Verband Schauspiel vereint mit Synchron

Künftig auf dem gleichen Gleis und mit einer Stimme: BFFS und IVS
Foto: Fotolia

Die maßgeblichen Schauspielverbände Deutschlands bündeln ihre Kräfte für die Interessen der Schauspielerinnen und Schauspieler bei Bühne, Film/Fernsehen und Sprache/Synchron. Am 24. September 2018 wurde bekanntgegeben, dass der Bundesverband Schauspiel e.V. (BFFS) und der InteressenVerband Synchronschauspieler e.V. (IVS) verschmolzen wurden und nun die mit Abstand größte Schauspielorganisation Deutschlands bilden. Fragen an die Till Völger, bisher Vorstandsvorsitzender des IVS, und Heinrich Schafmeister, bisher Vorstandsmitglied des BFFS.

Das für diese Verbandsfusion zuständige Amtsgericht Berlin-Charlottenburg hat nach Prüfung der Beschlüsse der Mitgliederversammlungen den fusionierten Verband ins Vereinsregister eingetragen. Damit ist die Vereinigung rechtlich wirksam. Wie begründet sie sich inhaltlich?

Till Völger: Wir kooperieren bereits seit einigen Jahren sehr eng miteinander. Entscheidungen wurden seither stets gemeinsam getroffen und es bestand ein fortwährender enger Kontakt zwischen den beiden Vorständen. Wir haben festgestellt, dass wir inhaltlich die gleichen Ziele verfolgen und auch in der Herangehensweise die selben Vorstellungen hatten und haben. Durch die Gründung der Union der Filmschauspielverbände (UFiS) am 20. Mai 2016 haben wir dieser Zusammenarbeit erstmals formal Ausdruck verliehen. Nach dieser „Verlobung“ war die weitere Vereinigung der Verbände der logische Schluss. Durch die Verschmelzung von IVS und BFFS ist jetzt endlich zusammengewachsen, was zusammengehört. Viel zu lange hatten wir hierzulande überhaupt keine direkte Berufsvertretung für uns Schauspielerinnen und Schauspieler. Seit 2006 gab es endlich den IVS und den BFFS. Nun sprechen wir mit einer Stimme und können mit vereinter Kraft mehr erreichen und unsere Forderungen gegenüber Sendern, Produzenten, Bühnen und Politik noch effektiver durchsetzen. Der BFFS hat jetzt über 3300 Mitglieder. Somit ist nahezu jede und jeder Vierte dieser Berufsgruppe in dem Verband engagiert.

Es bleibt beim Namen Bundesverband Schauspiel e.V. Wurden die Synchronschauspieler quasi „angeschlossen“ und wieso noch immer die unerklärliche Abkürzung BFFS?

Heinrich Schafmeister: BFFS steht für Bühne, Film, Fernsehen, Sprache. Das ist eine eingeführte Abkürzung, die auch unsere Synchronkolleginnen und -kollegen umfasst und sie unbedingt einschließt.

Ihre Berufsvertretung der Bühnen-, Film-, Fernseh- und Synchronbranche vertritt die Interessen der über 15.000 Schauspielerinnen und Schauspieler auch als Gewerkschaft. Was heißt das?

H. Schafmeister: Der BFFS vertritt die berufsständischen sowie die gewerkschaftlichen Interessen der Schauspielerinnen und Schauspieler in Deutschland. Er will die kulturellen, gesellschaftlichen, politischen, rechtlichen, tariflichen und sozialen Rahmenbedingungen verbessern bzw. schaffen, die sowohl den einzigartigen Schauspielberuf schützen, bewahren und fördern als auch die besondere Lebens- und Erwerbssituation der Künstlerinnen und Künstler berücksichtigen, die diesen Schauspielberuf ausüben.

Und wie geht es in Sachen Verschmelzung konkret weiter voran?

