Kritik am Austritt des DJV aus der IFJ

Screenshot: https://www.ifj.org/

Der Deutsche Journalistenverband (DJV) wird im November aus der Internationalen Journalistenföderation (IFJ) austreten. Als Gründe gab er vor allem „Intransparenz, einsame Entscheidungen der IFJ-Spitze und undemokratisches Verhalten“ an. Die IFJ bedauert die Entscheidung der deutschen Mitgliedsorganisation, weist jedoch die Vorwürfe in einer Stellungnahme als „falsch, diffamierend und schädlich“ zurück. Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di, ebenfalls Mitglied im Weltverband, kritisiert das Vorgehen des DJV ausdrücklich.

„Wir können diese Entscheidung nicht nachvollziehen“, sagt Matthias von Fintel, ver.di-Bundesbereichsleiter Medien gegenüber Meedia. „Für uns ist die internationale Solidarität von starken Gewerkschaften für mitgliederschwächere Gewerkschaften von Journalist*innen sehr wichtig.“ Die über die IFJ organisierten Unterstützungsprojekte und Schulungsangebote würden gebraucht. Durch Austritte werde diese Arbeit, „die IFJ-Mitgliedsorganisationen unter schwierigsten Bedingungen den Kampf für Pressefreiheit und ihre Mitglieder ermöglichen soll, nur zusätzlich geschwächt“. Die dju in ver.di habe ebenfalls „notwendige Kritik, die natürlich in jeder pluralistischen Organisation bei jeder Entscheidung aufkommen kann“, geäußert. Jedoch habe es dafür „zufriedenstellende Lösungen“ gegeben.

Die IFJ spricht in einer Stellungnahme von einem „robusten Transparenzsystem“. Die Konten der IFJ seien öffentlich zugänglich. Auf den Jahreshauptversammlungen bzw. den Weltkongressen würden Abschlüsse und Finanzberichte allen Mitgliedsorganisationen vorgelegt. Das war auch beim Kongress im Juni 2022 der Fall. Alle Unterlagen lagen im Vorfeld vor und wurden vom Kongress gebilligt. Der DJV habe dazu „nie eine einzige Frage“ gestellt oder „eine einzige Bemerkung“ gemacht.

Die IFJ habe 2022 sogar eine Vereinbarung mit der DJV ausgehandelt, „um eine akzeptable Lösung für die Zahlung der Schulden in Höhe von 285.000 Euro zu finden, die der DJV der IFJ schuldete“. Schulden, die der DJV über viele Jahre hinweg angehäuft habe, weil er seinen Verpflichtungen zur Zahlung finanzieller Beiträge im Namen seiner Mitglieder nicht nachgekommen sei.

Die IFJ verweist darauf, dass der DJV-Vorsitzende Frank Überall öffentlich erklärt habe, auf der Jahreshauptversammlung in Athen am 20. April 2023 seien die Anträge des DJV und einiger europäischer Gewerkschaften abgelehnt worden. „Das ist nicht wahr“, so die IFJ. Die Anträge seien teilweise nach der Debatte zurückgezogen bzw. in geänderter Form angenommen worden.

Die Internationale Journalistenföderation (IFJ) vertritt 189 Mitgliedsorganisationen in 150 Ländern auf der ganzen Welt (600.000 Journalistinnen und Journalisten).

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Freie unter Honorar-Druck

Die prekären Arbeitsverhältnisse im Journalismus sind schon lange bekannt. Besonders trifft es aber freie Journalist*innen, deren Honorare sogar noch weiter sinken. Das hat auch Auswirkungen auf die Art des journalistischen Arbeitens.
mehr »

Anti-SLAPP-Gesetz ungenügend

Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di kritisiert das von der Bundesregierung beschlossene Anti-SLAPP-Gesetz. Es beschränke den Schutz vor Einschüchterungsklagen nur auf grenzüberschreitende Fälle. Damit bleibe ein Großteil der realen Bedrohungslagen für Journalist*innen in Deutschland unberücksichtigt.
mehr »

Inhalte brauchen Moderation

Theresa Lehmann ist Tiktok-Expertin bei der Amadeu Antonio Stiftung. Sie leitete das Modellprojekt pre:bunk, das zum Ziel hatte, Jugendliche mit Videoformaten zu Desinformation auf TikTok zu sensibilisieren. Mit M sprach sie über Regulierung, Verbote und Gefahren von Social Media.
mehr »

dju warnt: Angriffe auf Journalist*innen nehmen zu


mehr »