Hilfe für Redakteur Alfred Taban im Südsudan nötig

Die Vorladung ließ nicht Gutes ahnen: Chefredakteur Alfred Taban wurde am 16. Juli in die Zentrale des südsudanesischen Geheimdienstes NSS in der Hauptstadt Juba einbestellt. Einen Tag zuvor hatte der Journalist in seiner englischsprachigen Tageszeitung „Juba Monitor“ den führenden Politikern des afrikanischen Landes „Versagen“ vorgeworfen, weil der Bürgerkrieg im Südsudan Anfang Juli wieder aufgeflammt ist. Der Redakteur wurde festgenommen und befindet sich noch immer in der Geheimdienstzentrale. Misshandlungen und Willkürhaft sind nicht auszuschließen.

Bisher wurde keine Anklage gegen Alfred Taban erhoben. Doch seine Festnahme hängt offenbar mit dem Artikel zusammen, den er am 15. Juli 2016 veröffentlichte und in dem es um die gewaltsamen Zusammenstöße in der Hauptstadt Juba am 7. Juli ging. Die Kampfhandlungen brachen aus zwischen Regierungstruppen, die Staatspräsident Salva Kiir unterstützen, und Kräften, die dem ehemaligen Vizepräsidenten Riek Machar nahestehen. In dem Artikel erklärte Taban, dass beide Männer bei der Umsetzung des von ihnen selbst unterzeichneten Friedensabkommens vom August 2015 versagt hätten, „auf ganzer Linie gescheitert“ seien und abgesetzt werden sollten. Amnesty International ist der Ansicht, dass Alfred Taban lediglich aufgrund der friedlichen Wahrnehmung seines Rechts auf freie Meinungsäußerung inhaftiert wurde, und betrachtet ihn als gewaltlosen politischen Gefangenen.

Im Südsudan können Journalisten nicht frei arbeiten. Ihre Tätigkeit ist extrem gefährlich, sobald sie sich politischen Themen widmen. Medienschaffende werden regelmäßig eingeschüchtert, schikaniert, willkürlich inhaftiert, misshandelt und gefoltert. Manche Kollegen wurden sogar Opfer von politischen Morden, so etwa John Gatluak Manguet, der am 11. Juli tot aufgefunden wurde. Präsident Salva Kiir hatte schon im vergangenen Jahr damit gedroht hatte, Reporter töten zu lassen, die gegen das Land arbeiteten. Später hieß es, die Aussage sei aus dem Zusammenhang gerissen worden.

In einigen Zeitungsredaktionen wurden in den vergangenen Monaten und Jahren Ausgaben beschlagnahmt – vorübergehend oder dauerhaft. Manche Blätter mussten aufgeben. Geschlossen wurden unter anderem die Redaktionen des „Nation Mirror“, der Tageszeitung „The Citizen“ und der arabischsprachigen Zeitung „Al Rai“.

Was können Sie tun?

Amnesty International hat eine Kampagne gestartet: Schreiben Sie an den Minister für Nationale Sicherheit im Büro des südsudanesischen Präsidenten und fordern Sie die sofortige und bedingungslose Freilassung des Journalisten Alfred Taban. Verlangen Sie, dass bis zu seiner Freilassung sichergestellt wird, dass er nicht misshandelt wird. Schreiben Sie auf Arabisch, Englisch oder Deutsch an:

Obote Mamur Mete
Ministry of National Security Service in the Office of the President
Juba

SÜDSUDAN

E-Mail: makueimichael@yahoo.com (Informationsminister Michael Makuei Lueth)

Schicken Sie eine Kopie Ihres Schreibens an:

BOTSCHAFT DER REPUBLIK SÜDSUDAN
I. E. Frau Sitona Abdalla Osman
Leipziger Platz 8
10117 Berlin
Fax: (030) 206 445 91 9

E-Mail: info@embassy-southsudan.de

 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Warnstreik bei der Süddeutschen Zeitung

Für die zweite Tarifverhandlungsrunde am 25. Juli 2024 hatten die Verhandler*innen des Zeitungsverlegerverbandes BDZV der dju in ver.di ein Angebot zu Tariferhöhungen angekündigt. Gehalten haben sie das Versprechen nicht. Konkrete Zahlen zur Tariferhöhung blieb der BDZV schuldig. Stattdessen stellte er Gegenforderungen zum Nachteil der Zeitungsredakteur*innen. Heute streikten dagegen über 100 Beschäftigte der Süddeutschen Zeitung. In Nürnberg gab es eine Aktive Mittagspause vor dem Verlag Nürnberger Presse.
mehr »

Süddeutsche ohne Süddeutschland?

Die Süddeutsche Zeitung (SZ) will sich aus der Regionalberichterstattung in den Landkreisen rund um München weitgehend zurückziehen. Am Mittwoch teilte die Chefredaktion der SZ zusammen mit der Ressortleitung den rund 60 Beschäftigten in einer außerordentlichen Konferenz mit, dass die Außenbüros in den Landkreisen aufgegeben werden und die Berichterstattung stark zurückgefahren wird. Dagegen wehrt sich die Gewerkschaft ver.di.
mehr »

Breiter Protest für Rundfunkfinanzierung

Anlässlich der Konferenz der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten (MPK) in Leipzig fordert ver.di die Fortführung des Reformdiskurses über die Zukunft öffentlich-rechtlicher Medienangebote und über die Strukturen der Rundfunkanstalten. Die notwendige Debatte darf die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten jedoch nicht daran hindern, ihren vom Bundesverfassungsgericht zuletzt im Jahr 2021 klargestellten Auftrag auszuführen: Sie müssen im Konsens die verfassungsmäßige Rundfunkfinanzierung freigeben.
mehr »

Games: Welcome to Planet B

Die Bürgermeisterin muss sich entscheiden: Soll zuerst ein Frühwarnsystem vor Springfluten eingerichtet oder neue Möglichkeiten zum Schutz vor Hitze geplant werden? Und sollen diese neuen Schutzmaßnahmen besonders günstig oder lieber besonders nachhaltig sein? Was wie Realpolitik klingt ist ein Computerspiel. Denn immer mehr Games setzten sich auch mit Umweltthemen auseinander.
mehr »