Briefe an M 6/2002

Alles andere als besonders feministisch

„Keiner da“ in M 3/2002

Mit viel Neugierde habe ich die März-Ausgabe von M aufgeschlagen, um dann auf Seite 8 zu lesen, was alles bei der Westfälischen Rundschau möglich sein soll. Ich habe die Zeitung, für die ich selbst seit Jahren als Redakteurin arbeite, gar nicht wieder erkannt. In dem Bericht ist schlicht eine ganze Menge verkehrt.

Die Westfälische Rundschau ist eine Regionalzeitung mit 246 Arbeitnehmern/innen (Ihr lasst schreiben 13) und etwa 30 Lokalredaktionen. Ganze 53 Beschäftigte sind weiblich. Von einer „Ausnahme in der Branche“ , kann also keine Rede sein. Der Chefredakteur ist ein Mann und heißt Frank Bünte. Der WAZ-Konzern, zu dem die Westfälische Rundschau gehört, ist alles andere als besonders feministisch. Anfang des Jahres wurde ein Einstellungsstopp verhängt. Für Kolleginnen, die nach der Mutterschutzzeit ihre Erziehungszeit in Anspruch nehmen, wird bis Mitte 2003 niemand mehr eingestellt. Das macht den Redaktionen das Arbeiten schwer und kann viele Redaktionsleiter/innen gegen Kolleginnen einnehmen. Denn sollte der Einstellungsstopp wieder aufgehoben werden, wer will dann noch eine „neue“ Frau im Team? Die könnte ja auch wieder schwanger werden.

Susanne Schulte, Dortmund

Die Redaktion bedankt sich für diese Richtigstellung. Die im Artikel „Keiner da“ beschriebenen Fakten beziehen sich ausschließlich auf die Lokalredaktion Lünen. Durch mißverständliche Formulierungen entsteht der Eindruck, die „Westfälische Rundschau“ insgesamt sei gemeint.

red

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