dju-Mitglieder lehnen das Tarifergebnis ab

Der Slogan "Gute Leute, gute Arbeit, gutes Geld" gilt für die Redakteur_innen an Tageszeitungen auch 2018 - sie lehnen den Tarifabschluss zwischen DJV und BDZV als zu gering ab
Foto: Joe E. Roettgers

62 Prozent der befragten Mitglieder der dju in ver.di erteilten dem im Sommer ausgehandelten Tarifergebnis für die Tageszeitungsredaktionen eine Absage. Sie lehnen den vom Deutschen Journalisten-Verband (DJV) mit dem Bundesverband Deutscher Tageszeitungsverleger (BDZV) am 2. Juli abgeschlossenen Tarifvertrag als unzureichend ab. Deshalb bleibe es dabei: ver.di werde den Abschluss nicht nachzeichnen, heißt es in einer gewerkschaftlichen Tarifinformation.

Nachdem auch die letzten Stimmen der dju-Mitglieder vom Alpenrand bis an die Ostseeküste ausgezählt wurden, sei das Ergebnis eindeutig, informiert die ver.di-Tarifkommission: Der Tarifvertrag werde von der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di nicht nachgezeichnet und die dju sei nicht in der Friedenspflicht. Das vom Deutschen Journalisten-Verband (DJV) mit dem Bundesverband Deutscher Tageszeitungsverleger (BDZV) erzielte Ergebnis mit einer Gehaltserhöhung von 1,9 Prozent ab Mai 2018 und 2,4 Prozent ab Mai 2019 bei einer Laufzeit bis Ende Juli 2020 sei zu weit entfernt von der dju-Forderung nach Reallohnsteigerungen. Für die Forderung nach zweimal 2,8 Prozent Erhöhung und einer Laufzeit bis Ende 2019 hatten sich 89 Prozent der dju-Mitglieder in Streikbetrieben vor der entscheidenden Verhandlungsrunde Anfang Juli in einer Urabstimmung ausgesprochen. Sie hatten auch ihre Bereitschaft ausgedrückt, für dieses Ziel weiter zu streiken.

„Das Ergebnis unserer Mitglieder-Abstimmung bestätigt die Verhandlungskommission darin, dass es richtig war, den aus unserer Sicht nicht tragfähigen Kompromiss abzulehnen. Er hätte unsere aktiven Kolleginnen und Kollegen, die für ein besseres Ergebnis auch weitergekämpft hätten, vor den Kopf gestoßen. Jetzt hingegen stehen uns viele Optionen offen, weil wir nicht in der Friedenspflicht sind“, erklärt der Tarifkommissions-Vorsitzende Klaus Schrage.

Über das Abstimmungsergebnis und das weitere Vorgehen werde die dju-Tarifkommission am 5. November beraten: „Wir sollten Chancen nutzen. Alle dju-Mitglieder, die sich in diesen Prozess einbringen wollen, sind herzlich eingeladen: Sie sollten mit ihren Kolleginnen und Kollegen diskutieren und ihre Meinung an die Mitglieder der Tarifkommission übermitteln, die für ihre Region entsandt sind“, sagte Schrage.

Wer erfahren wolle, welches Tarifkommissionsmitglied welche Region vertritt, könne sich unter dju-info@verdi.de melden.

Weitere aktuelle Beiträge

Was tun gegen defekte Debatten

Das Land steckt in der Krise und mit ihm die Diskussionskultur. Themen wie Krieg und Pandemie, Migration und Rechtsextremismus polarisieren die politische Öffentlichkeit. In ihrem Buch „Defekte Debatten: Warum wir als Gesellschaft besser streiten müssen“ suchen Julia Reuschenbach, Politikwissenschaftlerin an der FU Berlin und Korbinian Frenzel, Journalist und Redaktionsleiter Prime Time bei Deutschlandfunk Kultur, nach Auswegen aus der diskursiven Sackgasse.
mehr »

Content, Streaming und Transformation

Medienkonvergenz erfordert neue Geschäftskonzepte und eine funktionierende Infrastruktur. Doch beides ist eine Herausforderung, die es zu meistern gilt. Wie? Das wurde auf einer der weltgrößten Telekommunikationsmessen diskutiert: Der Anga Com in Köln. Auf der Kongressmesse für Breitband, Fernsehen und Online wird auch das neue Digitalministerium in die Pflicht genommen.
mehr »

Breiter Protest gegen Radiokürzungen

Als die Bundesländer im vergangenen September Reformvorschläge für ARD, ZDF und Deutschlandfunk vorgelegt haben, war klar: Diese beinhalten starke Kürzungen. Die ARD-Häuser müssen im Auftrag der Politik über die Verringerung von Radiowellen entscheiden. Die Anzahl der regionalen Hörfunkprogramme in der ARD soll demnach von rund 70 Wellen auf 53 sinken. Dagegen regt sich breiter Protest.
mehr »

Filmtipp: Code der Angst

Der Filmemacher Appolain Siewe spürt in seinem Film „Code der Angst“ der Ermordung des kamerunischen Journalisten Eric Lembembe nach. 2013 wird der junge Journalist und LGBTI*-Aktivist Lembembe in Kamerun ermordet. Dieses und weitere Verbrechen gegen Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, lassen Appolain Siewe keine Ruhe. Der Filmemacher ist in Kamerun geboren und aufgewachsen und lebt heute in Berlin.
mehr »