DOKfilm in Leipzig

ver.di-Preis würdigt Eintreten für Demokratie

Die neue Herausforderung bestehe darin, nach der Jubiläumsausgabe im letzten Jahr die ersten Schritte in die Ebene zu meistern, hatte Festivaldirektor Claas Danielsen vor der Eröffnung des 51. Internationalen Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm festgestellt.
Bei der Abschlussveranstaltung seines mittlerweile fünften von ihm verantworteten Festivals stellte der 41jährige zufrieden fest: „Es war eine sehr lebendige, aber entspannte Woche. So soll es sein.“

Vom 27. Oktober bis 2. November waren in Leipzig 320 Filme aus rund 50 Ländern gezeigt worden. Das größte deutsche und weltweit älteste Festival für Dokumentarfilme präsentierte in vier Wettbewerben eine Auswahl der besten Arbeiten aus dem letzten Jahr (Preise) sowie zahlreiche Sonderprogramme. Rund 27.000 Zuschauer und 1.400 Akkreditierte aus 49 Ländern (1.450 im Jahr 2007) kamen nach Leipzig, um sowohl das umfangreiche Filmprogramm als auch die DOK Industry-Branchenangebote zu nutzen.
Der mit 1.500 Euro dotierte „Preis der ver.di – Fachbereich Medien und Kunst“ ging an Wiktar Daschuk aus Weißrussland für seinen Film „Femida“ (Themis As a Lady of Loose Morals). Die ver.di-Jury mit Bernd Ackermann (Kulturwissenschaftler), Thomas Janetzky (Kunststudent), Jürgen Kautz (Regisseur und Dramaturg), Gundula Lasch (freie Journalistin), Sophia Littkopf (Studentin und Kulturarbeiterin), Hans-Dieter Tok (Filmkritiker) und Karin Wieckhorst (freie Fotografin) hatte sich nach langer Diskussion geeinigt.
In der Begründung wird vor allem das Eintreten für Freiheit und Demokratie gewürdigt: „Medienfragmente unterschiedlichster Herkunft verdichten sich in „Femida“ zu einer eindrucksvollen, authentischen Bestandsaufnahme der weißrussischen Verhältnisse und spitzen sich zu einem brutalen Taumel zu. Mit unserem Preis möchten wir den lebensgefährlichen Einsatz Daschuks und seines Teams auszeichnen und wollen helfen, den Film und seine Sache in die Welt zu tragen.“ Was Daschuk „belorussisches absurdes Theater“ nennt, ist eine gesetzlose Diktatur, in der gegen Andersdenkende mit brachialer Gewalt vorgegangen wird. Der mutige Regisseur versucht Filmteam und Helfer bestmöglich zu schützen, indem er als einziger mit seinem Namen im Abspann erscheint. Der Autor von über 100 Reportagen, Dokumentar- und Spielfilmen sowie mehrfacher Preisträger auf internationalen Festivals schaut auch nach fast 50 Jahren im Filmgeschäft noch ganz genau hin und zeigt furchtlos die finsteren Seiten seiner Heimat.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Klimaprotest erreicht Abendprogramm

Am 20. August 2018, setzte sich die damals 15jährige Greta Thunberg mit dem Schild “Skolstrejk för Klimatet“ vor das Parlament in Stockholm. Das war die Geburtsstunde von Fridays for Future (FFF) – einer Bewegung, die nach ersten Medienberichten international schnell anwuchs. Drei Jahre zuvor hatte sich die Staatengemeinschaft auf der Pariser Klimakonferenz (COP 21) völkerrechtlich verbindlich darauf geeinigt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
mehr »

Mediatheken löschen ihre Inhalte

In Zeiten von Video-on-demand, Streaming und Mediatheken haben sich Sehgewohnheiten verändert. Zuschauer*innen  gucken wie selbstverständlich Filme, Serien, Dokus oder Nachrichten online. Private und öffentlich-rechtliche Fernsehsender pflegen daher inzwischen umfangreiche Mediatheken. Sendung verpasst? In den Online-Videotheken der TV-Anstalten gibt es nahezu alle Medieninhalte, um sie zu einem passenden Zeitpunkt anzuschauen, anzuhören oder nachzulesen. Irgendwann werden sie dann aber gelöscht.
mehr »

Neues vom Deutschlandfunk

Auch beim Deutschlandfunk wird an einer Programmreform gearbeitet. Es gehe etwa darum, „vertiefte Information und Hintergrund“ weiter auszubauen sowie „Radio und digitale Produkte zusammen zu denken“, erklärte ein Sprecher des Deutschlandradios auf Nachfrage. Damit wolle man auch „auf veränderte Hörgewohnheiten“ reagieren.
mehr »

Österreich: Gefahr für die Pressefreiheit

In Österreich ist die extrem rechte FPÖ bei den Nationalratswahlen stärkste Kraft geworden. Noch ist keine zukünftige Koalition etabliert. Luis Paulitsch erklärt im Interview, welche Entwicklungen in der österreichischen Medienlandschaft zu erwarten sind, sollten die FPÖ und ihr Spitzenkandidat Herbert Kickl an der Regierung beteiligt werden. Paulitsch ist Jurist, Zeithistoriker und Medienethiker. Von 2019 bis 2024 war er Referent des Österreichischen Presserats, dem Selbstkontrollorgan der österreichischen Printmedien;  seit 2024 bei der Datum Stiftung für Journalismus und Demokratie.
mehr »