Fehlende Kenntnisse über Struktur von ARD und ZDF

Zuschauer*innen wollen ein diverses Fernsehprogramm Fotos: ARD /Grafik: Petra Dreßler

Deutsche Fernsehzuschauer*innen sind über das Finanzierungsmodell des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und die Funktion der Aufsichtsgremien oft nur unzureichend informiert. Das ist ein Zwischenergebnis des Beteiligungsprojekts „#meinfernsehen21“, das vom Grimme-Institut in Marl, der Bundeszentrale für politische Bildung und der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität organisiert wird.

Mediennutzer*innen konnten von November bis März auf einer Plattform über Angebot, Inhalt und Qualität des TV-Programms diskutieren. Dabei hätten sich Wissenslücken gezeigt, schreiben die am Projekt beteiligten Wissenschaftlerinnen Frauke Gerlach und Christiane Eilders in einem Beitrag für den Fachdienst epd medien. So seien auch die zentralen rechtlichen Rahmenbedingungen für ARD und ZDF und die Entscheidungskompetenz der Bundesländer nicht ausreichend bekannt. „Daraus resultieren Einschätzungen und Bewertungen, die dazu beitragen, dass der Eindruck entsteht, dass Sender und Politik interessengeleitet miteinander verwoben sind und eine Agenda verfolgen“, halten Gerlach und Eilders fest. Kenntnisse über die Rechte von Produzenten und Kreativen seien häufig ebenfalls nicht ausgeprägt. Gerlach ist Direktorin des Grimme-Instituts, Eilders ist Professorin für Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität.

Die Teilnehmer*innen seien sich weitgehend einig gewesen, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen reformbedürftig sei und bei allen Reformen die Zuschauer in die Entscheidungen eingebunden werden sollten. Wie fundamental diese Reformen sein müssten, wurde laut Gerlach und Eilders unterschiedlich beurteilt. Zu den geäußerten Wünschen gehörte demnach, weniger leichte Unterhaltung und mehr Kultur im Unterhaltungsbereich zu senden. Gefordert wurden außerdem mehr hochwertige Dokumentationen zu attraktiveren Sendezeiten. Deutliche Kritik wurde an einer mangelhaften Diversität von Themen und Gästen in Talkshows geübt.

Die letzte Projektphase wird derzeit ausgewertet. Die Ergebnisse finden Eingang in eine Tagung, die am 27. Mai im NRW-Forum in Düsseldorf als sogenannte Hybridveranstaltung ohne Gäste stattfinden soll. Insgesamt hatten sich in den ersten beiden Phasen 1.014 Menschen auf der Plattform registriert. Davon haben 637 am Verfahren teilgenommen und insgesamt 2.418 Beiträge geschrieben.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Neues vom Deutschlandfunk

Auch beim Deutschlandfunk wird an einer Programmreform gearbeitet. Es gehe etwa darum, „vertiefte Information und Hintergrund“ weiter auszubauen sowie „Radio und digitale Produkte zusammen zu denken“, erklärte ein Sprecher des Deutschlandradios auf Nachfrage. Damit wolle man auch „auf veränderte Hörgewohnheiten“ reagieren.
mehr »

Nicaraguas bedrohte Medien

Die Diktatur des nicaraguanischen Präsidentenpaars Daniel Ortega und Rocio Murillo hat in den letzten Jahren immer mehr Journalist*innen ins Exil getrieben. Unter erschwerten Bedingungen berichten Menschen wie Lucía Pineda vom Nachrichtenkanal "100% Noticias" oder Wendy Quintero nun aus dem Ausland. Für diese Arbeit nehmen sie stellvertretend für viele andere am 26. November 2024 den Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung entgegen.
mehr »

Österreich: Gefahr für die Pressefreiheit

In Österreich ist die extrem rechte FPÖ bei den Nationalratswahlen stärkste Kraft geworden. Noch ist keine zukünftige Koalition etabliert. Luis Paulitsch erklärt im Interview, welche Entwicklungen in der österreichischen Medienlandschaft zu erwarten sind, sollten die FPÖ und ihr Spitzenkandidat Herbert Kickl an der Regierung beteiligt werden. Paulitsch ist Jurist, Zeithistoriker und Medienethiker. Von 2019 bis 2024 war er Referent des Österreichischen Presserats, dem Selbstkontrollorgan der österreichischen Printmedien;  seit 2024 bei der Datum Stiftung für Journalismus und Demokratie.
mehr »

KI beinflusst Vielfalt in den Medien

Künstliche Intelligenz kann journalistische Texte in verschiedene Sprachen übersetzen und damit viel mehr Nutzer*innen ansprechen. Gleichzeitig kann sie aber auch Stereotype, die in diesen Texten enthalten sind, verfestigen. Gefahren und Chancen von KI-Anwendungen im Journalismus standen im Fokus der diesjährigen NxMedienkonferenz der Neuen deutschen Medienmacher*innen (NdM), die sich für mehr Vielfalt in den Medien einsetzen.
mehr »