Rainer Hachfeld, Karikaturist (1939–2024)

Ich konnte die Nachricht erst gar nicht glauben, als ein gemeinsamer Freund anrief. Wir hatten uns doch gerade erst am Telefon über seinen Umzug innerhalb Berlins unterhalten, der ihm schwergefallen war, und für den Sommer gegenseitige Besuche verabredet. Warum bemerkt man immer erst im Nachhinein, dass man Freunde viel zu selten gesehen hat? Dass uns ihre fundierte Meinung zum Weltgeschehen fehlt, wie sie Rainer bis zuletzt in seinen Karikaturen ironisch zugespitzt, genau hinschauend, oft bitterböse, immer pointiert formuliert hat.

Uns verbanden lange Jahre der Zusammenarbeit für die verschiedenen Publikationen der Mediengewerkschaft. Begonnen hat es 1984 mit ersten medienpolitischen Spitzen in der Zeitschrift „HFF – Hörfunk, Fernsehen, Film“ – das war die Mitgliederzeitschrift der RFFU, eine der Vorgängergewerkschaften der IG Medien. Unvergessen für viele sein Titelbild für die Ausgabe 10/87: „Jeder zweite Intendant ist eine Frau“ – mit den für ihn typischen genauen Porträts der Dargestellten. Das kannte man von Rainer Hachfeld bundesweit schon von den treffenden Karikaturen für den „Berliner Extradienst“ (bis 1982), den er entscheidend mitgestaltet hat, nach dem Start beim „Spandauer Volksblatt“, später zeichnete er für „Stern“ „Der Abend“, „Neues Deutschland“ und viele andere, weltweit, viel zur politischen Situation besonders in Lateinamerika.

Das Besondere an der Zusammenarbeit mit Rainer Hachfeld war das gemeinsame Entwickeln von Bildern, seine vielfältigen Ideen bei der Lektüre eines Artikels, für den man die passende optische Umsetzung und Gestaltung suchte, sein Eingehen auf besondere Aspekte und die kreative Umsetzung. So sind fast alle seine Arbeiten für unsere Zeitschriften entstanden – gezielt auf Thema und Intention. Nicht jede*r – vor allem nicht die so Porträtierten – mochte seinen unverwechselbaren besonderen Strich, der die Dinge auf den Punkt brachte.

Bis heute beeindrucken seine aktuellen jährlichen Jahresrückblicke mit politischen Karikaturen. Denn gezeichnet hat er bis zum Schluss – nicht nur aus Leidenschaft, sondern auch aus ökonomischer Notwendigkeit. Die finanzielle Situation von Karikaturisten war und ist zu Lebzeiten und vor allem im Alter oft prekär. Das zu ändern, dafür hat sich Rainer Hachfeld lange Jahre als Vertreter der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union in der VG Bild-Kunst für die Interessen seiner Berufskollegen eingesetzt, sich zuletzt bis 2004 im Sozialwerk der VG Bild-Kunst engagiert. Danke Rainer, auch dafür!

 

Weitere aktuelle Beiträge

Die unendliche Krise des RBB

Der Schock sitzt nach wie vor tief. „2025 wird ein Schicksalsjahr für den RBB“, so die unfrohe Botschaft von Intendantin Ulrike Demmer Ende Januar auf einer Informationsveranstaltung vor der fassungslosen Belegschaft. Was folgte, war ein radikales Sanierungsprogramm für den Sender. Insgesamt 22 Millionen Euro will die Geschäftsleitung am Personal- und Honoraretat einsparen. Das entspricht 10,2 Prozent der bisherigen Aufwendungen und ziemlich genau 254 Vollzeitstellen.
mehr »

Gleichstellung im Journalismus

Lag vor 10 Jahren der Frauenanteil im Journalismus noch bei knapp über 40 Prozent, sind mittlerweile 44 Prozent der Journalist*innen weiblich. Das hat das Leibniz-Institut für Medienforschung ermittelt. In wenigen Jahren kann man möglicherweise von einem Gleichstand sprechen, was die Anzahl der Journalistinnen betrifft. Doch Frauen verdienen auch in den Medien noch immer weniger als Männer. Politischer und gewerkschaftlicher Druck sind noch immer notwendig.
mehr »

Danica Bensmail: „Widerstände spornen an“

Danica Bensmail hat am ersten März das Amt der dju-Bundesgeschäftsführung übernommen. Ein Gespräch mit „der Neuen“ über kaltes Wasser, die Bedeutung von Paarhufern für Diversity in den Medien und Treppengeländer. Danica Bensmail ist erst wenige Wochen im Amt – eine kleine Ewigkeit und ein Wimpernschlag zugleich. „Die ersten 48 Stunden waren ein wenig wie der sprichwörtliche Wurf ins kalte Wasser“, sagt Danica und lacht. Aber alles halb so wild, so eine Abkühlung belebe schließlich die Sinne.
mehr »

Mehr Vielfalt statt Einfalt im TV

Die vielfach ausgezeichnete Britcom „We Are Lady Parts“ über eine islamische Mädchen-Punkband in London ist eines der vielen Beispiele von „Diversity“-Formaten, die in der Coronazeit einen regelrechten Boom erlebten. Die neue zweite Staffel der Comedy war vor kurzem für den renommierten Diversify TV Awards nominiert. Deutsche Anwärter waren diesmal nicht vertreten.
mehr »