Das Radio lebt!

Portrait von Günter Herkel

Günter Herkel lebt in Berlin und arbeitet als freier Medienjournalist für Branchenmagazine in Print und Rundfunk.
Foto: Jan-Timo Schaube

Der „Welttag des Radios“ am 13. Februar steht unter dem Motto „Radio & Sports“. Zum siebten Mal feiern die Vereinten Nationen und die UNESCO ein Medium, das sich auch in Zeiten der digitalen Umwälzung glänzend behauptet. Gerade im Jahr hochkarätiger Sportereignisse wie den Olympischen Spielen in Pyeongchang und der Fußball-WM in Russland dürfte das Radio wieder weltweit für Emotionen und Begeisterung sorgen.

Als Leitmedium gilt hierzulande gemeinhin das Fernsehen. Aber der Hörfunk kann nach wie vor gut mithalten. Über 90 Prozent der Menschen ab 14 Jahren hören in Deutschland regelmäßig Radio. Allein 200 Minuten täglich widmen sie den Programmen der ARD. „Gerade mit seiner regionalen Verankerung, von aktueller Information über Kulturangebote bis hin zu Sport und Unterhaltung ist die Relevanz des Hörfunks ungebrochen“, so der Vorsitzende der ARD-Hörfunkkommission Martin Wagner.Attraktiv erscheint das Medium auch aufgrund der verschiedenen Ausspielwege. Dabei ist längst nicht entschieden, welche Option sich am Ende durchsetzt. Vermutlich läuft es eher auf eine parallele Nutzung unterschiedlicher Formate hinaus. Sicher – ein immer größerer Teil des Radiokonsums verlagert sich ins Internet. Dort existieren sogar bereits valide digitale Geschäftsmodelle. Gerade jüngere Hörer sind bereit, für Streamingdienste wie Spotify & Co. zu bezahlen. Andererseits sind solche Dienste einstweilen nicht viel mehr als Plattenläden in digitaler Form. Die immensen Möglichkeiten des Mediums werden auf diese Weise nicht ausgeschöpft. Das leisten nach wie vor eher die klassischen Radiosender mit all ihren Stärken: Geboten werden nicht nur Musik, sondern Nachrichten, Services, Unterhaltung – auch durch (mehr oder weniger) originelle Moderation.

Erstaunlich: Das gute alte Dampfradio ist nicht totzukriegen. Wer erinnert sich? Noch zur Jahrtausendwende  plante die EU-Kommission, bis zum Jahr 2012 (!) komplett vom analogen UKW-Empfang auf Digitalradio DAB umzustellen. Auch die Bundesregierung hat den ursprünglich bis 2015 angepeilten Switchover längst aufgegeben. Nach wie vor hört eine überwältigende Mehrheit hierzulande UKW-Radio – auch wenn die Reichweiten von DAB+ wachsen. Beweis für die Skepsis der Hörer: Erst unlängst plante der Bayerische Rundfunk, den Sender BR-Klassik zugunsten des Jugendradios Puls nur noch digital und online auszustrahlen. Zehntausende Hörer gingen auf die Barrikaden. Am Ende gab die BR-Geschäftsleitung nach und lies es sein.

Aber auch die Öffentlich-Rechtlichen operieren technologisch sehr wohl auf der Höhe der Zeit. Das belegt der Start der ARD-Audiothek im November 2017. Diese App für Smartphones und Tablets vereint eine riesige Auswahl hörenswerter Wortbeiträge aller öffentlich-rechtlichen Wellen inklusive Deutschlandradio. Eine wahre Fundgrube für Radiofreunde: 560 ständig aktualisierte Sendereihen, gegliedert in Kategorien wie „Literatur und Lesung“, „Dokumentation und Reportage“, „Comedy und Satire“. Das Ganze unter Verzicht auf Tagesaktualität, wohl aber unter Einschluss von Hintergründen und Interviews. Die Akzeptanz ist beachtlich.  Mehr als 300.000 Downloads in den ersten drei Monaten belegen: Das Medium Radio lebt!

 

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