Rundfunk: Anspruch auf bedarfsgerechte Finanzierung

Das Morgenmagazin aus dem Berliner ZDF-Studio. Foto: Murat Türemis

Vor der Anhörung zur geplanten Erhöhung des Rundfunkbeitrags im Landtag von Sachsen-Anhalt am morgigen Freitag appelliert die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) an die Abgeordneten, bei der nächsten Parlamentssitzung im Dezember der vorgeschlagenen Rundfunkfinanzierung zuzustimmen. Die Erhöhung des Rundfunkbeitrags war im März von der Ministerpräsidentenkonferenz einvernehmlich beschlossen worden, muss aber von den Länderparlamenten ratifiziert werden. Allein in Sachsen-Anhalt zeichnet sich dafür bislang keine Mehrheit ab.

„Bei allen berechtigten Diskussionen um mögliche Reformen dürfen diese nicht mit der Entscheidung über den Rundfunkbeitrag vermischt werden. Die öffentlich-rechtlichen Anstalten haben einen verfassungsrechtlichen Anspruch auf eine bedarfsgerechte Finanzierung“, stellt ver.di-Bundesvorstandsmitglied Christoph Schmitz in einer Pressemitteilung klar.

„In der Öffentlichkeit wird häufig der Eindruck erweckt, ARD, Deutschlandradio und ZDF würden durch einen höheren Rundfunkbeitrag übermäßig finanziert werden“, kritisierte Schmitz. Die erste Gebührenerhöhung seit über zehn Jahren wäre jedoch nicht einmal ein Ausgleich für zwischenzeitliche Preissteigerungen und nach der Empfehlung der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) mit deutlichen Einsparungen auch beim Programm verbunden, so Schmitz weiter.

Sollte die Erhöhung nicht wie geplant in Kraft treten, sei eine weit grundlegendere Beeinträchtigung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu befürchten. „Eine Ablehnung im Landtag Sachsen-Anhalt wäre eindeutig nicht verfassungsgemäß. Damit gäben die Abgeordneten ein fatales Signal ab“, betonte Schmitz.

Er verwies zudem auf ein im Juni veröffentlichtes und von ver.di in Auftrag gegebenes Gutachten des Medienrechtlers Jan Christopher Kalbhenn. Darin heißt es, dass die ökonomischen Folgen der Corona-Krise ausdrücklich kein Grund seien, die geplante Beitragserhöhung zu stoppen, da es hinreichende Befreiungskriterien für die Rundfunkabgabe gebe. Nach der Bedarfsanmeldung durch die Anstalten und der Prüfung durch die KEF beschränke sich die Kompetenz der Länder darauf, auf offensichtliche Fehler zu prüfen. Solche seien jedoch nicht erkennbar und würden auch von den Kritikern nicht vorgebracht.

Auch die Landtage in Brandenburg und dem Saarland haben am 11. November dem ersten Medienänderungsstaatsvertrag und damit einer Erhöhung des Rundfunkbeitrags zugestimmt. Das gilt inzwischen für acht der 16 Länderparlamente. Der Rundfunkbeitrag soll mit dem Medienänderungsstaatsvertrag ab 1. Januar 2021 von 17,50 auf 18,36 Euro im Monat steigen. Zuletzt war die Abgabe 2009 erhöht worden, im Jahr 2015 hatte es eine Senkung gegeben.

 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Wie ethisch kann KI berichten?

Ein ethischer Kompass ist angesichts zunehmender Desinformation immer wichtiger – für Journalist*innen, aber auch Mediennutzende. Positivbeispiele einer wertebewussten Berichterstattung wurden jüngst zum 20. Mal mit dem Medienethik Award, kurz META, ausgezeichnet. Eine Jury aus Studierenden der Stuttgarter Hochschule der Medien HdM vergab den Preis diesmal für zwei Beiträge zum Thema „Roboter“: Ein Radiostück zu Maschinen und Empathie und einen Fernsehfilm zu KI im Krieg.
mehr »

VR-Formate im Dokumentarfilm

Mit klassischen Dokumentationen ein junges Publikum zu erreichen, das ist nicht einfach. Mit welchen Ideen es aber dennoch gelingen kann, das stand auf der Sunny Side of the Doc in La Rochelle im Fokus. Beim internationalen Treffen der Dokumentarfilmbranche ging es diesmal auch um neue Erzählformen des Genres wie Virtual Reality (VR).
mehr »

Erneute Streiks bei NDR, WDR, BR, SWR 

Voraussichtlich bis Freitag werden Streiks in mehreren ARD-Sendern zu Programmänderungen, Ausfällen und einem deutlich veränderten Erscheinungsbild von Radio- und TV-Sendungen auch im Ersten Programm führen. Der Grund für den erneuten Streik bei den großen ARD-Rundfunkanstalten ist ein bereits im siebten Monat nach Ende des vorhergehenden Tarifabschlusses immer noch andauernder Tarifkonflikt.
mehr »

krassmedial: Diskurse gestalten

Besonders auf Social-Media-Plattformen wie TikTok und Telegram verbreiten sich rechtsextreme Narrative, die zur Polarisierung der Gesellschaft beitragen. Wie Journalist*innen dem entgegen wirken und antidemokratische Diskursräume zurückgewinnen können, diskutierten und erprobten etwa 70 Teilnehmende der diesjährigen #krassmedial-Sommerakademie von ver.di am Wochenende in Berlin-Wannsee.
mehr »