Zhang Zhan hat seit Februar 2020 mit ihrer Kamera über den Ausbruch der Coronapandemie in der chinesischen Stadt Wuhan berichtet und so dazu beigetragen, dass die Ausbreitung der Viruserkrankung überhaupt bekannt wurde. Für dieses Engagement bestraften sie die chinesischen Behörden im Dezember 2020 mit einer vierjährigen Haftstrafe. Daraufhin trat sie in einen Teil-Hungerstreik. Die Familie der 38-Jährigen ist in großer Sorge um ihr Leben.
Das Vorgehen gegen Zhang Zhan war von Anfang an von Unrecht geprägt. Erst wurde sie, ohne dass sie eine Straftat begangen hätte, festgenommen, dann war sie nach eigenen Angaben Folter ausgesetzt, und schließlich wurde sie in einem Schnellverfahren zwischen Weihnachten und Neujahr vergangenen Jahres zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Offenbar hofften die Behörden in Peking und Schanghai, dass der Rest der Welt in dieser Zeit mit anderen Dingen als mit Gerichtsverfahren in China beschäftigt sein würde. Dennoch verbreitete sich die Meldung über ihre Verurteilung schnell weltweit.
Als Begründung für das Urteil gegen die frühere Anwältin, die sich in ihren Berichten auf politische und menschenrechtliche Themen spezialisiert hat, führten die Richter an, Zhang Zhan habe „Streit geschürt und Unruhe provoziert“. Dabei hatte die Journalistin lediglich zu Beginn der Pandemie in Online-Videos über die Ausbreitung des Coronavirus in der Millionenmetropole Wuhan berichtet. In ihren Berichten, die sie unter anderem über Plattformen wie YouTube, Twitter und WeChat verbreitete, hatte sie auch kritische Bemerkungen über die Reaktion der Behörden auf das neue Virus fallen lassen. Unter anderem berichtete sie über Schikanen gegen Familienangehörige Erkrankter und machte auf die Inhaftierung kritischer Reporter*innen aufmerksam. Die sogenannten Bürgerjournalist*innen waren nach Ausbruch der Pandemie in Wuhan die einzige unzensierte Quelle für Informationen zum Covid-19-Ausbruch in China. Da die Behörden alle offiziellen Medien des Landes kontrollieren und ihnen jede unabhängige Berichterstattung ein Dorn im Auge ist, wird gegen Bürgerjournalist*innen und Blogger*innen hart vorgegangen.
Im Gefängnis in Schanghai trat Zhang Zhan aus Protest gegen ihre Inhaftierung und die schlechten Haftbedingungen in einen Hungerstreik. Daraufhin wurde sie zwangsernährt und musste monatelang Hand- und Fußfesseln tragen. Im Gerichtssaal erschien sie im Rollstuhl. Inzwischen ist ihr Gesundheitszustand so besorgniserregend, dass sie sich nach Angaben ihrer Familie in Lebensgefahr befindet.
Zhang Zhan hat lediglich ihr Recht auf freie Meinungsäußerung wahrgenommen. Deshalb und erst recht wegen der verschärften gesundheitlichen Lage im Gefängnis fordern Amnesty International, die dju in ver.di und Reporter ohne Grenzen ihre sofortige Freilassung.
Was können Sie tun?
Schreiben sie an den Direktor des Frauengefängnisses von Shanghai und fordern Sie ihn auf, die Bürgerjournalistin Zhang Zhan umgehend und bedingungslos aus der Haft zu entlassen, weil sie lediglich ihr Recht auf freie Meinungsäußerung wahrgenommen hat und keine Beweise dafür vorliegen, dass sie eine als Straftat anerkannte Handlung begangen haben könnte. Verlangen Sie auch, dass sie unverzüglich in ärztliche Behandlung ihrer Wahl kommt. Schreiben Sie auf Chinesisch, Englisch oder Deutsch an:
Chen Jianhua
Director of Shanghai Women’s Prison
No 1601, Zhangjing Road, Sijing Zhen,
Songjiang Qu
Shanghai 201601
VOLKSREPUBLIK CHINA
Senden Sie eine Kopie an:
BOTSCHAFT DER VOLKSREPUBLIK CHINA
S. E. Herrn Ken Wu
Märkisches Ufer 54
10179 Berlin
Fax: (030) 2758 8221
E-Mail: presse.botschaftchina@gmail.com