Bertelsmann wächst wieder, wenngleich mit gebremstem Schaum. 2017 steigerte Deutschlands größter Medienkonzern seinen Umsatz um 1,4 Prozent auf 17,2 Milliarden Euro (Vorjahr: 17,1 Mrd.) Positiv sieht es auch auf der Ertragsseite aus. Mit einem Ebitda von 2,64 Mrd. Euro (2016: 2,57 Mrd.) erzielte der Konzern neuerlich ein Rekordergebnis – mit der RTL Group in der Rolle der Cash Cow. „2017 war ein erfolgreiches Jahr für Bertelsmann“, sagte Vorstandschef Thomas Rabe am 27. März auf der Bilanzpressekonferenz in Berlin.
Alle vier strategischen Ziele seien erfolgreich weiterverfolgt worden. „Unser Haus wird wachstumsstärker, digitaler, internationaler und diversifizierter“, so Rabe. Fast die Hälfte des Umsatzes stamme mittlerweile aus digitalen Geschäften, genauer: 46 Prozent. Zum Vergleich: Beim Konkurrenten Axel Springer liegt dieser Anteil inzwischen bei 71 Prozent.
Der Hauptwachstumsimpuls ging erneut von der RTL Group aus, mit 53 Fernseh- und 28 Radiosendern Europas größter Privatfunkbetreiber. Der Umsatz der Gruppe – sie befindet sich zu 75 Prozent im Besitz der Gütersloher – stieg erneut um 2,2 Prozent auf 6,4 Mrd. Euro (VJ: 6,2 Mrd.). RTL gelang es 2017, attraktive Live-Sportangebote auszubauen. Neben den Qualifikationsspielen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft wird die Sendergruppe künftig auch die Live-Spiele der Euro League übertragen. Strategisch habe man sich verstärkt auf lokale Eigenproduktionen konzentriert, berichtete RTL-Chefin Anke Schäferkordt. Mit fast 90 Prozent bei RTL und über 70 Prozent bei Vox sei dieser Anteil inzwischen sehr hoch und weiter steigend. So mache man die großen Kanäle „zunehmend unabhängig von US-Produktionen“ und schaffe sich „einen klaren Wettbewerbsvorteil gegenüber unseren privaten Wettbewerbern im linearen Fernsehen und den amerikanischen Video-Plattformen“.
Durchwachsen bei Büchern und Zeitschriften
Der Umsatz im Buchgeschäft blieb mit 3,4 Mrd. Euro (VJ: 3,7 Mrd.) hinter den Erwartungen zurück. Erst im Oktober 2017 hatte der Konzern seinen Anteil an Penguin Random House von 53 auf 75 Prozent aufgestockt. Die restlichen Anteile hält die britische Verlagsgruppe Pearson. Der im Vorstand für das Buchgeschäft zuständige Markus Dohle gab sich dennoch optimistisch. Seine Zuversicht für 2018 gründet sich unter anderem auf den Erwerb der Weltrechte für Michelle Obamas Memoiren „Becoming“, die am 13. November „global“ erscheinen sollen.
Leicht rückläufig fielen erneut auch die Umsätze von Gruner + Jahr aus, um 4,2 Prozent auf 1,5 Mrd. Euro (VJ: 1,6 Mrd.). Laut Vorstandschef Rabe machten sich hier die Verkäufe von Verlagen in Spanien und Österreich bemerkbar. Dagegen verbesserte sich das Ebitda um 6,2 Prozent auf 145 Mio. Euro (VJ: 137 Mio.) Geringe Rückgänge im Printanzeigengeschäft konnten durch stark wachsende Digitalerlöse ausgeglichen werden. Erfolgreich waren nicht nur die G+J-Flaggschiffe „Stern“, „Gala“ und „Brigitte“. Zum guten Ergebnis trugen auch Magazinneugründungen wie „Ideat“, „Hygge“ und „Cord“ bei. Jüngste Kreation ist das am 23. März erstmals erschienene Heft „JWD“ (für: „Joko Winterscheidts Druckerzeugnis“ oder auch „Janz weit draußen“) Offenbar ein Versuch, die Erfolgsgeschichte von „Barbara“ – ein um die Moderatorin Barbara Schöneberger arrangiertes Magazin – zu kopieren.
Erfreuliches meldet die Musiksparte: Mit einem Umsatzplus von satten 21,8 Prozent konnte das Musikunternehmen BMG erstmals die 500-Mio.-Euro-Grenze überspringen (507 Mio., VJ: 416 Mio.). Das gelang vor allem durch eine Reihe von Akquisitionen und Katalogzukäufen. Zum BMG-Imperium gehört seit kurzem etwa der Songkatalog von Chrissie Hynde, Gründerin und Stimme der britischen Band The Pretenders.
Call-Center-Bereich wird abgestoßen
Größere Veränderungen stehen indes bei der Dienstleistungstochter Arvato an. Anfang dieses Jahres entschied die Konzernspitze, den unter dem Namen „Arvato CRM“ firmierenden Call-Center-Bereich zu verkaufen. In diesem Segment arbeitet nahezu jede_r Dritte der aktuell insgesamt 119.000 bei Bertelsmann Beschäftigen. Dies ist nach der Trennung von den Buchclubs 2015 der zweite große Einschnitt in der Rabe-Ära.
Für 2018 rechnet der Vorstandschef mit einem neuerlichen Umsatzwachstum. Zugleich strebe man ein operatives Ergebnis von drei Milliarden Euro sowie einen Gewinn von mehr als einer Mrd. Euro an. „Mittelfristig“ hält Thomas Rabe am Ziel einer Umsatzmarke von 20 Mrd. Euro fest. Wann die überschritten wird, darauf mag er sich allerdings nicht festlegen: „Ob das ein Jahr früher oder später geschieht, ist nicht so entscheidend.“