M 1–2/2011 „Prince und Pop“
Lieber Autor: „Da schreiben die Medien gern voneinander ab, weil es sich ja so gut anhört“ zitieren Sie Rainer Schmidt. Recht hat er und einen Beleg liefern sie an anderer Stelle Ihres Artikels gleich mit. Es sei etwas dran an dem Verdacht, die Musikpresse stecke mit der Musikindustrie unter einer Decke. Was verbindet ist natürlich eine gemeinsame Leidenschaft für die Musik, wobei gerade bei der Industrie hier und da daran gezweifelt werden darf. Aber aus der Bemusterung mit Promoexemplaren – seit einiger Zeit übrigens immer häufiger nur noch in Form von CDRs, Downloads oder gar Streams – zu schließen, man schreibe für die Firmen statt für den Leser ist unreflektierter Quatsch, der seit Jahrzehnten immer wieder wiederholt wird.
Jeder Buchkritiker bekommt Rezensionsexemplare, jeder Sportreporter freien Zugang zu Veranstaltungen etc. Die Unabhängigkeit der Berichterstattung, einen professionellen Journalisten tangiert das nicht. Im Übrigen wird ja in der Regel von allen Plattenfirmen bemustert, es herrscht also Wettbewerbsgleichheit. Schauen Sie sich doch mal eines der von Ihnen aufgeführten Hefte an: Sie werden feststellen: Es gibt Verrisse wie Lodhudelei und manchmal gar leidenschaftliche Diskussionen darüber. Mangelnde Kritikfähigkeit entsteht doch nicht aus der Versorgung des Schreibers mit dem, worüber er schreibt.