Mumia Abu Jamal seit 40 Jahren inhaftiert

Berlin, 27.03.2018: Solidaritätskundgebung für Mumia Abu Jamal am Boxhagener Platz
Foto: Christian von Polentz

„Writing on the Wall – Mumia 40 Jahre im Gefängnis“, heißt das Motto, mit dem am 9. Dezember 2021 Solidaritätsgruppen weltweit an den 40ten Jahrestag der Inhaftierung des afroamerikanischen Journalisten und Ehrenmitglieds von ver.di-Berlin-Brandenburg Mumia Abu Jamal erinnern und seine Freilassung fordern. 2022 erscheint eine neue Sammlung von Texten von Mumia Abu-Jamal im Verlag Edition Kettenbruch.

Am 9. Dezember 1981 war Mumia Abu-Jamal 27 Jahre alt. Der Vater von 3 Kindern arbeitete in Philadelphia als stadtbekannter Radiojournalist mit dem Schwerpunkt Recherche über Polizeigewalt. Für seine journalistische Arbeit hatte er bereits mehrere Preise bekommen. Keine Freunde machte er sich mit seinen kritischen Reportagen bei der Polizei und den Behörden der Stadt.

Am 9. Dezember 1981 wurde er festgenommen und beschuldigt, einen Polizisten ermordet zu haben. Mumia Abu Jamal, der bei seiner Verhaftung schwerverletzt wurde, hat den Vorwurf immer bestritten. Trotzdem wurde er von einer rein weißen Jury zum Tode verurteilt. 28 Jahre verbrachte er in der Todeszelle. Einer weltweiten Solidaritätsbewegung ist es zu verdanken, dass er sie verlassen konnte. Doch er sitzt weiterhin im Gefängnis und wenn es nach der mächtigen US-Polizeigewerkschaft und den Behörden geht, soll das auch so bleiben.

Deshalb nutzt die Solidaritätsbewegung den 40 Jahrestag seiner Verhaftung noch einmal, um ihrer Forderung Ausdruck zu verleihen, dass das Verfahren gegen den Journalisten ganz neu aufgerollt werden muss. Das wäre ein wichtiger Schritt, um seine Freilassung zu erreichen. Vor zwei Jahren schien es einen Lichtblick in dieser Hinsicht zu geben. Der Supreme Court, das oberste Gericht der USA,  hatte ein neues Verfahren angeordnet. Es hatte anerkannt, dass der Prozess gegen Mumia starke rechtsstaatliche Mängel hatte. Doch ein Gericht in Philadelphia machte die Hoffnungen wieder zunichte und blockierte das Wiederaufnahmeverfahren. Mumia Abu Jamal, der mittlerweile mehrere schwere Erkrankungen  überstanden hat und sogar sein  Augenlicht zu verlieren drohte, setzt sich wie in den letzten 40 Jahren aus seiner Gefängniszelle heraus  weiter für die Rechte anderer Gefangener ein, schreibt Artikel und gibt Radiointerviews.

In den USA, wo am 9. Dezember Präsident Joe Biden über 100 Regierungschefs aus aller Welt zu einem Gipfel der Demokratie eingeladen hat, erinnern Unterstützergruppen für Mumia daran, dass es auch dort mit den Menschenrechten nicht so gut bestellt ist. In Berlin findet am 9. Dezember um 19 Uhr eine Lesung mit Texten von Mumia Abu Jamal pandemiebedingt online statt. In „Die Schrift an der Wand“ skizziert der gefangene Journalist gesellschaftliche Perspektiven, politische Entwicklungen, Widerstand, Geschichte, soziale Veränderungen und Bewegungsdynamiken in den USA und weltweit. Es sind Texte aus vier Jahrzehnten, die fast alle noch nie auf Deutsch erschienen sind. Das Buch soll im kommenden Jahr erscheinen.

 

 

 

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