Schon entdeckt?
Engagierte Medien abseits des Mainstreams gibt es zunehmend mehr. Sie sind hochinteressant, aber oft wenig bekannt. Deshalb stellt M in jeder gedruckten Ausgabe und auf M Online einige davon vor.
Die beiden studierten Politikwissenschaftler, die in ihrer Studienzeit nebenbei als Journalisten bei großen Medienhäusern gearbeitet haben, sammeln gemeinsam mit weiteren sieben Redakteur_innen bis zu 2.000 Originalbeiträge von etablierten Medien und Thinktanks, unabhängigen Journalisten, Wissenschaftlern, Bloggern, aus social-Media-Kanälen und werten sie aus. Die jeweils zehn relevantesten Positionen werden gegenübergestellt und ergeben so ein Meinungsbild zu einem Thema. Einmal pro Woche wird auf diese Weise ein Debattenthema bearbeitet. An jedem Werktag erscheint um sieben Uhr der „Perspektivwechsel am Morgen“. Dieser verlinkt zu Artikeln, die alternative Sichtweisen zu einer tagespolitischen Angelegenheit behandeln, zum Beispiel am 15. Februar „Deniz Yücel als Faustpfand von Erdogan“.
Das Redaktionsteam will sich mit dieser Methode klassischen journalistischen Grundsätzen annähern, nämlich der möglichst distanzierten und differenzierten Berichterstattung. Dario Nassal: „Wir schauen nach den Aspekten einer Frage – zum Beispiel politische, philosophische, ökomische – und suchen dann nach Meinungen dazu. Wir versuchen also, die Aspekte einer Debatte transparent abzubilden.“ Dazu gehört, dass der Original-Artikel zu jeder Zusammenfassung von den Leser_innen abgerufen werden kann.
Datenbank und Suchmaschinen sind hilfreich – aber das Kuratieren erfolgt größtenteils manuell. Das soll mittelfristig effektiver möglich sein. Deshalb arbeitet das Team an der Entwicklung einer Meinungssuchmaschine. Unterstützt wird das Projekt mit 50.000 Euro im Rahmen Digital News Initiative von Google. Gefördert wird „The Buzzard“ außerdem vom Journalismus-Netzwerk VOCER, vom Medial Lab Bayern und dem Social Impact Lab Leipzig (SIL).
Dennoch arbeiten die zehn Mitarbeiter_innen noch selbstausbeuterisch: „Felix und ich bekommen ein kleines Stipendium vom SIL, die Redakteur_innen arbeiten größtenteils ehrenamtlich, nur die Entwickler werden bezahlt“, so Nassal. Mehr zahlende Kunden könnten helfen, das Startup auf stabile finanzielle Füße zu stellen und die technische Entwicklung zu forcieren. „The Buzzard ist der weltweit erste Navigator für politische Perspektiven im Internet“ – mit diesem Alleinstellungsmerkmal wirbt das Startup-Team um Abonnent_innen, auch unter den Profis der Branche.
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