„Wir fühlen uns als Mitarbeiter zweiter Klasse gegenüber den MDR-Beschäftigten, viele von uns bekommen kein Urlaubsgeld, es gibt keinen Bestandsschutz, deshalb wollen wir einen Tarifvertrag“, ist eines der Statements, mit denen Streikende vor dem Landesfunkhaus in Dresden auf die seit Jahrzehnten tariflose Situation bei der MCS aufmerksam machen. Andere fordern neben Absicherung vor allem einen Inflationsausgleich. “Wir werden Verhandlungen mit der Geschäftsführung erkämpfen“, sagt Detlef Heuke von ver.di Sachsen.
Den zweiten Tag stehen sie am 14. Dezember mit großem Spruchband und Transparenten vor der Tür des MDR-Landesfunkhauses in der Königsbrücker Straße. Coronabedingt jeweils nur zehn Streikende. Sie fordern Tarifverhandlungen, um ihre oft prekären sozialen Bedingungen zu verbessern und nach 23 Jahren eingefrorenen Gagen und Honoraren wenigstens den Inflationsausgleich zu sichern. „Sparen auf unsere Kosten – es reicht“, steht auf einem der Transparente, „Einkommen statt Outsourcing“ auf einem anderen. „Die Stimmung ist gut, wir bleiben so lange im Warnstreik, bis man mit uns redet“, versichert Gewerkschafter Heuke. Zwei Sondierungsgespräche im Sommer und Herbst verliefen zuvor ergebnislos. „Der Geschäftsführer verweigerte sich kategorisch.“
Seit 1998 habe sich bei der Service-Tochter des MDR hinsichtlich der Entlohnung nichts bewegt. Soziale Standards fehlen. Lediglich die Verwaltungskräfte sind fest angestellt, alle anderen der etwa 70 Beschäftigten arbeiten quasi als Gagisten oder völlig frei. „Dabei sind das hochqualifizierte, erfahrene Fachkräfte“, versichert Heuke – Kameraleute, Cutter*innen, Redakter*innen, Editoren.
Die MCS GmbH Sachsen, ein sogenannter Technik-Dienstleister, wurde in den 1990er Jahren aus dem MDR ausgegründet – mit Einspar- und Tarifumgehungsabsichten. Heute ist die Firma über die 100prozentige Tochter DREFA Media Holding quasi eine 100prozentige Enkelin des Mitteldeutschen Rundfunks, für den auch die meisten Aufträge erledigt werden. Die Media & Communication Systems (MCS) Sachsen – Parallelunternehmen gibt es auch in Sachsen-Anhalt und Thüringen – gilt als „Spezialist für hochwertige Produktionen“; in eigenen Hörfunk- und Fernsehstudios werden täglich Programme produziert, der Dienstleister bietet auch Filmproduktionen und Augmented Reality Anwendungen.
Viel weniger innovativ zeigt sich die Gesellschaft hinsichtlich der Arbeits- und Entlohnungsbedingungen. Da der MDR vorrangig bei den – wegen niedriger Personalkosten billig produzierenden – Tochterunternehmen einkauft, kommt es zudem zu Wettbewerbsverzerrungen in der Branche. „Das sollte auch der Politik nicht gleichgültig sein“, so Gewerkschafter Detlef Heuke.
Ihn, die ver.di-Aktiven der Betriebsgruppe und ihre ver.di-Tarifkommission treibt vor allem um, dass mit öffentlich-rechtlichen Geldern Honorardumping betrieben wird. Die Forderungen für Tarifverhandlungen sind deshalb klar: es geht um soziale Absicherung, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Urlaubsgeld und Altersvorsorge. Wirtschaftlich werden deutliche Entgeltsteigerungen verlangt. Nur der Inflationsausgleich für die vergangenen mehr als 20 Jahre würde ein Plus von 38 Prozent bedeuten, hat ver.di-Mann Heuke errechnet. Er macht aber auch klar: In ihren Forderungen für einen Haustarifvertrag orientieren sich die Tochter-Beschäftigten an den Tarifwerken im MDR. Auch von der MCS wird das erwartet.
Der Geschäftsführer hat sich am zweiten Streiktag erstmals gemeldet und „Gespräche“ für nach dem Jahreswechsel angeboten. Gespräche und Verhandlungen sind zweierlei, wurde ihm von den Streikenden beschieden. Sofern er für Mittwoch, den 15. Dezember, nicht morgens zu Verhandlungen bereitstünde, werde der Warnstreik fortgesetzt. Und der zeige beim MDR bereits Auswirkungen im Programm ….