„Goldene Kartoffel“ für SWR-Dokumentation

Die Goldene Kartoffel der Neuen Deutschen Medienmacher*innen ging in diesem Jahr an den SWR. Foto: NdM

Die Neuen deutschen Medienmacher*innen (NdM) verleihen die „Goldene Kartoffel“ 2022 an den SWR und die Dokumentation „Russlanddeutsche – unsere fremden Nachbarn? Bilanz einer schwierigen Integration“. Das geschehe stellvertretend für die unterirdische Berichterstattung deutscher Medien über Russlanddeutsche und andere Zugewanderte aus dem postsowjetischen Raum, erklären die NdM.

Seit 2018 vergeben die NdM die „Goldene Kartoffel“ an Medien oder Journalist*innen, die ein verzerrtes Bild vom Zusammenleben im Einwanderungsland Deutschland zeichnen, oder an Sendungen und Formate, die Probleme und Konflikte immer wieder grob überzeichnen, Vorurteile verfestigen und gegen journalistische Standards verstoßen.

Russlanddeutsche und andere Gruppen aus dem postsowjetischen Raum stünden dabei seit der russischen Invasion der Ukraine unter besonderer medialer Beobachtung, vor allem bezüglich der Frage: Wie stehen sie zum russischen Präsidenten Putin, seiner Ideologie und seinem Vorgehen?

Die Dokumentation „Russlanddeutsche – unsere fremden Nachbarn?“ erhebe den Anspruch, einen differenzierteren Blick auf die Gruppe zu werfen – löse dies aber nicht ein. Die Dokumentation zeichnet aus Sicht der NdM ein tendenziöses, stigmatisierendes und verzerrtes Bild. Das beginne schon mit dem ersten Satz: „Russlanddeutsche. Sie wohnen bei uns. Sie arbeiten bei uns. Aber gehören sie wirklich dazu?“

Russlanddeutsche würden im Verlauf als Problemfall dargestellt, als Parallelgesellschaft, beeinflusst und gesteuert von Kreml-Propaganda. Der SWR verpasse die Chance, ein differenziertes Bild russlanddeutscher Einwander*innen sowie deren Migrations- und Integrationsgeschichte zu vermitteln.

Die Dokumentation werde stellvertretend für die Berichterstattung anderer Medienhäuser in diesem Jahr ausgezeichnet. Dazu gehörten die FAZ, das RedaktionsNetzwerk Deutschland, der Merkur oder die Stuttgarter Zeitung.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Quartalsbericht liegt vor

Einen detaillierten Blick auf das Mediengeschehen gibt der neue Quartalsbericht. Er speist sich aus den Auswertung von Internetseiten, Zeitungen, Fachzeitschriften, Informationsdiensten, Verbands- und Unternehmenspublikationen. Im Frühjahr nun hat das Internet erstmals das Fernsehen als wichtigste Quelle für „News“ abgelöst. Die gedruckten Auflagen der Pressemedien gehen weiter zurück, die Digitalumsätze legen zu. Fest steht außerdem, Zeitungen erhalten keine Zustellförderung. 
mehr »

Tarifverhandlungen: Unfaire Forderungen

Für die zweite Tarifverhandlungsrunde mit der dju in ver.di hatte der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) ein Angebot zu Tariferhöhungen angekündigt. Doch der Verband legte am 25. Juli in Frankfurt am Main keine konkreten Zahlen vor. Die Tarifverhandlungen hatten am 27. Mai begonnen. Die dju in ver.di fordert zwölf Prozent mehr für Gehälter und Honorare. Damit soll der eingetretene Reallohnverlust ausgeglichen werden.
mehr »

Recherchen für die Demokratie

Die Uhr tickt – politisch und ökologisch. „Der Ton wird rauer, die Angriffe intensiver“, so NDR-Intendant Joachim Knuth im Begrüßungsgespräch mit Daniel Drepper, dem Vorsitzenden der Journalist*innenvereinigung Netzwerk Recherche (NR), die ihre Jahreskonferenz unter das Motto stellte: „Now is the time. Recherchen für die Demokratie“. Etwa 900 Teilnehmende trafen sich beim NDR Fernsehen in Hamburg zu Austausch und Debatte über die Rolle der Medien in Zeiten des politischen Rechtsrucks und der Klimakrise. 
mehr »

Renaissance einer Redaktion in Guatemala

Am 15. Mai 2023 stellte Guatemalas investigative Tageszeitung „elPeriódico“ ihr Erscheinen ein. Rund ein Jahr später sind die Köpfe hinter dem linken Leitmedium mit dem Online-Portal „eP Investiga“ wieder da. Die beiden Buchstaben eP erinnern an den alten Titel des Blattes, das sich dem Kampf gegen die Korruption verschrieben hatte. Offiziell gibt es keine Verbindung zur Familie Zamora und dem nach wie vor in Haft sitzenden Zeitungsgründer José Rubén Zamora. Allerdings tritt das investigative Portal für sein journalistisches Credo ein. 
mehr »