Saarbrücken zieht mit Tarifabschluss nach

Auch am 25. Oktober beteiligten sich über 200 Beschäftigte des Saarländischen Rundfunks am Streik – mit dem Erfolg eines Tarifabschlusses nach sechsstündigen Verhandlungen.
Foto: Renate Reißner

Nach zweitägigen erfolgreichen Streiks konnte beim Saarländischen Rundfunk (SR) am 25. Oktober ein Tarifabschluss erzielt werden, der sich im Rahmen der bislang vorliegenden Vereinbarungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk bewegt. Das sei nur durch die „überwältigende Unterstützung“ durch die Streikenden möglich geworden, erklären die beteiligten Gewerkschaften.

Das „tragfähige Tarifergebnis“ stellt ein Paket aus unterschiedlichen Regelungen dar, das neben Gehalts- und Honorarsteigerungen auch Übernahmegarantien und Verbesserungen für langjährige Freie enthält. Vereinbart wurde die Erhöhung der Gehälter und Honorare zum 1. Dezember 2017 um 2,1 Prozent und zum 1. August 2018 um weitere 2,3 Prozent. Zum Ausgleich der verstrichenen Leermonate gibt es eine Einmalzahlung in Höhe von 800 Euro, die im Dezember ausgezahlt wird. Die Ausbildungsvergütungen steigen um jeweils 35 Euro, die Volontärsvergütungen um die lineare Erhöhung, mindestens jedoch um 75 Euro. Die Einmalzahlung für die Azubis beträgt 500 Euro.

Eine wesentliche Tarifforderung betraf die bessere Absicherung von langjährigen Freien. Erreicht wurde der Einstieg in den Bestandsschutz: Wer als 12a-Freie 25 Jahre und länger im Haus ist, dem darf innerhalb von zwei Jahren um maximal 25 Prozent im Honorar gekürzt werden, bisher war das jährlich möglich. Auch der Beendigungsschutz wird ausgeweitet: 12a-Kolleg_innen, die älter als 55 Jahre und länger als 15 Jahre beschäftigt sind, kann nur noch aus wichtigem Grund (§ 626 BGB) „gekündigt“ werden.

Azubis beim saarländischen Rundfunk werden nach erfolgreichem Abschluss ihrer Ausbildung für mindestens ein Jahr übernommen. Auch der Erschwernisausgleich für Kolleginnen und Kollegen im disponierten Dienst wird verbessert.

Zur Finanzierung des Gesamtpakets wurde vereinbart, dass die Jubiläumszuwendungen nach jetzigem Stand letztmals zum 30. Juni 2022 gewährt werden, ab 1. Juli 2022 gelten die Regelungen des öffentlichen Dienstes analog. Außerdem entfallen die Beihilfen.

Die Tarifverhandlungen für die Kolleg_innen der Deutschen Radio-Philharmonie wurden abgetrennt. Vereinbart wurde, dass eine einheitliche Vergütungstabelle für die gesamte Radio-Philharmonie, der auch Musiker vom SWR angehören, angestrebt wird.

Streikende auf dem Weg: Sie bildeten Spalier zum Empfang der Verhandlungsdelegationen.
Foto: Renate Reißner

Jeweils über 200 Beschäftigte des Saarländischen Rundfunks hatten am 24. und 25. Oktober für ein verbessertes Tarifangebot gestreikt. Das Fernsehprogramm im Dritten fiel zeitweise komplett aus, Radio- und Internetangebote waren erheblich eingeschränkt. Die Streikenden wollten speziell verhindern, dass die SR-Beschäftigten von der Gehalts- und Honorarentwicklung der ARD abgekoppelt würden. Die Tarifverhandlungen waren zuletzt im September einseitig von der Geschäftsleitung abgebrochen worden.

Aufgerufen zu dem Streik hatten die beim SR vertretenen Gewerkschaften ver.di, Saarländischer Journalistenverband (SJV), VRFF und Deutsche Orchester-Vereinigung (DOV). Es beteiligten sich zunächst Festangestellte, Auszubildende, Volontäre und 12a-Mitarbeiter im Fernsehen, in den Programmgruppen Telemedien und Newsroom sowie im Bereich Technik, am zweiten Streiktag überwiegend Beschäftigte aus Hörfunk und Technik.

In der laufenden Tarifrunde wird nun noch beim Bayerischen Rundfunk (BR) verhandelt. Dort hatte die Geschäftsleitung am 18. Oktober nach Einschätzung der Gewerkschaften ihr Angebot in einigen Punkten nachgebessert. Am 10. November soll es weitergehen.

 

 

 

 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Das Wetter: Es kann nur besser werden

5000 verkaufte Exemplare alle Vierteljahr, Titelseiten, die ausschließlich auf Ästhetik setzen, noch dazu mit inzwischen auf 12 angewachsenen unterschiedlichen Coverstories - zumindest bei der letzten, der immerhin schon 35. Ausgabe. „Das Wetter“-Magazin weiß sich zu präsentieren. Seit über zehn Jahren zähle es, so heißt es, zu „den schillerndsten Printmagazinen des Landes“.
mehr »

Komplett-Verweigerung der Rundfunkpolitik

Nachdem die Ministerpräsident*innen am heutigen Donnerstag zur Rundfunkpolitik beraten haben, zeichnet sich ein düsteres Bild für die öffentlich-rechtlichen Medien, ihre Angebote und die dort Beschäftigten ab. Beschlossen haben die Ministerpräsident*innen eine Auftrags- und Strukturreform und einen ab 2027 geltenden neuer Mechanismus zur Festsetzung des Rundfunkbeitrags. Nicht verabschiedet wurde jedoch der fällige Rundfunkbeitragsstaatsvertrag.
mehr »

Gendergerechtigkeit per KI überprüfen

Ein Gender-Analyse-Tool der Technischen Universität München zeigt, wie Frauen medial ausgeklammert werden. Das Ziel vom  Gender Equality Tech Tool – GETT  ist es, die Sichtbarkeit von Frauen in der Berichterstattung bewusst zu fördern. Mit GETT kann über eine Kombination aus klassischen Algorithmen und Open-Source-KI-Modellen nachgeprüft werden, wie oft Frauen im Vergleich zu Männern in den Medien genannt und wie sie dargestellt werden.
mehr »

Gewalt an Frauen bleibt Leerstelle

Gewalt gegen Frauen ist in Deutschland alltäglich. Und nicht nur in Politik und Justiz besteht großer Nachholbedarf im Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt: Auch die journalistische Praxis zeigt deutliche Schwächen und erhebliche Leerstellen. Der aktuelle Trendreport der Otto Brenner Stiftung nimmt die Jahre 2020 bis 2022 in den Blick und stellt fest: Gewalt gegen Frauen wird isoliert dargestellt, ohne strukturelle Ursachen und Präventionsmöglichkeiten zu thematisieren. Das betrifft besonders deutsche Täter. Die Perspektive der Opfer bleibt unterbelichtet.
mehr »