Nach dem Streik ist vor dem Streik

An der Streikdemonstration in Bielefeld mit rund 5000 Beschäftigten aus dem Öffentlichen Dienst haben sich auch zahlreiche ostwestfälische Tageszeitungsjournalist_innen beteiligt
Foto: ver.di

Nachdem am Montag bundesweit etwa 1000 Journalistinnen und Journalisten ihre Arbeit niedergelegt hatten, wurden die Streiks noch bis gestern fortgesetzt. In Bielefeld beteiligten sich am Dienstag zahlreiche Zeitungsjournalist_innen an einer ver.di-Streikkundgebung des Öffentlichen Dienstes. Bei einer weiteren ver.di-Großkundgebung in Hannover sprach am heutigen Donnerstag zudem der stellvertretende Vorsitzende der dju in ver.di, Peter Freitag, zu den Streikenden aus dem Öffentlichen Dienst über die Tarifauseinandersetzung der Tageszeitungsjournalist_innen.

Dem Streikaufruf von ver.di waren tausende Beschäftigte in Hannover und Umgebung gefolgt. Zwei Demonstrationszüge vereinigten sich schließlich auf dem Opernplatz, wo die 10.000 Streikenden für eine Abschlusskundgebung zusammenkamen. Kurz nach dem ver.di-Vorsitzenden Frank Bsirske überbrachte Peter Freitag den Demonstrant_innen aus dem Öffentlichen Dienst (ÖD) die solidarischen Grüße der Journalistinnen und Journalisten:

Der stellvertretende Vorsitzende der dju in ver.di spricht am 12.04.2018 zu 10.000 Streikenden auf dem Opernplatz in Hannover
Foto: Matthias Büschking

„Wir haben in den vergangenen Wochen intensiv darüber informiert, warum ihr auf die Straße geht und wofür ihr kämpft. Die Redakteurinnen und Redakteure und die freien Journalistinnen und Journalisten in den Zeitungsredaktionen berichten über eure Arbeitsbedingungen, über die Belastungen und vielfältigen Anforderungen, mit denen ihr täglich konfrontiert seid, und über eure Forderung nach einer angemessenen Tarifsteigerung. Auch die rund 13.000 Journalistinnen und Journalisten in den Redaktionen der Tageszeitungen sind gerade in einer Tarifauseinandersetzung. Aus den Zeitungen erfahrt ihr von unserem Arbeitskampf allerdings nur selten etwas. Die Manager in den Zeitungsverlagen wollen vermeiden, dass die Verhältnisse in ihren Häusern öffentlich diskutiert werden.“

Freitag bat seinerseits um die Solidarität der ÖD-Beschäftigten: „Wir Journalistinnen und Journalisten würden uns freuen, wenn ihr die Verlage wissen lasst, dass euch nicht egal ist, unter welchen Bedingungen die Redaktionen dort arbeiten, wenn ihr unseren Arbeitgebern sagt, dass guter Journalismus nur für gute Gehälter und Honorare zu haben ist. Denn wir sind es wert.“

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Am Dienstag, Tag nach der vierten Verhandlung in der Tarifrunde für Tageszeitungsjournalist_innen,  waren die Streiks vom Vortag in Baden-Württemberg und Ostwestfalen-Lippe fortgesetzt worden. Redakteurinnen und Redakteure sowie Freie von insgesamt 23 Tageszeitungsredaktionen befanden sich im Ausstand. Zur Streikversammlung in Stuttgart sprach der Bundesvorsitzende der Links-Partei, Bernd Riexinger:

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Detlef Hasn Serowy berichtet 5000 Streikenden aus dem Öffentlichen Dienst von der Tarifrunde für die Tageszeitungsredaktionen
Foto: ver.di

In Bielefeld unterstützten zahlreiche Tageszeitungsjournalist_innen rund 5000 Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes bei einem Streikzug und einer anschließenden Großkundgebung. Für die Journalistinnen und Journalisten sprach der zweite Vorsitzende der dju Ostwestfalen-Lippe in ver.di, Detlef Hans Serowy, zu den Beschäftigten über die Tarifauseinandersetzung mit den Verlegern. Dass diese eine Tarifsteigerung weit unter der allgemeinen Teuerungsrate böten, wurde von nicht wenigen Kundgebungsteilnehmer_innen mit einigem Unglauben aufgenommen. Dabei bewegen sich die Tarifsteigerungen an Tageszeitungen schon seit Jahren mit deutlichem Abstand unterhalb derjenigen des Öffentlichen Dienstes.

Auch gestern beteiligten sich ostwestfälische Journalist_innen am dritten und bis zur nächsten Verhandlungsrunde letzten Warnstreiktag. Am Vormittag hatten sich viele von ihnen den Film „Die Verlegerin“ im Lichtwerk Bielefeld im Ravensberger Park angesehen.

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Der Film transportiert das Bild einer Verlegerin, das wohl für die meisten Journalist_innen an Tageszeitungen im krassen Widerspruch zu ihrer Arbeitsrealität steht. Aber immerhin: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und: Am 25. April wird wieder verhandelt – und gestreikt.

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