„Mit eigenen Augen“ … ist man sofort drin. Mittendrin in einem redaktionellen Prozess, der in solch einer intensiven und aufwändigen Form wahrscheinlich die seltene Ausnahme in deutschen Medienunternehmen ist. Regisseur Miguel Müller-Frank und vor allem seine Kamerafrau Laura Emma Hansen fangen die Entstehung einer Ausgabe des investigativen Fernsehmagazins Monitor ein. Auf dem Kölner Film Festival Cologne in der Reihe „Made in NRW“ hatte der Dokumentarfilm am 6. Oktober Premiere.
Entgegen aller Erwartungen verlässt die Kamera kein einziges Mal die nüchternen Räume der öffentlich-rechtlichen Anstalt WDR. Keine Begleitung eines Filmteams bei Interviews, keine Außendrehs bei Demonstrationen oder Aufzügen rechter Gruppen. Konsequent zeigt die Kamera, begleitet von einem selten guten Ton, in beeindruckend intensiven Bildern allein die Akteure im redaktionellen Prozess. Müller-Frank kommentiert kein einziges Wort, er lässt alles im O-Ton geschehen. Zwei Monitor-Geschichten werden entwickelt. Die eine über Missbrauch von Kindern in einem Krankenhaus und die andere über Rechtsextremismus in Zusammenhang mit der Ermordung des Politikers Walter Lübcke. Wie geht die Redaktion an die Themen heran? Welche Fragen werden an die eigenen Filmberichte gestellt? Wie nähert sich die Redaktion der Wahrheit an? Und: Welcher Aufwand ist ihr die Wahrheit wert?
Am Ende des Films hat man einen Eindruck davon, mit welchem persönlichen Einsatz die Redaktion Monitor ihre Arbeit erledigt. Auch wenn man viele Gespräche zwischen den Redaktionsmitgliedern und Statements in den Redaktionskonferenzen vielleicht nur dann richtig versteht, wenn man grundlegende redaktionelle Abläufe bereits kennt – der Film dokumentiert eindrucksvoll, wie Journalistinnen und Journalisten arbeiten können, wenn man sie nur lässt. Das allerdings ist vielleicht der Knackpunkt an der Geschichte: der Film zeigt eben keine normale Redaktion in einem normalen redaktionellen Zyklus. Sondern er zeigt eine der bestausgestatteten, investigativen Redaktionen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk während der journalistischen Aufarbeitung eines der spektakulärsten Ereignisse in der Geschichte der Republik. Das bietet den Zuschauer*innen viele persönliche Anknüpfungspunkte und sorgt auch immer wieder für spannende Momente.
Doch die herausgehobene Situation war der Redaktion offenbar selbst nicht ganz recht, zeigt der Film aus ihrer Sicht eben nicht den normalen Alltag. Dennoch: Mit eigenen Augen erlebt die Zuschauer*innen, wie guter Journalismus geht. Ab Frühjahr 2021 im Kino.