dagegen müssen wir mit gerechten Vertragsbedingungen zwischen Schreibenden und Verlagen einen Ausgleich schaffen.“

Die 10‐Punkte‐Charta der gerechten Vertragsbedingungen, die am 13. Oktober 2017 auf der Buchmesse Frankfurt verabschiedet wurde, formuliert dafür Mindestanforderungen. So schreibt sie unter anderem die Verpflichtung des Verlags fest, ein literarisches Werk auf eigene Kosten herzustellen und zu vertreiben. Verlage erhielten dabei nur Rechte, die sie auch tatsächlich verwerten und lizensieren können. Finanzielle Beteiligung der Autoren oder der Literarischen Übersetzer sei unredlich. Autorinnen und Literarische Übersetzer müssen an jeder Nutzung ihres Werks gerecht beteiligt werden, jede Nutzung sei transparent zu dokumentieren. Der Verlag sei darüber hinaus auf einen festen Erscheinungstermin zu verpflichten.

„Wir Verbände fordern die Stärkung des Urheberrechts auf nationaler wie europäischer Ebene, und eine faire Verteilung der Verwertungserlöse. Gerechte Vertragsbedingungen sind ein zentraler Aspekt gemeinsamer Arbeit, sie sichern den gerechten Anteil aus der Wertschöpfungskette, an deren Anfang und Quelle schließlich Autorinnen und Autorinnen stehen“, resümierte Gerhard Ruiss, Geschäftsführer der IG Autorinnen Autoren.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Filmtipp:  Nürnberg ’45 

Hauptfigur des bewegenden Dokudramas über die Nürnberger Prozesse ist der junge jüdische Auschwitz-Überlebende Ernst Michel, der nun als Journalist über die Verhandlungen berichtet. Den dokumentarischen Teil prägen Michel selbst (gesprochen von Heino Ferch), seine Tochter (Annette Frier) und der Sohn (Herbert Knaup) einer polnischen Überlebenden. In den Spielszenen wirken außerdem Francis Fulton Smith als Hermann Göring und Wotan Wilke Möhring als dessen Anwalt mit.
mehr »

dju fordert Schutz für Medienschaffende

Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di fordert nach dem erschreckend milden Urteil im Verfahren zum Angriff auf Journalist*innen in Dresden-Laubegast staatlich garantierten Schutz für Medienschaffende. Über zehn Männer hatten im Februar 2022 in Dresden-Laubegast am Rande einer Demonstration im verschwörungsideologischen Milieu sechs Journalist*innen und ihren Begleitschutz angegriffen.
mehr »

Unsicherheit in der Medienlandschaft

Künstliche Intelligenz (KI) und ihre Auswirkungen auf die Medienbranche wurden auch bei des diesjährigen Münchner Medientagen intensiv diskutiert. Besonders groß sind die Herausforderungen für Online-Redaktionen. Im Zentrum der Veranstaltung  mit 5000 Besucher*innen, mehr als 350 Referent*innen aus Medienwirtschaft und -politik, Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft, stand allerdings die Frage, wie Tech-Konzerne reguliert werden sollten.
mehr »

Für faire Arbeit bei Filmfestivals

„Wir müssen uns noch besser vernetzen und voneinander lernen!“, war die einhellige Meinung bei der Veranstaltung der ver.di-AG Festivalarbeit im Rahmen des  Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm. Die AG hatte zu einer Diskussionsrunde mit dem Titel Labour Conditions for Festival Workers: Roundtable & Fair Festival Award Launch eingeladen. Zu Gast waren internationale Teilnehmer*innen. Die Veranstaltung war auch der Startschuss zur ersten Umfragerunde des 4. Fair Festival Awards.
mehr »