Aktion für Sherwan Sherwani, Nordirak

Sechs Jahre Haft für Journalisten

Am 7. Oktober 2020 kamen gleich sechs Polizeifahrzeuge zum Haus des Journalisten Sherwan Sherwani in Erbil. Die kurdischen Sicherheitskräfte durchsuchten das Haus, stellten den Laptop des Reporters, eine Kamera, sein Telefon und einige Dokumente sicher. Dann zerrten sie ihn in Handschellen und mit vorgehaltener Pistole aus dem Haus.

Gut vier Monate später verurteilte das Zweite Strafgericht von Erbil Sherwan Sherwani und vier andere Journalisten zu jeweils sechs Jahren Haft. Sie wurden beschuldigt, „Spione“ zu sein und die „nationale Sicherheit zu destabilisieren“. Die Anhörung fand hinter verschlossenen Türen statt, und auch sonst widersprach der Prozess internationalen Standards. So wurden die Angeklagten nach eigenen Angaben unter Folter gezwungen, „Geständnisse“ zu unterzeichnen. Nach Ansicht von Amnesty International war die Anklage gegen die Journalisten konstruiert. Ihre Anwälte haben Rechtsmittel eingelegt.

Sherwan Sherwani arbeitet für das unabhängige Nachrichtenportal „Kiwan“ in der Autonomen Region Kurdistan im Nordirak. Er berichtet u.a. über Menschenrechtsthemen. Viele seiner Artikel hat er auf Facebook geteilt. Kurz vor seiner Festnahme postete er kritische Anmerkungen über den kurdischen Ministerpräsidenten Masrour Barzani und beklagte Tötungen von Journalist*innen und Menschenrechtler*innen. Nach seiner Festnahme wurde sein Facebook-Account gesperrt. Trotzdem behaupten die kurdischen Behörden, dass die Verurteilung von Sherwan Sherwani und den vier anderen Journalisten – Guhdar Zebari, Ayaz Karam, Hariwan Issa und Shvan Saaed – nichts mit ihrer journalistischen Arbeit zu tun habe. Im Verfahren gegen Sherwan Sherwani wurde aber der Spionagevorwurf unter anderem darin begründet, dass er eine Journalisten-Fortbildung im Ausland besucht habe.

Was können Sie tun?

Schreiben Sie an den Vertreter der kurdischen Regionalregierung im Nordirak und fordern Sie ihn auf, den Journalisten Sherwan Sherwani und seine mit ihm verurteilten vier Kollegen umgehend und bedingungslos freizulassen.

Schreiben Sie in gutem Kurdisch, Englisch oder Deutsch an:

Dr. Dindar Zebari

KRG Coordinator, Office for International Advocacy

Erbil, IRAK

E-Mail: dindar.zebari@gov.krd. Twitter: @DrDindarZebari

Senden Sie eine Kopie Ihres Schreibens an:

Vertretung der Regionalregierung Kurdistan-Irak in Österreich

Canovagasse 7 / Top. 61010 Wien. Österreich

Fax: 00 43–1 505 02 07–40.

E-Mail: representation@at.gov.krd

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Spanien: Als Terrorist beschuldigt

Der katalanische Investigativjournalist Jesús Rodríguez hat Spanien verlassen, um ins Exil in die Schweiz zu gehen. Ihm wird von Ermittlungsrichter Manuel García-Castellón die Unterstützung terroristischer Akte vorgeworfen. Die Schweiz sieht im Vorgehen der spanischen Justiz gegen den Katalanen einen „politischen Charakter“.
mehr »

Italien: Neun Jahre Haft für Recherche?

Drei Reporter*innen der italienischen Tageszeitung Domani müssen mit bis zu neun Jahren Gefängnis rechnen. Die Staatsanwaltschaft Perugia ermittelt gegen sie, weil sie vertrauliche Dokumente von einem Beamten angefordert und erhalten und das Geheimhaltungsprinzip der Ermittlungen verletzt haben sollen. Die dju-Bundesvorsitzende Tina Groll kritisierte, dass „hier investigative Berichterstattung über Mitglieder der italienischen Regierung unterdrückt werden soll."
mehr »

RSF: Vertrauen Sie der freien Presse!

Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung wählt in diesem Jahr ein neues Staatsoberhaupt oder eine neue Regierung, Regional- oder Kommunalpolitiker. Gleichzeitig begeht die deutsche Sektion von Reporter ohne Grenzen (RSF) ihr 30-jähriges Bestehen. Grund genug für die Kampagne „Erste Worte“. Unterschiedliche Menschen hören Auszüge aus den Antrittsreden ihrer Präsidenten: Wladimir Putin aus dem Jahr 2000, Nicolás Maduro aus dem Jahr 2013 und Recep Tayyip Erdogan 2014.
mehr »

Italien plant harte Strafen für Journalisten

Italien plant eine Reform seines Verleumdungsgesetzes. Das Vorhaben wird derzeit vom Justizausschuss des italienischen Senats geprüft und sieht neben höheren Geldstrafen auch ein gefährliches Verbot journalistischer Berufsausübung vor. Verurteilte Reporter*innen könnten ein Arbeitsverbot von bis zu sechs Monaten erhalten. Auch Haftstrafen für Medienschaffende, die eigentlich nicht im Gesetz auftauchen sollten, werden in einem jüngsten Änderungsantrag wieder hinzugefügt.
mehr »