Trauer um Bernd Köhler

Betriebsrat der "Sächsischen Zeitung" Bernd Köhler. Foto: Sächsische Zeitung

Bernd Köhler war ein Kümmerer durch und durch. Als Journalist, als Betriebsratsvorsitzender, als Vater und Partner. Als Freund. Er war einer, der nicht ruhig schlafen konnte, wenn andere Sorgen hatten. Wie es ihm ging, spielt dabei keine Rolle. So leidenschaftlich lebte er, so kämpfte er. Beharrlich, und wenn es sein musste, wurde er laut.

Er begann seinen Beruf bei einer Betriebsgewerkschaftszeitung, kam 1968 als 20-Jähriger zur „Sächsischen Zeitung“, die ihn zum Journalismus-Studium delegierte. Nach der Wende wurde er 1990 zum Betriebsratsvorsitzenden gewählt und nach der 60-Prozent-Übernahme des Verlages durch Gruner+Jahr, 40 Prozent hielt die SPD, gehörte er auch dem Konzernbetriebsrat des Medienhauses an. 1999 plante das Management, die Lokalredaktionen auszulagern. Dagegen streikten Redaktion und Verlag drei Wochen lang. Bernd war einer der Streik- und Verhandlungsführer. Das Ergebnis des Arbeitskampfes war ein Haustarifvertrag. In dieser Zeit war Bernd im Wortsinn Tag und Nacht Ansprechpartner für die Beschäftigten.

Bernd gehörte als Redaktionsvertreter neben der Druckerei- und Angestellten-Vertretung seit 1999 dem Aufsichtsrat von G+J an. 2003 wurde er auch zum Vorsitzenden des Konzern- und Eurobetriebsrats des Unternehmens gewählt – und blieb es bis zu seiner Rente 2013. Maßgeblich hatte er dazu beigetragen, die Spaltung der drei Konzernbetriebsräte von Bertelsmann, der RTL Group und G+J zu beenden. Er war über zehn Jahre Mitglied der Tarifkommissionen für Tageszeitungen in ver.di und Bezirksvorsitzender ver.di Dresden.

Aufgeben war nie sein Ding, auch seine Zuversicht hat er immer wieder zurückgewonnen. Der Krebs war am Ende stärker. Seine eindrückliche Stimme ist nun verstummt. Am 12. Juni wäre er 73 Jahre alt geworden. Wir trauern mit seiner Frau Gundula und den Töchtern Ina und Kati.

 

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