Ausbildungsinhalte für FAMI müssen überarbeitet werden
Seit 1998 gibt es den Ausbildungsberuf „Fachangestellte*r für Medien und Informationsdienste (FAMI)“ in den Fachrichtungen Bibliothek, Archiv, Information und Dokumentation sowie Bildagentur. 2001 kam die neue Fachrichtung Medizinische Dokumentation hinzu. Jetzt sollen die Ausbildungsinhalte überarbeitet werden. Digitalisierung und Datenbanken setzen neue Maßstäbe. Die Voruntersuchung empfiehlt nicht nur eine neue Berufsbezeichnung, sondern auch den Wegfall der Fachrichtung Bildagentur.
Das Innen-, das Wirtschafts- und das Bildungsministerium des Bundes haben das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) wegen der starken Veränderungen in der Medienlandschaft mit der Untersuchung beauftragt, die von Sommer 2020 bis 2021 stattfand. In Interviews etwa mit Ausbildungs- und Personalverantwortlichen sowie Berufsschullehrer*innen wurde den neuen Anforderungen an das Berufsbild nachgespürt. Der begleitende Projektbeirat für diesen Ausbildungsberuf, der sich zunächst in Büchereien entwickelt hat, ist auf Seite der Arbeitnehmer*innen mit ver.di-Mitgliedern der Bildungspolitik, der wissenschaftlichen Bibliotheken und Archive besetzt.
Die Fachrichtung Bibliothek ist mit rund 82 Prozent der stabil um die Zahl 500 liegenden neuen Ausbildungsverträge pro Jahr die meistgewählte, der öffentliche Dienst der Hauptträger der Ausbildung. Rund 77 Prozent der Auszubildenden sind Frauen, ist im Abschlussbericht der Voruntersuchung zu lesen. Neben Stadt- und Staatsarchiven, Kirchen und Wirtschaftsarchiven, öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken gehören auch Firmenbibliotheken, Medien- und Pressearchive, Rundfunk und Fernsehen, Museen, Krankenhäuser, Hochschulen, Dokumentationszentren und Datenbanken zu den Einsatzgebieten für FAMI.
Nur die Bildagenturen werden immer weniger. Es habe eine starke Konzentration des Marktes stattgefunden, wie es auch der Fotojournalist und Wissenschaftler Felix Koltermann gerade in „M – Online“ beschrieben hat. Zusammenschlüsse und Aufkäufe „insbesondere durch das US-amerikanische Umfeld“, prägten die Lage, heißt es im Bericht: „Plattformangebote verändern den Markt. Teilweise belastet die befragten Bildagenturen aus dem Bereich des Öffentlichen Dienstes die Umstellung der Museen auf Open-Access, das heißt, die Museen stellen die Bilder selbst direkt ins Netz.“ Das mache eine kommerzielle Vermarktung von Bildern zunehmend schwieriger. „Die Ausbildung ist fast zum Erliegen gekommen“, fasst BIBB-Autor Martin Elsner im Bericht die Situation zusammen. Für 2020 verzeichnet die BIBB-Statistik gar keinen neuen Azubi-Vertrag für FAMI Bildagentur.
Der Bildermarkt habe sich durch die Digitalisierung komplett verändert. Es gebe immer mehr Quereinsteiger aus dem IT-Bereich, wird in den Interviews betont. Noch existierende privatwirtschaftliche Bildagenturen seien inzwischen überwiegend Kleinstbetriebe, oft Fotografen mit einer Bilddatenbank, die aber nicht ausbilden. Die Ausgebildeten der Fachrichtung Bildagentur hätten eher Chancen bei Museen, Bibliotheken oder Fotostellen unterzukommen, als bei Bildagenturen, so die Beobachtung der Gesprächspartner*innen des BIBB.
Bemängelt wird auch die zu enge Ausrichtung auf das Bild. Multimedia und Einsatzgebiete bis hin zum eCommerce wären heute passender. Die rechtlichen Aspekte müssten in einer Ausbildung stärkere Beachtung finden, besonders das Urheberrecht. Eine mögliche Verlagerung der Inhalte in den Ausbildungsberuf Mediengestalter*in Bild und Ton oder die Eingliederung des Aspekts Bildagentur in die Fachrichtung Archiv wird angeregt.
Ob es zu einem neuen Namen kommt für Fachangestellte im Medien- und Informationsdienst, wie zum Beispiel „Informationsfachfrau/-mann“ wie in der Schweiz, und was aus der Fachrichtung Bildagentur wird, das werden die Sozialpartner entscheiden. Sobald sie sich grundsätzlich auf Eckwerte für eine Ausbildungsordnung geeinigt und diese beim Bundesinnenministerium beantragt haben. Für den Lehrplan an den Berufsschulen ist dann die Kultusministerkonferenz zuständig, beim FAMI unter der Federführung von Thüringen. Der Start für einen neuausgerichteten Beruf könnte bei schnellen Beratungen schon der August 2024 sein, meint Martin Elsner. Realistischer ist wohl der August 2025.
Ausbildung
Berichte zur FAMI-Novellierung bisher, Projektbeschreibung, Abschlussbericht etc.
Pressemitteilung BIBB / Novellierung der Berufsausbildung für Medien und Informationsdienste