WDR-Gesetz: ver.di kritisiert Streichung im Rundfunkrat  

Der Rundfunkrat des WDR Screenshot: wdr.de

Die Landesregierung bringt heute, am 27. Januar, einen Gesetzentwurf zu Änderungen des WDR-Gesetzes ins Parlament von Nordrhein-Westfalen ein. Dabei sollen im Rundfunkrat des WDR die Sitze des Verbandes deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller NRW (VS) und der Fachgruppe Medien (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk, Betriebsverband NRW) gestrichen werden. ver.di NRW kritisiert die geplante Streichung.

„Mit der Fachgruppe Medien und dem VS NRW sind ausgewiesene Fachleute im Rundfunkrat vertreten. Sie decken in Bezug auf die gesetzlichen Aufgaben des WDR Rundfunkrates unterschiedliche Themenbereiche ab, die für die Aufsicht unerlässlich sind. An dieser Expertise geht aus unserer Sicht kein Weg vorbei, weshalb wir uns für den Erhalt der Sitze einsetzen werden“, erklärt Christof Büttner, Fachbereichsleiter Medien NRW. Heribert Stratmann führt für die Fachgruppe Medien aus: „Wenn die Aufsicht über den WDR funktionieren soll, muss jemand vertreten sein, der die technische Seite eines Senders und die Branchenbesonderheiten versteht.“

Die Vertreterin des VS NRW Sabine Lipan setzt sich insbesondere für Kultur, Literatur und Bildung ein. „Dass der Sitz des VS NRW im Rundfunkrat nach über 40 Jahren gestrichen werden soll und damit literarische Kultur und Bildung kaum mehr eine sachkundige Vertretung im Rundfunkrat haben, und das zu einem Zeitpunkt, in dem im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gerade der Kulturbereich massiv umgestaltet wird, ist absolut nicht akzeptabel“, so Lipan. Die tägliche Buchrezension der Sendung „Mosaik“ im WDR3 solle ab März gestrichen werden. Auch WDR5 habe bereits literarische Sendezeit eingebüßt. Umso wichtiger sei es, den VS NRW im Aufsichtsratsgremium des WDR zu stärken, statt ihn abzuschaffen.

Protest gegen Kultur-Streichungen beim WDR

Die Literaturkritikerin Isa Wilke hat eine Petition gegen die Literaturkürzungen im WDR gestartet. Mehr als 3000 Unterschriften sind bereits verzeichnet. „Wenn die tägliche Buchrezension im „WDR3 Mosaik“ wegfällt, bedeutet das: Es werden im Jahr um die 250 Bücher weniger besprochen. Viele Verlage werden mit ihren Büchern im „Kulturradio“ WDR3 gar nicht mehr vorkommen. Absehbar ist, dass nur noch die wenigen vermeintlich „wichtigen“ Buchtitel besprochen werden. Bücher also, die ohnehin im Gespräch sind. Erfüllt WDR3 so seinen Kulturauftrag? Will man so in der Zukunft als Kultursender bestehen?“, betont Isa Wilke.

In einem Brief an WDR-Intendant Tom Buhrow drückt Heinrich Bleicher – ehemaliger Bereichsleiter Kunst und Kultur der ver.di sowie Bundesgeschäftsführer des Schriftstellerverbandes (VS) – seine „Betroffenheit“ und sein „Unverständnis“ über die Streichungen im Kulturprogramm des WDR aus. Und fragt: „Wie kann man entgegen dem eigenen Verständnis und Auftrag an den Ästen sägen, die wesentlich zur Existenzberechtigung der Öffentlich-Rechtlichen beitragen?“

 

 

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