Die New York Times – Journalistenalltag in Zeiten von Trump
Ein Jahr lang begleitet die US-amerikanische Regisseurin Liz Garbus die Nachrichtenredaktion der New York Times (NYT) bei ihrer Arbeit. Deren Alltag hat sich seit der Präsidentschaft von Donald Trump gehörig verändert. Nicht nur, weil er die Berichterstattung von investigativen Journalisten grundsätzlich in Misskredit bringt. Die Redaktion verlangt den Reportern viel ab, sie haben seit Trump einen „24-Stunden Job“. Arte zeigt die vierteilige mit dem WDR koproduzierte Dokureihe.
Nach der Amtseinführung des neuen Präsidenten ist das Redaktionsteam im Washingtoner Büro der NYT in Aufruhr, sie brauchen eine Story. Schon bald liefert eine Quelle den Hinweis: Das Wahlkampfteam Trumps soll Hilfe vom russischen Geheimdienst erhalten haben. Die Story steht, und Trump reagiert mit der Fake News-Kampagne gegen die Medien, alle voran gegen die fünf „Volksfeinde“: NYT, Washington Post sowie die Fernsehsender CBS, NBS und ABC. Die Redaktion ist schnell einem Trommelfeuer via Twitter ausgesetzt.
Für Elisabeth Bumiller, Chefkorrespondentin des Washingtoner Büros, sind die Angriffe Trumps ein Ansporn, auch wenn ihr Team nun jeden Tag „fast 24 Stunden“ arbeiten müsse. Das Tagesgeschäft von Journalisten hat sich allerdings schon vor Jahren intensiviert. „Man muss auf Twitter und in anderen Netzwerken aktiv sein, im Fernsehen auftreten, Artikel schreiben und aufpassen, dass man nicht von der Washington Post geschlagen wird“ sagt Dean Baquet, Chefredakteur der NYT. Die Beschäftigten reagieren auf den Stress. Sie sind gewerkschaftlich organisiert und legen einen Tag die Arbeit nieder.
Auch wenn die Online-Abos seit Trump steigen, steht eine erneute Umstrukturierung der NYT an. Baquet möchte mehr investigative Journalisten einstellen und Redakteure abfinden. Heute ginge es nicht mehr um den früheren einheitlichen Ton der NYT, es zähle vielmehr eine offensive Berichterstattung und der eigene Ton von bekannten Reportern. Von denen hat Bumiller in ihrem Washingtoner Büro einige im Stall: Die frühere Boulevard-Reporterin Maggie Haberman erhält Anrufe von Trump, und Trump-Kenner Michael Schmidt trifft sich mit ihm persönlich. Der Präsident sucht, trotz seiner Angriffe gegen die NYT, ihre Nähe, schließlich ist sie das Leitmedium seiner Heimatstadt. Das gleiche gilt für Steven Bannon. Kurz nachdem er die NYT als „Volksfeind“ beschimpft hat, lädt er einen Korrespondenten des Hauses nebst Garbus‘ Kamerateam in sein Breitbart-Büro ein. Garbus begleitet nicht nur die verschiedenen Reporter_innen, ihre Crew taucht regelmäßig in den Redaktionsalltag des Washingtoner Büros. Dazu gehören die täglichen Telefonschalten mit der Redaktion in New York und die hektische Änderung der Headline für den neusten Aufmacher, sei es die Entlassung von FBI-Chef Jim Comey, Trumps Reaktion auf die Gewalt in Chalottesville oder Neues von der Russland-Affaire. Die Kamera ist sogar dabei, als der Chefredakteur einen seiner Starreporter wegen des Vorwurfs der sexuellen Belästigung freistellt. Diese Nähe zu den Protagonisten und das gelungen montierte Pendeln zwischen den Drehorten macht die vierteilige Dokureihe sehenswert.
„Mission Wahrheit – Die New York Times und Donald Trump“, Regie: Liz Garbus, USA/Deutschland 2018
Nächste Ausstrahlung am 26. November um 08:45 Uhr auf Arte.
Verfügbar vom 4. November bis zum 5. Dezember in der Arte-Mediathek!