Orchester des SWR fusionieren – ab 2016 ist der Sitz in Stuttgart
Seit 18. Juli ist es amtlich: Das SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg (95 besetzte Stellen laut Website) wird aufhören, zu existieren. Der Rundfunkrat habe „mit großer Mehrheit” beschlossen, die so genannte Öffnungsklausel des Fusionsbeschlusses von 2012 (M 6,/2012) zu streichen. Damit wird die Fusion mit dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart (RSO, 98 Mitglieder) kommen.
Zuvor war eine Träger- und Geberkonferenz in Freiburg gescheitert, die alternative Finanzierungen – etwa eine Stiftung – für das Freiburger Orchester einmal mehr prüfen sollte: Die Finanzierungszusagen für den Freiburger Klangkörper reichten nicht aus.
Walter Preker, Sprecher des Freiburger Oberbürgermeisters Dieter Salomon (Grüne): „Das war die berühmte letzte Chance, von der jeder wusste, dass sie tatsächlich keine Chance war, weil die Finanzierungslücke niemals zu schließen war”. Manche, fügt Preker hinzu, sähen nun den „Untergang des Abendlandes” kommen, was dem OB-Sprecher offensichtlich zu weit geht. Aus Sicht der Stadt Freiburg findet er es „schade, dass das Orchester nicht mehr am Ort ist”. Zudem gehe im städtischen Konzerthaus ein Mieter verloren. Man vertraue aber auch zukünftig auf gute Zusammenarbeit. An den Sparvorgaben des Senders komme man nicht vorbei. Am Ende, sagt Preker, fehlten sechs Millionen Euro für den Fortbestand des Klangkörpers – jährlich, wohlgemerkt. Zwar hätte sich das Land mit einer Million beteiligt, die Pensionsverpflichtungen für die Musiker müssten aber auch finanziert werden.
Auch die Bemühungen des Vereins „Freunde des Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg”, das Orchester zu erhalten, waren vergeblich. Es sei leider nicht möglich gewesen, „den SWR von der Notwendigkeit einer Kooperation mit einer Stiftung zu überzeugen”, schreibt Vereinschef Arno Bohn Anfang August an seine Mitglieder.
Alexander Dick, Kulturchef der Badischen Zeitung, findet die Fusion „unnötig”. Es gebe doch zwei funktionierende Orchester und der Beweis, dass man „wirklich spart, ist nicht erbracht”. Nach seinen Informationen ist der neue Sitz, die Stuttgarter Liederhalle, denkmalgeschützt und das jetzige Orchester „muss viele Kompromisse schließen” – zum Proben reisten die Musiker nach Sindelfingen. Stuttgarts Sprecher Fabian Schwab sagt, ein Umbau sei „nicht geplant”, auch nichts Spezielles für das kommende Orchester.
Für den SWR ist „der Entscheidungsprozess zum SWR Symphonieorchester endgültig abgeschlossen”, sagt die stellvertretende SWR-Sprecherin Anja Görzel. Aber die Rundfunkbeiträge steigen doch? Anja Görzel entgegnet, die Mehreinnahmen stünden den „Rundfunkanstalten nicht zur Verfügung”, sie würden in eine Rücklage eingestellt, über deren Verwendung die Politik später entscheide. Überdies erhielte die ARD schon seit Jahren keinen Ausgleich für Teuerungen, der Rundfunkbeitrag sei seit 2009 auf 17,98 Euro monatlich eingefroren, ab 2015 solle er auf 17,50 Euro gesenkt werden.
Das Orchester „wird im September 2016 an den Start gehen”. Die Planungen für die erste Spielzeit schritten voran. Es gehe um Abo-Konzertreihen in Stuttgart, Freiburg und Mannheim. Auch die Teilnahme an den Donaueschinger Musiktagen – einem bedeutenden Festival für Neue Musik – sei bereits „disponiert”, genauso seien die Residenzen in Freiburg in der Planungsphase. Das Programm des neuen Klangkörpers will der SWR voraussichtlich im ersten Quartal 2016 vorstellen.
Über die Besetzung frei werdender Planstellen ab 2016 werde „von Fall zu Fall” entschieden, es gebe „weiterhin Probespiele”. Dass Musikerinnen und Musiker die Orchester wegen der anstehenden Fusion verließen, sei „nicht bekannt”, erklärt der SWR gegenüber M. Dem neuen Orchester würden alle Musikerinnen und Musiker der beiden bisherigen Orchester angehören, Arbeitsverträge bestünden fort, nur der Beschäftigungsort und die Zugehörigkeit zum Orchester würden geändert.