Till Völger: Künftig repräsentiert der BFFS-Vorstand alle Berufsgruppen. Die Synchronschauspielerinnen und -schauspieler erhalten einen festen Sitz im Vorstand, wie ihre Kolleginnen und Kollegen aus den Bereichen Bühne und Film/Fernsehen auch jeweils einen festen Platz im Vorstand einnehmen werden. Das sieht die neue einheitliche Satzung vor, die vom BFFS schon im Mai dieses Jahres verabschiedet wurde. Für die Neuwahl des gemeinsamen Vorstands wurde bereits auf der ersten gemeinsamen Mitgliederversammlung am 6. Oktober in Hamburg eine Wahlleitung gewählt. Darüber hinaus bedarf es natürlich noch weiterer Schritte, um die Verschmelzung vollkommen zu vollziehen. Zum Beispiel wurde in den vergangenen Wochen den – nun ehemaligen – Mitgliedern des IVS ihr Mitgliedsausweis zugesandt. Diejenigen Kolleginnen und Kollegen, die vormals in beiden Verbänden Mitglieder waren, werden zudem ab sofort nicht mehr mit einem doppelten Mitgliedsbeitrag belastet. Die weiteren Schritte werden nun sein, auch die Außendarstellung anzupassen, zum Beispiel über eine Zusammenführung der Homepages.

Die kollegiale Zusammenarbeit mit ver.di – bekanntlich gibt es beim Deutschen Schauspielpreis auch den gemeinsamen Preis „Starker Einsatz“ – wird fortgesetzt?

Till Völger: Selbstverständlich. Die Zusammenarbeit mit ver.di war und ist schon immer ein wertvoller Bestandteil der Arbeit des IVS, aber auch des BFFS. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Vielmehr hoffen wir, dass wir auch künftig mit ver.di als starkem Partner in allen Angelegenheiten so partnerschaftlich und konstruktiv arbeiten können, wie das bisher immer der Fall war. Dabei profitieren alle Seiten voneinander. Hinzu kommt, dass ver.di als maßgeblicher Verhandlungspartner in vielen Fällen erst die Gewähr dafür bietet, dass ein lückenloses Auftreten aller Kunstschaffenden möglich wird – was wiederum für alle Seiten nur Vorteile bietet.

 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Eine Medienplattform für Europa

Für ARD und ZDF war es eine richtungsweisende Entscheidung, als sie vor einem Jahr mitteilten, ihre Mediathek-Software gemeinsam entwickeln zu wollen. Mit im Boot ist inzwischen auch das Deutschlandradio. Unter dem Projektnamen „Streaming OS“ laufen die Arbeiten. OS steht für „Operating System“, aber auch für „Open Source“. Die öffentlich-rechtlichen Sender wollen wichtige technische Bausteine für ihre Streaming-Aktivitäten auch anderen Anbietern und Organisationen frei zugänglich machen. Eine europäische Ausrichtung haben sie ebenso im Blick.
mehr »

„Das Arbeitsklima ist extrem hart“

In der Nahaufnahme für das Jahr 2025 beschäftigt sich Reporter ohne Grenzen (RSF) unter anderem mit der deutschen Berichterstattung zum Gaza-Krieg nach dem Überfall der Hamas auf Israel. Von der Organisation befragte Journalist*innen sprechen über massiven Druck, Selbstzensur und erodierende journalistische Standards. Ein Interview mit Katharina Weiß, Referentin bei Reporter ohne Grenzen Deutschland.
mehr »

AfD-Einstufung zwingt Rundfunkgremien zum Handeln

Das zunächst unter Verschluss gehaltene Gutachten des Verfassungsschutzes, welches zur Einstufung der Partei Alternative für Deutschland (AfD) als „gesichert rechtsextremistische Partei“ führte, wurde nunmehr durch Medien veröffentlicht. Innenminister Dobrindt ließ zunächst offen, inwiefern juristische Schritte gegen die Veröffentlichung geplant seien. Christoph Schmitz-Dethlefsen, für Medien zuständiges Mitglied im Bundesvorstand von ver.di, begrüßt, dass nun öffentlich über das Zustandekommen der Einstufung diskutiert werden kann.
mehr »

Schon entdeckt: Soli:Mag

SOLI:MAG ist das Magazin der DGB-Jugend, es ist 2024 hervorgegangen aus dem Newsletter Soli aktuell. Das Printmagazin-Format gab es zwischen 1949 und 1995 bereits. Zurzeit hat es 24 Seiten, entwickelt hat es die Design-Agentur 4S Design aus Berlin. Layout und Satz: Heiko von Schrenk. Redakteur ist der Berliner Journalist Jürgen Kiontke. Druck: DCM Druck Center Meckenheim GmbH. Erscheinungsweise: vierteljährlich. Es ist das einzige regelmäßig erscheinende Print-Magazin der Gewerkschaftsjugend.
mehr »