Paukenschlag für die Buchbranche

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Die am Donnerstag bekanntgegebene Insolvenz des größten deutschen Buchgroßhändlers Koch, Neff & Volckmar (KNV) schlägt noch immer hohe Wellen in der Buchbranche. Erste Verlage berichten bereits von ausstehenden Zahlungen, Branchenexpert*innen befürchten Lieferengpässe bei den kurzfristigen Buchbestellungen im stationären Handel. In Gefahr sind aber auch die Arbeitsplätze von rund 1800 Beschäftigten an den Standorten Erfurt und Stuttgart.

KNV arbeitet an der Schnittstelle zwischen Buchproduktion und Buchverkauf und beliefert nach eigenen Angaben 5600 Buchhandelsfilialen mit Titeln von mehr als 5000 Verlagen. Das 1829 gegründete Unternehmen, zu dessen Kunden auch Amazon gehört, hatte bis zuletzt Verhandlungen mit einem Investor geführt, die jedoch am Abend des 13. Februar überraschend gescheitert waren. Verlage und Händler zeigten sich bestürzt über die Insolvenzankündigung.

Weil die Buchhandlungen vor allem kurzfristige Buchbestellungen ihrer Kund*innen in der Regel von Buchgroßhändlern wie KNV beziehen, befürchten Branchenexpert*innen nun Lieferengpässe. So wie der Geschäftsführer der Bonnier-Mediengruppe, Christian Schumacher-Gebler, der gegenüber der SZ von großen Problemen mit dem Barsortiment sprach, also jenen Titeln, mit denen KNV die „Über-Nacht“-Bestellungen von Kunden im Buchhandel bedient habe. „Wenn plötzlich etwa 40 Prozent des Marktes an Barsortimenten nicht mehr leistungsfähig wäre, dann bestünde ein großer Versorgungsengpass im Buchhandel“, so Schumacher-Gebler.

Doch selbst, wer seine kurzfristigen Buchbestellungen von den KNV-Konkurrenten Libri oder Umbreit bezieht, ist nun beunruhigt. Denn wenn letztere von jetzt an große Teile des Geschäfts unter sich aus machen, könnte das auch die Konditionen für die Buchhändler verschlechtern, so die Befürchtung der Branche laut Stuttgarter Zeitung.

Grund zur Sorge gibt es indes auch für die Verlage, vor allem für diejenigen, die größere Teile ihres Umsatzes durch Verkäufe an KNV erzielen. Dazu gehören vor allem die Kleineren. Offenbar würden nicht einmal die Einnahmen der letzten zwei Monate, zu denen auch das Weihnachtsgeschäft zählt, ausbezahlt, berichtet die SZ unter Berufung auf einen Bonner Kleinverleger.

Für die rund 1800 Beschäftigten der KNV-Gruppe heißt es nun abwarten. Der Insolvenzverwalter hat bereits am Freitag seine Arbeit aufgenommen.

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