Theodor-Wolff-Preis in Berlin verliehen

Im Berliner Radialsystem V hat der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) gestern sechs Journalistinnen und Journalisten mit dem Theodor-Wolff-Preis (TWP) ausgezeichnet. Der Preis für das Thema des Jahres „Heimat und die Fremden“ wurde in diesem Jahr ausnahmsweise zwei Mal vergeben, an Vanessa Vu für „Meine Schrottcontainerkindheit“ und an Hannes Koch für „Karim, ich muss dich abschieben“. Den Preis für sein Lebenswerk erhielt der langjährige Parlamentskorrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), Günter Bannas.

„Heimat wird gern in eine Richtung verengt, zu etwas Ausgrenzendem“, sagt der Vorsitzende des TWP-Kuratoriums, Helmut Heinen, vor den rund 300 geladenen Gästen. „Das darf nicht passieren.“ Deshalb habe sich die Jury auch entschieden, zwei Beiträge mit dem Preis für das Thema des Jahres auszuzeichnen. Denn die ausgezeichneten Beiträge ermöglichten den Perspektivwechsel von den „authentisch und einfach lustig“ geschilderten Erlebnissen eines Deutschen, der einen syrischen Flüchtling in seiner Familie aufnimmt, zu der anrührenden Beschreibung, wie ein Kind, Tochter von Emigranten, darum kämpft, in Deutschland zu Hause zu sein. Die 26jährige Vanessa Vu von Zeit Online und Hannes Koch von der taz erhalten dafür jeweils 6000 Euro.

Preisträgerin in der mit ebenfalls 6000 Euro dotierten Sparte „Lokales“ ist Anne Lena Mösken von der Berliner Zeitung. In „Als wäre nichts gewesen“, einer Dokumentation über die Ereignisse am Breitscheidplatz, richtet die 35jährige den Fokus auf die Helfer, die bei solchen Ereignissen oft nicht beachtet werden. Und dies auf hohem sprachlichen Niveau, würdigte die Jury.

In der Kategorie „Reportage“ gewann Lorenz Wagner vom Süddeutsche Zeitung Magazin 6000 Euro für seinen Beitrag „Nach ihrer Pfeife“ über die Fußballschiedsrichterin Bibiana Steinhaus. Den ebenfalls mit 6000 Euro dotierten Preis in der Sparte „Meinung“ konnte sich Malte Henk von der Zeit für „Alles Zufall“ sichern.

Der vom BDZV ausgeschriebene Journalistenpreis der deutschen Zeitungen – Theodor-Wolff-Preis erinnert an den langjährigen Chefredakteur des Berliner Tageblatts, Theodor Wolff, der 1933 vor den Nazis nach Frankreich floh, dort verhaftet und an die Gestapo ausgeliefert wurde und 1943 im Jüdischen Krankenhaus in Berlin gestorben ist.


Die Preisträger sowie alle Nominierten und ihre Beiträge werden auf der Website www.theodor-wolff-preis.de näher vorgstellt.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Altersdiskriminierung beim WDR?

Der WDR serviert freie Mitarbeiter*innen ab, die im Rentenalter für den Sender arbeiten wollen. Damit tut er genau das Gegenteil von dem, was in der öffentlichen Diskussion derzeit geraten wird. Während Angestellte sich also über Jahre hinweg auf einen Termin für ihren Ruhestand vorbereiten konnten, wird langjährigen freien Mitarbeiter*innen nun mit kurzer Frist mitgeteilt, wann für sie angeblich Schluss sein soll. Altersdiskriminierung will man beim WDR aber nicht erkennen – für den Sender gehe es vielmehr darum, jüngeren Mitarbeitenden nicht den Einstieg zu blockieren.
mehr »

Buchtipp: Das Prinzip Trotzdem

Wie könnte ein selbstbewusster Journalismus aussehen, der sich gegen die aktuelle Medienkrise zu behaupten weiß und sich auf seine zentrale Rolle für funktionierende demokratischen Gesellschaften besinnt? Roger de Weck war Zeit-Chefredakteur, Generaldirektor des Schweizer Radios und Fernsehens sowie Mitglied des Zukunftsrats für Reformen des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks in Deutschland. In seinem jüngst erschienenen Essay „Das Prinzip Trotzdem. Warum wir den Journalismus vor den Medien retten müssen“ beschäftigt er sich mit genau diesen Fragen.
mehr »

„PR-Puppen“ proben den Aufstand 

Kreative, die der Tech-Konzern OpenAI (ChatGPT, DALL-E) zu einem geschlossenen Produkttest eingeladen hatte, leakten den Testzugang kürzlich und griffen OpenAI in einem Protestschreiben öffentlich an. Sie warfen dem Unternehmen u.a. vor, sie für Marketing und PR zu missbrauchen und Art Washing zu betreiben.Eine teilnehmende Person schildert M , wie es zu dem Leak kam und was Techkonzerne künftig bei der Zusammenarbeit mit Kreativen besser machen können.
mehr »

Studienergebnisse: Worlds of Journalism

Was bedeutet es heute, Journalist*in zu sein? Welche Dynamiken und Entwicklungen lassen sich im Berufsfeld wahrnehmen? Was brauchen wir, um gute und professionelle Arbeit machen zu können? Zu diesen Fragen führt das Langzeitforschungsprojekt „Worlds of Journalism“ seit 2007 weltweit Befragungen durch. Von 2021 bis 2023 ging die Studie in die dritte Runde. Unterstützt von UNESCO und der International Federation of Journalists, fokussiert die aktuelle Umfrage auf den Themenkomplex Risiken und Ungewissheiten. Ein Blick in die Schweiz.
mehr »