Mehrere Journalisten in Belarus inhaftiert

In den vergangenen Tagen wurden mehrere Mitarbeiter unabhängiger Medien in Belarus festgenommen, kritisiert Reporter ohne Grenzen (ROG) scharf. Seit Dienstag seien unter anderem die Redaktionsräume der Nachrichtenagentur BelaPAN, des Webportals Tut.by sowie private Wohnungen durchsucht worden, mindestens zehn Journalist_innen nahm die Polizei für Befragungen mit, macht ROG öffentlich. Die meisten der Verhafteten befänden sich noch immer in 72-stündigem Polizeigewahrsam, darunter der Minsker Korrespondent der Deutschen Welle, Paulyuk Bykowski. Die Deutsche Welle meldete am Abend des 10. August, dass Bykowski wieder frei sei!

Die Polizei hatte am Mittwoch Bykowskis Wohnung durchsucht, Ausrüstung beschlagnahmt und ihn zunächst als Zeugen mitgenommen. Inzwischen gelte er als Verdächtiger, sagte Bykowskis Frau der Deutschen Welle. Auch nach seiner Freilassung habe er weiterhin „den Status eines Verdächtigen“, heißt es in einem aktuellen Beitrag der DW. (Aktualisierung 18.10 Uhr. 10.8.2018)

Die Durchsuchungen und die Festnahmen seien ein klarer Versuch, unabhängige Journalisten einzuschüchtern, so ROG-Vorstandssprecher Michael Rediske: „Die Vorwürfe rechtfertigen in keiner Weise dieses drastische Vorgehen. Die Journalisten haben nur ihre Arbeit gemacht und versucht, unabhängig zu berichten. Wir fordern die belarussischen Behörden auf, alle Journalisten in Gewahrsam sofort freizulassen.“

Die Ermittlungsbehörden werfen den Journalisten „unautorisierten Zugang zu Computerinformationen“ vor. Sie sollen sich widerrechtlich Informationen aus dem Bezahlbereich der staatlichen Nachrichtenagentur BelTA beschafft haben. Darauf stehen bis zu zwei Jahre Haft. Die betroffenen Journalisten weisen die Vorwürfe zurück. Die Meldungen der Agentur sind nur in den ersten 15 Minuten nach Veröffentlichung kostenpflichtig.

Am Donnerstag gab es weitere Durchsuchungen und Inhaftierungen. Auch die Chefredakteurin der Agentur BelaPAN, Iryna Lewshyna, wurde festgenommen.

Auf der ROG-Rangliste der Pressefreiheit steht Belarus auf Platz 155 von 180 Staaten. Bei Reporter ohne Grenzen finden sich auch weitere Informationen über die Lage der Pressefreiheit vor Ort.

 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Freie unter Honorar-Druck

Die prekären Arbeitsverhältnisse im Journalismus sind schon lange bekannt. Besonders trifft es aber freie Journalist*innen, deren Honorare sogar noch weiter sinken. Das hat auch Auswirkungen auf die Art des journalistischen Arbeitens.
mehr »

Anti-SLAPP-Gesetz ungenügend

Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di kritisiert das von der Bundesregierung beschlossene Anti-SLAPP-Gesetz. Es beschränke den Schutz vor Einschüchterungsklagen nur auf grenzüberschreitende Fälle. Damit bleibe ein Großteil der realen Bedrohungslagen für Journalist*innen in Deutschland unberücksichtigt.
mehr »

Die Newsfluencer kommen

In Deutschland vertraut eine Mehrheit der Menschen beim Nachrichtenkonsum in der digitalen Welt noch immer mehrheitlich auf klassische Medien. Das ist eine Erkenntnis aus einer im Oktober 2025 veröffentlichten Studie des Reuters Institute. Die britische Denkfabrik wollte herausbekommen, wie Menschen sich im Netz informieren. Dafür sind Personen in 24 Ländern befragt worden.
mehr »

Trumps digitaler Medienpranger

Donald Trump verfolgt mit seinen Attacken auf Medien und Journalist*innen drei Hauptziele: Ablenkung von eigenen Verfehlungen, Bindung seiner rechten Unterstützer*innen und Selbstbereicherung. Große Medienkonzerne unterstützen ihn, um eigene Profitinteressen zu fördern. Das Resultat ist eine Bedrohung von Pressefreiheit und Demokratie.
mehr »