Auf dem diesjährigen Berlinale-Panel der ver.di-FilmUnion diskutierten innovative Kreative und Branchenexperten über die neusten Entwicklungen bei Film, Fernsehen und in der Gameindustrie.
Konvergenz, Apple-TV, Diversifikation im Fernsehsender, cross-mediales Arbeiten waren nur ein paar Schlagworte eines spannenden Panels, das die ver.di-FilmUnion nun schon zum vierten Mal während der Berlinale organisiert hatte. „Wird es in absehbarer Zukunft das Fernsehen in der heutigen Form noch geben? Wird Crowd-Funding die Zukunft der Filmfinanzierung werden? Was für Folgen haben veränderte Arbeitsbedingungen für die Kreativen? Werden sie in fünf Jahren überhaupt noch ihre Berufe ausüben können?“
Das Podium, das Antworten auf diese Frage zu geben versuchte, war gut besetzt. Und wenn die fünf Diskutanten – Kreativproduzenten, Regisseure und Industriespezialisten – Recht behalten, dann muss sich die gesamte Branche komplett neu aufstellen. Für Bernhard Stampfer, Finanzier in der Film- und Gameindustrie, geht bei vielen der Umdenkungsprozess allerdings nicht schnell genug: „Diese neue Arbeitswelt fängt nicht erst im Internet an, sondern schon bei den Autoren, sie endet erst bei den Usern neuer Produkte. Und nur, wer sich über neue Vertriebswege den Kopf zerbricht, wird am Ende vorne sein. Content is king, but distribution is God“, sagte Stampfer. Mark Lepetit, kreativer Producer bei Phoenix Film und bei Ufa Lab, hatte schon früh mit innovativen Arbeitsweisen experimentiert: „Wir haben schon 2007 bei ‘Kill your darlings’, der ersten Handy-TV-Soap, einen sogenannten Writers-Room eingerichtet, einen Raum also, in dem vier Autoren saßen, die alle unterschiedliche Teile zum fertigen Produkt beitrugen“, sagte Lepetit. Auf Nachfragen aus dem Publikum, was eine solche Arbeitsaufteilung für Konsequenzen hätte, antwortete Lepetit: „So zu arbeiten hat natürlich Folgen. In diesem Fall ließen sich die Ideen eines jeden Autors zwar schützen, aber das Urheberrecht wurde aufgedröselt, quasi über jeden Einzelnen verteilt.“ Das Ende des Urheberrechts dürfe allerdings niemals kommen, warf Peter Henning ein, Tatort-Autor, Regisseur und Professor an der HFF in Potsdam: „Ein Ende des Urheberrechtes hätte nämlich zur Folge, dass es keine Drehbücher mehr gäbe. Das ist ja klar.“ Doch das Urheberrecht abschaffen wollte Lepetit natürlich nicht. Aber dennoch müsse man sich Gedanken machen (dürfen), wie man mit Werken verfahre, bei denen eine Idee von mehreren Kreativen gleichzeitig ausgearbeitet werde, womöglich noch in unterschiedlichen Ländern, auf unterschiedlichen Kontinenten. Denn solche Produktionsweisen seien heute an der Tagesordnung. „Aber nicht nur die Kreativen müssen umdenken, sondern auch Institutionen, die sich um deren Interessen kümmern“, sagte Stampfer. Er regte an, die Gewerkschaftsarbeit nicht mehr auf die Landesgrenzen zu beschränken, sondern sie auch auf Deutsche, die im Ausland arbeiten, zu erweitern. „Mein Mitarbeiter in Bangladesch muss eine Chance haben, dort genauso wie in Deutschland gewerkschaftlich vertreten zu werden, das wäre modern an einer Gewerkschaft, darüber sollte man mal nachdenken.“
Ein Fazit dieses Panels: Es ist wichtig, die Kommunikation mit diesen kreativen Frontkämpfern aufrecht zu erhalten – um nicht den Anschluss an die moderne Arbeitswelt zu verlieren.
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