Stefan Müller, Geschäftsführer der CinePostproduction GmbH, blickt in die digitale Film-Zukunft
Die Cine Postproduction GmbH ist eine 100-prozentige Tochter der Cinemedia Film AG, die alle klassischen Kopierwerksarbeiten von der Filmentwicklung über den Negativschnitt bis zur Serienkopie durchführt. Ebenso bietet sie den kompletten digitalen Workflow an, vom Scannen des Negativs bzw. Einlesen der Bilddateien vom Aufnahmemedium, der digitalen Bildbearbeitung bis zur Erstellung eines digitalen Masters von dem je nach Wunsch ein Sendeband, ein Digital Cinema Package für die digitale Projektion im Kino oder eine Ausbelichtung auf Film erstellt werden kann.
M | Wie stellt sich die aktuelle Situation dar?
STEFAN MÜLLER | Zum gefährdeten Teil des Kopierwerksprozesses gehören die Negativentwicklung von 16 und 35mm-Film für den Kinofilmbereich. Der dazu gehörige Negativschnitt und die Anfertigung von Kopien für den Kinoeinsatz. Diese Teile werden innerhalb der nächsten fünf bis sieben, andere sagen in bis neun Jahre durch die digitale Aufnahme- und Projektionstechnik ersetzt.
M | Was bedeutet dies für die Beschäftigten der Kopierwerke?
MÜLLER | Für die Erstellung der analogen Kopien beschäftigen wir ca.150 Mitarbeiter; für die Kopierung für Digitale Master werden zukünftig nur noch 10 bis 15 Mitarbeiter benötigt. Wenn der Digitale Rollout kommt, müssen wir Personal abbauen und das kann sehr plötzlich passieren und dadurch sicherlich nicht sozialverträglich sein. Bei einer Betriebsversammlung vor zwei Monaten wurde nach Umschulung und Weiterbildungsmaßnahmen gefragt. Dem stehe ich sehr offen gegenüber, aber davon können nur wenige profitieren. Zum einen fallen definitiv Arbeitsplätze weg, zum anderen gibt es qualifizierte junge Hochschulabgänger, die die digitalen Techniken im Blut haben. Wir versuchen, so viele Mitarbeiter aus dem analogen Bereich in den digitalen mit rüber zu nehmen wie möglich. Es gibt Mitarbeiter, die flexibel genug sind den neuen Bereich zu lernen, die sich mit Computertechnik beschäftigen – es gibt Potential. Damit haben auch schon angefangen und es wird weiter ausgebaut.
M | Welche Jobs wird es noch geben?
MÜLLER | Alle Jobs, die mit der digitalen Bild- und Tonbearbeitung zu tun haben: Coloristen, Tonmischer, Film und Videoeditoren, Programmierer, Graphikdesigner … .
M | Wie positioniert sich Cine Postproduction für die Zukunft?
MÜLLER | Ich bin nicht arrogant genug, um zu sagen, wir als einer der größten Player in Europa, können den digitalen Fortschritt aufhalten. Daher haben wir uns auch entschlossen als erstes Kopierwerk der Welt die Digitalkamera Red zu kaufen, um an der digitalen Zukunft teilhaben zu können. Täten wir das nicht, könnten wir die Cine Postproduction in einigen Jahren komplett schließen. Man muss nur auf Kodak schauen. Die haben zwar jede neue Technologie entwickelt, wie das erste DI und waren immer vorne dabei, haben aber im entscheidenden Augenblick den Anschluss verpasst und sind jetzt auf Gedeih und Verderb von Filmmaterial abhängig.
Wir investieren bei der Digitalisierung in Technik, Personal, Ausbildung und Auslandsakquise. Aber das werden die Kopierwerke im Ausland genauso tun. Daneben entwickeln wir ein Content-Management für den Vertrieb von Filmen und wir überlegen uns wie man Personal und Gebäude anderweitig einsetzen könnte.