Briefe an «M», 12/2010

Wunde Punkte

Klar zahl` ich! Neues Gebührenmodell in M 11 / 2010

Man wünscht sich von einer kritischen Journalisten-Zeitschrift wie M eine differenzierte Diskussion des Themas Rundfunkgebühren. Die Kolumne in M 11/2010: … Verteidigung des Ist-Zustandes auf der einen, vage Forderungen auf der anderen, „den Menschen den Programmauftrag klar“ zu benennen.
Benennen wir doch mal ehrlich die wunden Punkte:

  1. Das Öffentlich-Rechtliche System ist ein gigantischer Moloch mit einem 7 Mrd. Etat, das in fast jedem Bundesland eine Rundfunkanstalt mit komplettem Verwaltungsapparat bis hin zum hoch dotierten Intendanten unterhält. Da wird auch bezüglich des Programms viel Redundanz erzeugt.
  2. Trotz Rundfunkgebühren verzichten die ÖR nicht auf Werbung (sondern schränken diese nur etwas ein) …
  3. Der kulturelle, bildende und informative Auftrag ist die eigentliche Legitimation des ÖR. Hier ist der ÖR auch unverzichtbar. Und leistet vieles – was sich vor allem in seinen Radioprogrammen und Nachrichten/Politikangeboten zeigt. Allerdings: Welchen Anteil am Gesamtbudget macht dieser Programmteil? …
  4. Die Umwandlung der Rundfunkgebühren ist sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung. Aber: 18 Euro im Monat sind als Solidaritätsbeitrag zu viel. In der Tat „profitieren“ sehr viele Menschen heute nicht mehr vom ÖR, da sie deren Programme gar nicht konsumieren. Es ist an der Zeit, diese „Schwarzseher“ (die häufig in Wirklichkeit „Nicht-Seher“ sind) zu ent-kriminalisieren. Hätte man die Chance ergriffen, einen geringeren Beitrag zu wählen (z.B. 10 Euro), hätte man viele Freunde gewinnen können, da deutlich würde, dass auch von Seiten der ÖR Bereitschaft besteht, sich auf die neue Situation einzulassen.

    Ralph Schneider, per Mail

Weitere aktuelle Beiträge

Kriminalität nicht mit Migration verknüpfen

Kriminelle Migranten bedrohen die Sicherheit in Deutschland“ – dieses alte rechte Narrativ wird von der AfD neu belebt und verfestigt sich in der Mitte von Gesellschaft und Politik. Medien, die diese realitätsverzerrende Erzählung bedienen, weil sie meinen, die laute Minderheit repräsentiere ein öffentliches Interesse, spielen mit dem Feuer.
mehr »

Mit BigTech gegen Pressefreiheit

Der Vogel ist frei“ twitterte der US-Milliardär und Big Tech-Unternehmer Elon Musk am 28. Oktober 2022, dem Tag seiner Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter, der damals noch den blauen Vogel als Logo hatte. Der reichste Mann der Welt wollte nach eigener Aussage den Dienst zu einer Plattform der absoluten Redefreiheit machen: „Freie Meinungsäußerung ist die Grundlage einer funktionierenden Demokratie, und Twitter ist der digitale Marktplatz, auf dem die für die Zukunft der Menschheit wichtigen Themen diskutiert werden“, hatte er zuvor erklärt.
mehr »

Weniger Demokratie wagen

Mit dem Slogan „Medienvielfalt stärken – Meinungsfreiheit sichern“ ist die Regierungskoalition aus CDU/CSU und SPD angetreten.  Keine Koalitionsvereinbarung ohne Bekenntnis zur „flächendeckenden Versorgung mit journalistischen Angeboten“. Aber halt: Hieß es nicht bei der Ampel (und der letzten Merkel-Regierung!) noch „flächendeckende Versorgung mit periodischen Presseerzeugnissen“?
mehr »

Vernetzte Frauen im Journalismus

Sich als Frau in einer Branche behaupten müssen, in der Durchsetzungskraft und Selbstbewusstsein entscheidende Faktoren sind: Für Generationen von Journalistinnen eine zusätzliche Belastung im ohnehin schon von Konkurrenz und Wettbewerb geprägten Beruf. Angesichts dieser Herausforderung sind Netzwerke und solidarische Bündnisse von großer Bedeutung. Der Journalistinnenbund (JB) hatte hierbei seit seiner Gründung im Jahr 1987 eine Vorreiterrolle inne. Sein Anliegen: Geschlechtergleichstellung in den Medien erreichen.
mehr »