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Engagierte Medien abseits des Mainstreams gibt es zunehmend mehr. Sie sind hochinteressant, aber oft wenig bekannt. Deshalb stellt M in jeder gedruckten Ausgabe und auf M Online einige davon vor.
„Wir hatten einfach Lust und Spaß daran, noch mal richtig was zu reißen“, sagt Reinhold Böhmer. Der 65-Jährige ist Mitinhaber und im Wechsel mit seinen Kollegen Chefredakteur von Greenspotting. Böhmer hatte zuvor 30 Jahre lang für die Wirtschaftswoche gearbeitet. „Es gab dort seit 2000 alle paar Jahre Personalabbau“, sagt er. Schließlich schieden auch er und seine damaligen Kollegen und jetzigen Mitgründer Dieter Dürand und Lothar Schnitzler aus.
Gemeinsam mit Alireza Mir Mohammad Sadegh, der für den IT-Bereich zuständig ist, bilden sie heute das Team von Greenspotting. Auf Umweltthemen zu setzen, war naheliegend: Alle drei Männer bringen Expertise in unterschiedlichen Bereichen der Umweltberichterstattung mit. Umwelt und Nachhaltigkeit seien die großen Themen unserer Zeit, sagt Böhmer. „Der Informationsbedarf ist riesig.“
Dabei möchte Greenspotting eine breite Zielgruppe ansprechen: Die Seite richtet sich an Experten und Profis – aber ausdrücklich auch an „Engagierte“. Gefragt nach der Motivation für die Gründung eines Umweltportals verweist Reinhold Böhmer auch auf den fast schon legendären Spruch von FDP-Chef Christian Lindner. Der hatte die Fridays-for-Future-Bewegung mit den Worten kritisiert, Klimaschutz sei „eine Sache für Profis“. Böhmer deutet das als Auftrag: „Wir können diejenigen sein, die den jungen Leuten die Informationen bieten.“
Über 50 Quellen aus dem In- und Ausland wertet das Greenspotting-Team täglich aus – unter anderem diverse Medien, Newsletter von NGOs, Pressemitteilungen und Studien – und veröffentlicht dazu kurze Nachrichtenstücke. Inzwischen veröffentlicht Greenspotting auch eigene Beiträge. „In Zukunft wollen wir mit Exklusivmeldungen auf uns aufmerksam machen“, sagt Böhmer.
Laut eigenen Angaben arbeitet das Team mit Eigenkapital. Einen Plan für die langfristige Finanzierung werde man nach und nach entwickeln. Zunächst gehe es darum, Reichweite zu schaffen, so Böhmer. Dann werde man sehen, welches Modell sinnvoll sei. Derzeit könne sich das Team verschiedene Optionen vorstellen: eine Bezahlschranke, ein Abo-Modell, Werbung. Einige wenige Anzeigen gibt es bereits auf der Seite. Auch neue Formate seien im Gespräch, etwa ein Newsletter, ein Podcast oder Videos.
Zurzeit besteht die Redaktion ausschließlich aus Böhmer, Dürand und Schnitzler. Auf Dauer soll das Team aber wachsen. „Wir sind offen für neue Autoren“, sagt Böhmer. Intern lege man großen Wert auf ein demokratisches Miteinander: „Bei uns werden alle Entscheidungen einstimmig getroffen.“
Und nein, „Ökolomie“ ist kein Tippfehler. „Uns geht es darum, Ökonomie und Ökologie zusammenzuführen“, erklärt Böhmer die Wortneuschöpfung. Ziel dieser Rubrik sei es, den Leser*innen die Zusammenhänge zwischen wirtschaftlichen Prozessen und der Umwelt anschaulich zu machen.