Gehalt gekürzt

Vertreter des Bauer Verlages: Mediation ist kein Waffenstillstand

Zweiter Termin im Arbeitsrechtsstreit der Konzernbetriebsratsvorsitzenden Kersten Artus gegen den Hamburger Bauer Verlag am 7. Januar. Doch diesmal geht es nicht wie im vergangenen November um das ersatzweise Zustimmungsbegehren zur fristlosen Kündigung durch das Hamburger Arbeitsgericht, das wegen der laufenden Mediation bis Ende Januar ausgesetzt wurde, sondern die Redakteurin Artus klagt gegen Gehaltskürzungen und für die Rücknahme diverser Abmahnungen.

Und wieder ist der Andrang zum Verhandlungssaal 109 gewaltig, wird Solidarität mit Kersten Artus gezeigt. Im Vorfeld zu dem fristlosen Kündigungsbegehren, das mit einer „beharrlichen Arbeitsverweigerung“ begründet wurde, hatte der Bauer Verlag akribisch Buch geführt und die Aktivitäten der Betriebsrätin, Gewerkschafterin und Politikerin, die in die tägliche Arbeitszeit fielen, minutiös aufgelistet. Mehrere Abmahnungen wurden ausgesprochen und das Gehalt um insgesamt 1038 Euro gekürzt.
Gleich zu Beginn des Termins wirft Arbeitsrichter Esko Horn die Frage auf, ob eine solche Verhandlung während der laufenden Mediation zwischen den Parteien sinnvoll sei. Doch der Bauer Verlag hat in der Zwischenzeit eine weitere Abmahnung gegen seine ungeliebte Konzernbetriebsrätin erlassen und erklärt kampfeslustig: „Mediation ist ja kein Waffenstillstand. Wir werden während des Mediationsverfahrens weiter normal miteinander umgehen.“ Das, so ein Prozessbeobachter, sei die „klassische Normalität nach Gutsherrenart“. Der nächste Verhandlungstermin ist für den 6. April anberaumt. Angesetzt wird für die beiden Komplexe Zustimmungsbegehren und Gehaltskürzung/Abmahnung ein ganzer Verhandlungstag. Esko Horn: „Diese Verfahren sind nicht alltäglich.“ Er selbst aber werde dann das Verfahren nicht mehr führen, denn zum 1. Februar werde er in die Hamburger Justizbehörde wechseln. Eine für Gewerkschafter sehr fragwürdige Entscheidung fällte er aber noch: Der Betriebsrat müsse „auflisten, was konkret an Betriebsratsarbeit“ gemacht worden ist. „Die Stichworte würden mir jetzt nicht mehr reichen, es muss ein bisschen mehr Substanz kommen.“
Konkrete Substanz und eine Abmahnung der ganz anderen Art erhielt dieser Tage der Bauer Verlag selbst: Bauer muss ein Bußgeld in Höhe von 2.000 Euro zahlen, das sie aus der Portokasse bezahlen dürften. Monatelang war das Hamburger Amt für Arbeitsschutz dafür den Vorwürfen nachgegangen, dass bei dem Peoplemagazin Life & Style die vorgeschriebenen Arbeitszeiten nicht eingehalten würden und Redakteure gesetzwidrig mitunter bis tief in die Nacht arbeiten müssten.


nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Süddeutsche ohne Süddeutschland?

Die Süddeutsche Zeitung (SZ) will sich aus der Regionalberichterstattung in den Landkreisen rund um München weitgehend zurückziehen. Am Mittwoch teilte die Chefredaktion der SZ zusammen mit der Ressortleitung den rund 60 Beschäftigten in einer außerordentlichen Konferenz mit, dass die Außenbüros in den Landkreisen aufgegeben werden und die Berichterstattung stark zurückgefahren wird. Dagegen wehrt sich die Gewerkschaft ver.di.
mehr »

Games: Welcome to Planet B

Die Bürgermeisterin muss sich entscheiden: Soll zuerst ein Frühwarnsystem vor Springfluten eingerichtet oder neue Möglichkeiten zum Schutz vor Hitze geplant werden? Und sollen diese neuen Schutzmaßnahmen besonders günstig oder lieber besonders nachhaltig sein? Was wie Realpolitik klingt ist ein Computerspiel. Denn immer mehr Games setzten sich auch mit Umweltthemen auseinander.
mehr »

Aktuelles aus der Medienbranche 3/24

Im dritten Quartal des Jahres setzten sich die bisherigen Trends der Medienbranche fort: Print-Periodika schrumpfen, Online nimmt zu, die Buchbranche wächst leicht. Axel Springer wird aufgespalten. Der „Markt“ für Übernahmen und Beteiligungen im Medienbereich verengt sich. Die Quartalsberichte stützen sich auf die Auswertung von Internetseiten, Zeitungen, Fachzeitschriften, Informationsdiensten, Verbands- und Unternehmenspublikationen.
mehr »

NRW: Zusammenschluss im Zeitungsmarkt

Die Konzentration im NRW-Zeitungsmarkt, insbesondere in der Region Ostwestfalen-Lippe (OWL), setzt sich fort. Die Neue Westfälische und das Westfalen-Blatt streben eine Kooperation an. Auch die Lippische Landes-Zeitung und das Mindener Tageblatt planen, ihre Verlagsaktivitäten künftig in einer gemeinsamen Holding zu bündeln.
mehr »