Umverteilung von unten nach oben

Widerstand beim RBB gegen höhere Vergütungen für Leitende

Im RBB trifft die geplante Einführung eines neuen außertariflichen Vergütungssystems für leitende Angestellte auf Widerstand. Völlig überraschend konfrontierte die Intendanz die Belegschaft per Intranet mit der Entscheidung, die Verträge der Hauptabteilungsleiter/innen mit Wirkung zum 1.12.05 generell in außertarifliche Verträge umzuwandeln“. Ver.di kritisiert die Pläne als „Umverteilung von unten nach oben“.

Die Nutznießer des Coups können sich auf mindestens 7.600 Euro fixes Grundgehalt plus Leistungsprämie freuen. Der Schluck aus der Pulle für die Chefs würde den defizitären Sender mit jährlichen Mehrkosten von „ca. 300.000 Euro“ belasten. Es gehe nicht um eine „generelle Gehaltserhöhung, sondern um eine einheit­liche leistungsorientierte Vergütungsstruktur“, verteidigt RBB-Intendantin Dagmar Reim ihre umstrittene Maßnahme. So sei die Zahl der AT-Kräfte seit der Fusion von ORB und SFB bereits von 32 auf 19 reduziert worden. Betroffen sind die sieben Hörfunk-Wellenchefs, fünf Programm­bereichsleiter Fernsehen, fünf Hauptabteilungsleiter der Betriebs-, Produktions- und Verwaltungsdirektion sowie die beiden Studioleiterinnen in Cottbus und Frankfurt/Oder.

Der Senderverband ver.di im RBB protestierte gegen eine Erhöhung der Gehälter von Führungskräften „um bis zu 40 %“, während gleichzeitig „beim Programm gespart und den Kolleginnen und Kollegen eine Vielzahl von Opfern abverlangt“ würden. Tatsächlich sollen die niedrigeren Ex-ORB-Gehälter erst in zwei Jahren angeglichen werden, erleiden Mitarbeiter aufgrund von Sparmaßnahmen im Programm seit Jahren Honorareinbußen. Auch feilsche die Geschäftsleitung bei den Tarifverhandlungen „um Zehntelprozente“.

Auch der Redakteursausschuss (RA) des RBB protestiert: „In Zeiten von Sparzwängen im Programm, niedrig ausgefallener Tarifsteigerungen und Einschränkungen bei Zusatzleistungen erschließt es sich für die Redakteure/innen des Hauses nicht, warum Hauptabteilungsleiter unverhältnismäßig besser gestellt werden.“ Wer mehr Geld für leitende Angestellte ausgebe, „entzieht es dem Programm!“ Diese Entscheidung sei „ein völlig falsches Signal, sowohl nach Innen wie nach Außen“, argumentiert der Ausschuss. Man sehe sich „nicht in der Lage, weiteren Einschnitten zuzustimmen, wenn gleichzeitig an anderer Stelle ohne nachvollziehbaren Grund mehr Gelder ausgegeben werden“. Der RBB will in der laufenden Gebührenperiode 35 Millionen Euro einsparen. Die Zahl der festen Mitarbeiter soll bis Ende 2008 um 300 auf 1452 sinken.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Ein Plädoyer fürs Zuhören

Zuhören, Gehörtwerden, den Dialog auf Augenhöhe führen – das sind Schlagworte unserer Zeit, Leerformeln der politischen Rhetorik. Mit dem Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen sprachen wir über journalistisches Zuhören, BigTech und den Sofortismus der Sozialen Medien.
mehr »

Fakten, Fame und Follower

Im Netz dominiert mittlerweile der Content, den kommerzielle BigTech-Plattformen pushen. Er ist nicht mehr gebunden an eine „öffentliche Aufgabe“ von Journalismus, nämlich durch Information und Fakten zur Selbstverständigung der Gesellschaft beizutragen.
mehr »

Presse-Versorgung hält hohes Zinsniveau

Die Vertreter*innenversammlung der Versicherten der Presse-Versorgung hat beschlossen, die Gesamtverzinsung für das Jahr 2026 im dritten Jahr in Folge beizubehalten. Damit behauptet die Presse-Versorgung erneut ihre Spitzenposition im deutschen Lebensversicherungsmarkt.
mehr »

Digitale Mobilität als Machtfaktor

Smartphone, Social Media und Plattformen – wie werden Menschen durch mobile, vernetzte Medientechnologien sichtbar, und wer oder was bleibt unsichtbar? Welche Rolle spielen dabei Geschlechter- und Machtverhältnisse? Über diese Fragen diskutierten Medienforscher*innen  auf der Tagung „Bilder in Bewegung, mit Bildern bewegen: Gender, Macht und Mobilität“ in Tübingen.
mehr »