KI und Big Data zum Nutzen aller

Monique Hofmann
Foto: Martha Richards

Am 17. Mai ist Welttag der Telekommunikation und der Informationsgesellschaft. Motto in diesem Jahr: Der positive Nutzen von Künstlicher Intelligenz (KI) für die nachhaltige Entwicklung der gesamten Gesellschaft. Dazu zählen etwa die Förderung guter Gesundheitsvorsorge, nachhaltiger Städte oder des Klimaschutzes. Was das mit Medien und Journalismus zu tun hat, zeigen drei spannende Projekte, die ihre mittels KI und Big Data realisierten Geschichten in den Dienst der Gesellschaft stellen.

Den Einsatz von künstlicher Intelligenz in Medienredaktionen betrachten nicht wenige Journalistinnen und Journalisten noch immer mit reichlich Argwohn. Dabei ist der in vielen Verlagen, auch kleineren, heute schon gang und gäbe. Wenn nicht in Form von automatisiert produzierten Texten in der Fußball- oder Wetterberichterstattung, dann als innovative datenjournalistische Geschichten, für die Algorithmen massenhafte Datenberge durchsuchen und darin Muster erkennen – natürlich immer unter Anleitung des Menschen. Manchmal, aber nicht immer, werden die Bürgerinnen und Bürgern in diesen Rechercheprozess einbezogen, tragen mit ihren Daten selbst zum Entstehen der Geschichte bei. Und in vielen Fällen haben die dank Algorithmen und Big Data möglich gewordenen Daten-Stories einen unmittelbaren Nutzen für die Gesellschaft – indem sie Missstände aufdecken und zu deren Abstellen beitragen, indem sie Lösungen entwickeln oder einfach nur, indem sie ein Bewusstsein für problematische Entwicklungen schaffen.

Der Feinstaubradar

Mit dem Feinstaubradar dokumentiert die Stuttgarter Zeitung seit Herbst 2017 die Feinstaubbelastung in Stuttgart und Region. Das geschieht anhand der Daten von 300 Sensoren, die Bürgerinnen und Bürger selbst aufgehängt haben – und es werden immer mehr. Die Feinstaubmesswerte werden auf einer Live-Karte visualisiert, stündlich können die Leserinnen und Leser überprüfen, wie hoch aktuell die Feinstaubbelastung in ihrem Gebiet ist. Außerdem werden pro Tag mittels einer Software für automatisierte Textproduktion rund 80 Feinstaubberichte erstellt.

Medicamentalia

Für das Projekt Medicamentalia der spanischen Non-Profit-Organisation Civio haben Journalistenteams aus Brasilien, Spanien, Deutschland, Ghana und Argentinien das Preisniveau von Medikamenten weltweit verglichen. Analysiert wurden die Kosten von 14 Medikamenten in 60 Ländern. Das Ergebnis: Die Preise unterscheiden sich enorm. Menschen im Kongo etwa müssen für eine einfache medikamentöse Therapie zwei Wochen arbeiten gehen, während dafür in Deutschland der Verdienst einer Arbeitsstunde bereits ausreichend ist. Das Projekt untersucht aber nicht nur die Preise an sich, sondern auch die Ursachen und Entwicklungen, die hinter diesen massiven Differenzen stehen.

Schnee von morgen

„Schnee von morgen“ ist ein Projekt von BR Data, der Datenjournalismus-Abteilung des Bayerischen Rundfunks, und untersucht die Folgen des Klimawandels für die bayerischen Wintersportorte. Doch nicht nur das: Die Journalistinnen und Journalisten haben auch gefragt, mit welchen alternativen Tourismusmodellen die bayerischen Ski-Gemeinden trotz sinkender Schneehöhen und kürzerer Schneezeiten ihre Existenz sichern könnten.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Das Manifest für die Schublade

Schwein gehabt: Das „Manifest für einen neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland“, (meinungsvielfalt.jetzt) wurde weder ein Fest für die Freunde einer völlig verstrahlten medienpolitischen Debatte, noch eines für die Gegner des öffentlich-rechtlichen Rundfunks aus dem konservativen, neoliberalen und rechts-außen Lager. Ein paar Aufmerksamkeitszeilen in den Medienspalten der Zeitungen und wenige Interviews im Radio – das war’s. Glücklicherweise ist das Manifest fast schon wieder in der Versenkung verschwunden. Dort gehören diese Halbwahrheiten und unausgegorenen Neustartvisionen für meinen Geschmack auch hin.
mehr »

EU-Kommission geht gegen TikTok vor

Mit dem Digital Services Act (DSA), der nun in der gesamten EU gilt, werden vor allem die großen sozialen Netzwerke stärker als bislang reguliert. Zu diesen gehört auch TikTok. Die Plattform hat in der EU mittlerweile 135,9 Millionen monatlich aktive Nutzer*innen und ist vor allem bei Jugendlichen beliebt. Die EU-Kommission hat TikTok daher im April vergangenen Jahres als „sehr große Online-Plattform“ (Very Large Online Plattform, kurz: VLOP) eingestuft. In der Konsequenz muss die Plattform damit beginnen, eine Reihe von Vorgaben umzusetzen, unter anderem zum Schutz vor Minderjährigen.
mehr »

AfD im TV: Demokratie ist kein Boxring

Im Superwahljahr 2024 stellt sich den Medien verschärft die Frage, wie ein angemessener Umgang mit der AfD aussehen könnte. Sie einfach zu ignorieren scheidet als Strategie aus. Zum einen wäre eine solche Verweigerung weitgehend wirkungslos. Mit ihrer Präsenz in den sozialen Netzwerken hat sich die Partei längst eine Bühne geschaffen, von der sie ungefiltert ihr krudes völkisches Weltbild unter den Menschen verbreitet. Zum anderen würde diese Verweigerungshaltung den Informations- und Aufklärungsauftrag der Medien gegenüber einer Partei konterkarieren, die die Zerstörung der Demokratie anstrebt.
mehr »

Preis für respektloses Verhalten

Der seit Februar nicht mehr amtierende Produzent und Vorstandsvorsitzende der Constantin Film Martin Moszkowicz soll im Mai durch die Produktionsallianz und die Stadt Laupheim mit dem Carl Laemmle Preis 2024 für sein Lebenswerk geehrt werden. Empörend findet der Bundesfachausschuss Filmunion die Wahl dieses Preisträgers vor dem Hintergrund des aus einer Constantin Produktion heraus entstandenen „Schweiger-Skandals“ vor nicht mal einem Jahr.
mehr »