Ich konnte die Nachricht erst gar nicht glauben, als ein gemeinsamer Freund anrief. Wir hatten uns doch gerade erst am Telefon über seinen Umzug innerhalb Berlins unterhalten, der ihm schwergefallen war, und für den Sommer gegenseitige Besuche verabredet. Warum bemerkt man immer erst im Nachhinein, dass man Freunde viel zu selten gesehen hat? Dass uns ihre fundierte Meinung zum Weltgeschehen fehlt, wie sie Rainer bis zuletzt in seinen Karikaturen ironisch zugespitzt, genau hinschauend, oft bitterböse, immer pointiert formuliert hat.
Uns verbanden lange Jahre der Zusammenarbeit für die verschiedenen Publikationen der Mediengewerkschaft. Begonnen hat es 1984 mit ersten medienpolitischen Spitzen in der Zeitschrift „HFF – Hörfunk, Fernsehen, Film“ – das war die Mitgliederzeitschrift der RFFU, eine der Vorgängergewerkschaften der IG Medien. Unvergessen für viele sein Titelbild für die Ausgabe 10/87: „Jeder zweite Intendant ist eine Frau“ – mit den für ihn typischen genauen Porträts der Dargestellten. Das kannte man von Rainer Hachfeld bundesweit schon von den treffenden Karikaturen für den „Berliner Extradienst“ (bis 1982), den er entscheidend mitgestaltet hat, nach dem Start beim „Spandauer Volksblatt“, später zeichnete er für „Stern“ „Der Abend“, „Neues Deutschland“ und viele andere, weltweit, viel zur politischen Situation besonders in Lateinamerika.
Das Besondere an der Zusammenarbeit mit Rainer Hachfeld war das gemeinsame Entwickeln von Bildern, seine vielfältigen Ideen bei der Lektüre eines Artikels, für den man die passende optische Umsetzung und Gestaltung suchte, sein Eingehen auf besondere Aspekte und die kreative Umsetzung. So sind fast alle seine Arbeiten für unsere Zeitschriften entstanden – gezielt auf Thema und Intention. Nicht jede*r – vor allem nicht die so Porträtierten – mochte seinen unverwechselbaren besonderen Strich, der die Dinge auf den Punkt brachte.
Bis heute beeindrucken seine aktuellen jährlichen Jahresrückblicke mit politischen Karikaturen. Denn gezeichnet hat er bis zum Schluss – nicht nur aus Leidenschaft, sondern auch aus ökonomischer Notwendigkeit. Die finanzielle Situation von Karikaturisten war und ist zu Lebzeiten und vor allem im Alter oft prekär. Das zu ändern, dafür hat sich Rainer Hachfeld lange Jahre als Vertreter der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union in der VG Bild-Kunst für die Interessen seiner Berufskollegen eingesetzt, sich zuletzt bis 2004 im Sozialwerk der VG Bild-Kunst engagiert. Danke Rainer, auch dafür!