Festivalarbeiter stimmen für ver.di

Erstes Arbeitstreffen im September in Berlin

Eine klare Mehrheit der Festivalarbeiter_innen, die sich in der Initiative „Festivalarbeit gerecht gestalten“ zusammengeschlossen haben, wollen ihren Kampf für bessere Arbeitsbedingungen gemeinsam mit ver.di führen. Das ergab eine Online-Umfrage in ihrem Netzwerk. Nun wollen viele der bisher noch Unschlüssigen Gewerkschaftsmitglieder werden.

Projektverträge, schlechte Bezahlung, unzählige Überstunden – solche Bedingungen sind für die Beschäftigten bei den rund 450 Filmfestivals in Deutschland normal. Ohne ihr Engagement, ihre Selbstaufopferung und Leidensbereitschaft würde es nur noch wenige Festivals geben. Tarifverträge, Honorarordnungen, Mindestabsicherung? Fehlanzeige. Es begann zu brodeln unter den Festivalarbeiter_innen, die Unzufriedenheit wuchs, und damit auch die Bereitschaft, selbst aktiv etwas für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu tun. Im Juli 2016 initiierten Andera Kuhn (Filmfestival der Menschenrechte Nürnberg), Grit Lemke (DOK Leipzig) und Ludwig Sporrer (DOK.fest München) schließlich einen Aufruf zum Zusammenschluss und verbreiteten ihn über die sozialen Netzwerke. Schnell sprach sich die Initiative „Festivalarbeit gerecht gestalten“ in der Branche herum und schon Anfang November 2016 fand ein erstes Treffen mit rund 100 Teilnehmer_innen am Rande des Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm DOK statt. Erste Informations- und Arbeitsstrukturen entstanden, thematische Schwerpunkte wurden diskutiert. Am Rande der Berlinale 2017 führten die Aktivist_innen dann ihre Gespräche fort, trafen konkrete Absprachen und planten das weitere Vorgehen.

Einig waren sich die Festivalarbeiter_innen von Anbeginn darüber, dass sie gemeinsam für eine bessere materielle und soziale Absicherung streiten, die Politik in die Pflicht nehmen und dafür sorgen wollen, dass ihre Arbeit mehr gesellschaftliche Wertschätzung bekommt. In welcher Organisationsform dies geschehen sollte, war aber nach den ersten Treffen weniger klar. Deshalb beschlossen sie, eine Online-Umfrage in ihrem Netzwerk zu starten.

Nun – ziemlich genau ein Jahr nach dem ersten Aufruf – liegt das Ergebnis vor: Mehr als zwei Drittel der Befragten votierten für ver.di als gewerkschaftliche Interessenvertretung. Sie wollen sich in der „Sektion Festivalarbeit“ als eigene Gruppe innerhalb der ver.di FilmUnion konstituieren. Die führenden Köpfe der Initiative sind bereits ver.di-Mitglieder. In ihrem aktuellen Newsletter fordern sie nun ihre Kolleg_innen auf, ebenfalls der Gewerkschaft beizutreten und sich unmittelbar danach in die Festivalarbeit-Gruppe bei ver.di einzutragen. So soll sichergestellt werden, dass alle die nötigen Informationen bekommen.

Schon am 15./16. September wird es in Berlin ein erstes Arbeitstreffen mit vielen Aktiven geben; an der inhaltlichen Planung wird bereits intensiv gearbeitet.


Beschäftigte von Filmfestivals, die noch nicht im Email-Verteiler Festivalarbeit sind, können sich direkt auf der Facebook-Seite der Initiative informieren: https://www.facebook.com/festivalarbeit/

Interessierte am Arbeitsreffen in Berlin wenden sich per Email an berlin@connexx-av.de

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Quartalsbericht liegt vor

Einen detaillierten Blick auf das Mediengeschehen gibt der neue Quartalsbericht. Er speist sich aus den Auswertung von Internetseiten, Zeitungen, Fachzeitschriften, Informationsdiensten, Verbands- und Unternehmenspublikationen. Im Frühjahr nun hat das Internet erstmals das Fernsehen als wichtigste Quelle für „News“ abgelöst. Die gedruckten Auflagen der Pressemedien gehen weiter zurück, die Digitalumsätze legen zu. Fest steht außerdem, Zeitungen erhalten keine Zustellförderung. 
mehr »

Tarifverhandlungen: Unfaire Forderungen

Für die zweite Tarifverhandlungsrunde mit der dju in ver.di hatte der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) ein Angebot zu Tariferhöhungen angekündigt. Doch der Verband legte am 25. Juli in Frankfurt am Main keine konkreten Zahlen vor. Die Tarifverhandlungen hatten am 27. Mai begonnen. Die dju in ver.di fordert zwölf Prozent mehr für Gehälter und Honorare. Damit soll der eingetretene Reallohnverlust ausgeglichen werden.
mehr »

Recherchen für die Demokratie

Die Uhr tickt – politisch und ökologisch. „Der Ton wird rauer, die Angriffe intensiver“, so NDR-Intendant Joachim Knuth im Begrüßungsgespräch mit Daniel Drepper, dem Vorsitzenden der Journalist*innenvereinigung Netzwerk Recherche (NR), die ihre Jahreskonferenz unter das Motto stellte: „Now is the time. Recherchen für die Demokratie“. Etwa 900 Teilnehmende trafen sich beim NDR Fernsehen in Hamburg zu Austausch und Debatte über die Rolle der Medien in Zeiten des politischen Rechtsrucks und der Klimakrise. 
mehr »

Renaissance einer Redaktion in Guatemala

Am 15. Mai 2023 stellte Guatemalas investigative Tageszeitung „elPeriódico“ ihr Erscheinen ein. Rund ein Jahr später sind die Köpfe hinter dem linken Leitmedium mit dem Online-Portal „eP Investiga“ wieder da. Die beiden Buchstaben eP erinnern an den alten Titel des Blattes, das sich dem Kampf gegen die Korruption verschrieben hatte. Offiziell gibt es keine Verbindung zur Familie Zamora und dem nach wie vor in Haft sitzenden Zeitungsgründer José Rubén Zamora. Allerdings tritt das investigative Portal für sein journalistisches Credo ein. 
mehr »