Die deutsche Welle (DW) in Bonn will zum Jahresende die redaktionellen Arbeitsplätze ihrer Ukraine-Redaktion auslagern. Die 12 Mitarbeiter*innen der Redaktion würden dann nicht weiter dort beschäftigt werden. Die DW hatte angeboten, sie dafür künftig im so genannten Kiev Hub in der Ukraine einzusetzen. Allerdings sollen sie dann ohne Tarifbindung, unter ortsüblichen Bedingungen und mit ortsüblicher Bezahlung arbeiten.
In Kiew plant die DW ab 2022 ein Büro mit einer Leitungskraft und 12 Ortskräften einzurichten. Für die Mitarbeiter*innen der Bonner Redaktion, die zum Teil schon seit über zehn Jahren in Deutschland leben, würde solch ein Wechsel nicht nur eine deutliche Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen bedeuten.
In Kiew mangele es am Schutz durch Tarifverträge, kritisierte die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di. Die Beschäftigten erwarteten stattdessen prekäre Arbeitsverhältnisse und eine erhebliche Einkommensminderung. Auch die allgemein angespannte Sicherheitslage in der Ukraine und insbesondere die Gefährdung von Journalist*innen seien ein Problem. Auf diese Situation hat der ver.di Fachbereich Medien, Kunst & Industrie bereits mit einem Brief an den Intendanten, Peter Limbourg, reagiert.
In einer Tarifinformation kritisierte der ver.di-Senderverband in der DW, die mangelnde Fürsorge für Beschäftigte. Sie sei letztlich nur als Tarifflucht zu bezeichnen. Es gehöre sich für einen öffentlich-rechtlichen Sender, faire Beschäftigung von festen wie freien Mitarbeiter*nnen in Bonn und Berlin zu gewährleisten. Umstrukturierungen, die mit personellen Maßnahmen verbunden sind, dürften nicht zu einem tariflosen Zustand für die Betroffenen führen.